09
Feb
2014
Oberputz von der Lehmdecke kratzen
Es ist kaum zu erklären, was genau die Arbeit an den Lehmdecken so anstrengend macht, denn vom Ergebnis her sieht es recht einfach aus. Doch das Arbeiten mit den Armen über dem Kopf und der anhaltende Kraftaufwand um den Schaber zwischen die Unter- und Oberputzschicht zu treiben, erschöpfen einen auf Dauer ziemlich und machen häufige Pausen notwendig.
Putz ritzen
An manchen Stellen kommt der Oberputz einem alleine entgegen. Das ist angenehm, da der Kraftaufwand dann sehr gering ist. Gleichzeitig ist es nicht so schön, wenn man damit nicht gerechnet hat ☺. Außerdem bedeutet das meistens, dass die Lehmdecke darunter etwas mehr gelitten hat in den vergangenen Jahrhunderten und intensiver Reparatur bedarf.
Es gibt aber auch andere Stellen, an denen der Lehmoberputz sich wirklich gut festhält und nicht von der Lehmdecke trennen lässt. In solchen Fällen wird das Schaben an der Decke zum echten Kraftakt – selbst bei gutem Winkel und einer frischen Klinge.
Im Laufe der Arbeiten hat sich herausgestellt, dass es hilfreich ist, die abzuschabende Fläche dann in kleinere Quadranten zu unterteilen. Dazu drücke ich eine Ecke der Klinge in die Putzschicht und ziehe dann quer und längs über die Decke, wodurch Ritze entstehen. Den Druck kann und sollte man mit Vorsicht wählen, weil es recht anstrengend sein kann diese Bewegung zu machen und man nicht unnötig tief in die darunter liegende Lehmdecke schneiden möchte.
Wurden die Vierecke eingeritzt, kann man schneller einen Ansatzpunkt für die Klinge finden und somit einfacher die Oberputzschicht von der darunter liegenden trennen.
Die Decke fällt uns auf den Kopf
Irgendwann war es an der Zeit die letzte Deckenbahn im Schlafzimmer anzugehen – an der mir bereits vor Jahren eine seltsam ausgebeulte Stelle aufgefallen war, die daraufhin deutete, dass dort etwas nicht mit der Konstruktion stimmte.
Kaum war der Schaber dort angekommen, schon lösten sich große Brocken Lehm von der Decke und es rieselte Strohschnipsel, Lehm und wasweißich noch alles. Die Decke war mir hier sprichwörtlich auf den Kopf gefallen.
Ein solcher Ausbruch hinterlässt natürlich ein großes Loch und entsprechend sah die Decke nach ein wenig grober Reinigungsarbeit mit der Hand dann auch aus – hier würde sehr viel Flickarbeit notwendig sein um einen soliden Untergrund herzustellen… ich sah die Wochen vor meinem geistigen Auge schon dahin rinnen.
Bei genauerer Betrachtung der Decke und dem herabgefallenen Schutt, stellte sich dann schnell heraus, dass wir es hier wohl mit einem verlassenem Mäusenest (oder eines ähnlichen Nagers) zu tun hatten. Überall lagen Stroh- oder Kotreste herum und die Aushöhlung in der Decke hätte mit Sicherheit genug Platz für eine Familie gelassen.
Wer auch immer dort einst lebte (
Die Schlafzimmerdecke ist vorbereitet
Nach den mühsamen Kratzarbeiten an der Lehmdecke, der Reinigung der diversen Schlitze, sowie der Räumung des ehemaligen Mäusehotels musste der gesamte Schutt noch nach unten auf den Bauschutthaufen verfrachtet werden. Dabei kamen erstaunlich viele Eimer an wenig einladend aussehenden Lehmresten zusammen, gespickt mit Farbe, Putz und Sonstigem.
Es war geschafft, der erste Schritt zur Ausbesserung der Schlafzimmerdecke vollzogen und nun stand den Korrekturarbeiten mit Lehmputz nichts mehr im Wege.