20

Jun

2014

Das zweite Zimmer wird verputzt


17℃


Weil ich stets auf der Suche nach einer besseren Verputztechnik bin, die mir hilft effektiver das gewünschte Ergebnis eines möglichst ebenen Wandputzes zu erhalten, versuchte ich mich dieses Mal mit einer neuen Methode. Beim letzten Zimmer (dem ersten im Obergeschoss) trug ich den gesamten Kalkputz in einem Durchgang auf. Da die Putzprofile etwas 'zu weit' abstanden, mussten mitunter 8mm Kalkputz aufgetragen werden und anschließend eine weitere Lage um die Putzprofile zu verdecken. Das erscheint mir nicht wirklich sinnvoll, also wollte ich in diesem Zimmer den Kalkputz in zwei Lagen auftragen. Die erste Lage sollte mit der Zahnkelle aufgetragen werden und zugleich deutlich (2-3mm) unterhalb der Putzprofiloberkante bleiben, während die zweite Schicht dann die abdeckende – und hoffentlich leichter zu handhabende – Schicht darstellen sollte.

Die erste Lage wird mit der Zahnkelle dünn als Grundierung aufgetragen

Die Kämme müßen deutliche unterhalb des Putzprofils sein

Bevor die zweite Kalkputzschicht aufgetragen wurde, musste geprüft werden ob die erste Lage bereits fest genug war um sich nicht zu verschieben. Je nachdem wie der Kalkputz angerührt wurde dauert das zwischen 60 und 120 Minuten. Ich beginne nach einer Stunde mit der ersten Druckprüfung und entscheide dann nach Fingerspitze ob der Putz fest genug ist um die zweite Lage aufzunehmen. Da Kalkputz viel CO2 braucht um zu karbonatisieren besteht keine Gefahr, dass die zweite Lage Putz sich nicht mit der ersten verbindet.

Druckprüfung des Kalkputzes für die zweite Schicht Kalkputz

Ließ sich der Kalkputz unter etwas Kraftaufwand eindrücken ohne gleich zerdrückt zu werden, war für mich ein guter Zeitpunkt gekommen um die nächste Schicht aufzutragen, welche dann sowohl die fertige obere Schicht darstellen soll, als auch (hoffentlich) die Putzprofile abzudecken.

Die zweite Lage Kalkputz füllt die Fläche auf

Die hinteren Wände im Kinderzimmer werden verputzt

Kalkputz abziehen und korrigieren

Wurde die obere Schicht Kalkputz aufgetragen und mit der Glättekelle so verteilt/angedrückt, dass eine plane Fläche entstand, war wieder Warten angesagt. Beim Abziehen tauchen mitunter sofort Stellen auf, an denen noch Kalkputz fehlt – je nach Fähigkeit kann man dann entscheiden ob man einen Korrekturversuch in dem feuchten Kalkputz riskieren möchte oder lieber etwas wartet. Ist der Kalkputz nämlich etwas angezogen, so können Korrekturen vorgenommen werden ohne den angrenzenden Putz erneut in Mitleidenschaft zu ziehen. Der frische Kalkputz kann dann sicher eingebracht und eingearbeitet werden (mit Maurerkelle und Glättekelle).

Nach dem Abziehen fehlt mitunter an manchen Stellen Kalkputz

Die zweite Lage Kalkputz wurde aufgetragen

Es dauert weitere 90 Minuten nachdem die zweite Schicht aufgetragen wurde, bevor man gefahrlos mit dem Schwammbrett beginnen kann die Oberfläche zu filzen. Ein Fliesenlegereimer hat sich hier als perfektes Werkzeug entpuppt, weil das Schwammbrett darin sowohl leicht abgespült, sowie neu angefeuchtet und ausgedrückt (an der integrierten Rolle) werden kann. Mit Fingerspitzengefühl und leichtem Druck wird dann die Oberfläche mit dem Schwammbrett abgerieben.

Nach dem Abreiben oder Filzen der Wand sieht sie beßer aus

Nach dem großflächigen Abreiben des Kalkputzes – es empfiehlt sich stets eine zusammenhängende Wandfläche auf einmal zu bearbeiten, da sonst die Übergänge schwer zu retuschieren sind – zeigen sich im seitlichen Lichtschein sofort weitere Unebenheiten. Einige möchte man korrigieren, während andere mit weiterem Filzen "vertuscht" werden können.

Nach dem Filzen ist zu erkennen wo es Tiefen im Kalkputz gibt

Auf dem oberen Foto zeigen sich die Unebenheiten dadurch, dass der Kalkputz nicht vom Schwammbrett erfasst werden konnte – es schwebte dann über das Putztal hinweg. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich diese Stelle explizit aufgefüllt habe aber sie liegt direkt auf der Kippe zwischen "korrigieren" und "ach, einfach nochmal darüber reiben".

Habe ich Stellen gefunden, die ich korrigieren möchte, so markiere ich sie indem ich sie mit der Fingerspitze (im Handschuh!) umkreise. So besteht keine Gefahr, dass ich die Stellen verliere. Das passiert schneller als man glaubt und bei vier bis fünf Korrekturen sind die mittleren drei Stellen sofort vergessen ;-) .

Tiefe Stellen werden markiert um sie gleich auszubeßern

Letztendlich wird man jedoch von dem Anblick einer großen, fast ebenen Fläche belohnt und darf mit Stolz den Frust der vergangenen Stunden vergessen, in denen es nicht so geklappt hat wie ursprünglich gewünscht.

Die hinteren Wände nach der Korrektur und dem Abfilzen

Nacharbeiten

Als ich in der Fachoberschule auf dem Bau mein Praktikum machte, da wurden die Unterputzdosen erst dann freigeklopft, als die Verschalung des Betons abmontiert wurde. Dann ist der Beton noch nicht vollständig durchgehärtet aber schon fest genug um die Rundungen sauber ausschlagen zu können. So bin ich leider auch beim Kalkputz an die Sache herangegangen mit unterschiedlich Ergebnissen. Teilweise gelang es die Rundung gut auszuschlagen/auszukratzen, während an anderen Stellen viel zu große Putzbrocken herausbrachen. Deshalb ging ich jetzt dazu über die Dosen möglichst gleich nach dem Filzen auszuschneiden – ob mit einer Fugenkelle, dem Stukkateurspachtel oder schlicht einem Teppichmesser spielt dabei keine Rolle.

Wenn der Putz nur leicht angezogen ist laßen sich die Unterputzdosen gut freilegen

Die Unterputzdosen wurden diesmal gleich freigelegt

Kalkputz hält sich ziemlich lange, sofern er keinen Kohlendioxid zum Karbonatisieren bekommt. Man kann diesem Prozess leicht entgegenwirken, in dem Putzreste eine Sperrschicht (die Oberfläche im Eimer mit Wasser bedecken) aus Wasser erhalten. Wenn die nächste Ladung Kalkputz angerührt wird, kann der "alte" Putz einfach der neuen Mischung hinzugegeben werden und man verschwendet nichts. Wenn der nächste Putzvorgang etwas auf sich warten lässt (mehrere Tage), dann muss nur daran gedacht werden das verdunstete Wasser regelmäßig aufzufüllen.

Etwas Waßer dient als Sperrschicht zum Kohlendioxid