21
Jun
2014
Die größte zu verputzende Fläche
Als ich im letzten Blogeintrag von den ersten Verputzarbeiten in diesem Zimmer berichtete, habe ich meine aktuelle Vorgehensweise bereits weitestgehend erklärt. In diesem Eintrag will ich einige andere Aspekte der Arbeit beleuchten und auch einen Fehler erklären, der mir gelegentlich unterläuft.
Heute sollte die größte zusammenhängende Wandfläche im Obergeschoss verputzt werden – eine besondere Herausforderung für eine ungeübte Person wie mich; für einen professionellen Putzer wären die 12m2 hingegen eine lächerliche Übung ;-) .
Der Putzvorgang
Wie immer begann die Arbeit mit dem Einstreichen des Lehmuntergrunds. Dazu verwenden wir stets eine Kalk-Kaseinleimmilch um eine Bindeschicht zwischen dem Lehm und dem Kalkputz herzustellen. Diese Schicht ist wichtig, da Lehm und Kalk nur mechanisch aneinander haften. Die Kalk-Kaseinleimmilch vermischt sich beim Einreiben mit der obersten Lehmschicht und bindet somit den Lehm einerseits und bietet dem Kalk eine entsprechend dotierte Kalkschicht auf der anderen Seite.
Da die Kalk-verarbeitende Welt gerne freskal (also feucht in feucht) arbeitet, wird nur so viel der Wandfläche mit der Kalkmilch eingestrichen, wie zeitig mit Kalkputz versehen werden kann. Anschließend wird sogleich die erste Schicht Kalkputz aufgetragen. Gerade bei der unteren Schicht wende ich etwas mehr Druck und Sorgfalt an, damit auch wirklich überall der Kalkputz ordentlich aufgetragen wird und die Haftung zwischen Lehm und Kalk optimal ist.
Nachdem die untere Schicht mit der Zahnkelle aufgetragen wurde, wird mit einer Kartätsche über die Putzprofile gefahren um sicherzustellen, dass kein Kalkputz übersteht. Die untere Schicht halte ich bewusst unterhalb der Soll-Linie, damit die zweite, dünnere und leichter zu verarbeitende Schicht mit mehr sorgfalt und weniger Kraft aufgetragen werden kann.
Die untere Schicht Kalkputz sollte etwas angezogen sein, bevor die zweite aufgetragen wird – meistens reichen 60 bis 90 Minuten.
Filzen
Ist die zweite Schicht Kalkputz aufgetragen, so tritt eine weitere Wartephase ein. Diese sollte, je nach Viskosität des Kalkputzes ein bis zwei Stunden betragen. Ist der Kalkputz einmal angezogen, so kann die Fläche durch das Reiben mit einem angefeuchtetem Schwammbrett gefilzt werden. Das ermöglicht selbst einem Laien eine ordentlich aussehende Putzfläche zu produzieren und wirkt sich wie die Retusche mit einer Bildbearbeitungssoftware aus: Da sieht jeder Politiker aus wie der strahlende Retter in der Not ;-) .
Glätten
Im Gegensatz zu den Verputzarbeiten im Erdgeschoss, wollte ich mich im Obergeschoss mit dem anschließenden Glätten der Putzflächen versuchen um so eine optisch schlichtere/ruhigere Fläche zu schaffen.
Also machte ich mich mit der langen (1m) Glättekelle von Schwan ans Werk. Dabei musste ich bereits früh feststellen, dass diese Kelle leider nicht aus Edelstahl besteht, wie die übrigen Werkzeuge von Schwan in meinem Besitz; sie lief nach kurzer Zeit bereits an :-( .
Also machte ich mich daran die Kalkfläche mit der langen Glätekelle zu verdichten. Dabei stolperte ich über ein Problem, welchem ich bereits auf kleiner Fläche woanders begegnet war: es bildeten sich Luftblasen im Putz. Meine Vermutung ist, dass ich diese durch den Druck mit der Glättekelle aus den Tiefen des Putzes an die Oberfläche rieb.
Dabei ist mir aufgefallen, dass dieses Phänomen nur dann auftritt, wenn der Putz noch zu feucht ist um ordentlich verdichtet zu werden. Lässt man dem Kalkputz mehr Zeit, so tauchen die nervigen und häßlichen Luftblasen nicht auf. Unternommen habe ich dagegen nichts, denn in der Vergangenheit hat sich das aufstechen und auffüllen als schlechte Lösung entpuppt. Besser war es einfach etwas länger zu warten und den deutlich fester gewordenen Kalkputz erneut anzudrücken.
Ein Tipp noch zum Schluss: Egal ob man filzt oder glättet, es ist immer ratsam die Putzfläche kritisch zu begutachten. Ein Blick von der Seite mit einer passenden Lichtquelle zeigt oft mehr auf, als man eigentlich sehen möchte – ermöglicht aber die Arbeit zu einem zufriedenstellenden Abschluss zu bringen. Es nützt niemandem, wenn man sich selbst anlügt, schließlich sind es die eigenen vier Wände und man möchte lange Freude an ihnen haben.