05
Mai
2013
Achsschenkel vom Passat 3B ausbauen
Wir haben das Jahr der Hauptuntersuchung 2013. Der Wohnwagen im April, das Motorrad im Mai, der Audi im Juni, der Passat im Juli. Unabhängig davon haben wir festgestellt, dass die Radlager des Passats mal ausgewechselt werden müssen. Ich habe schon einmal die Achsschenkel vom vorherigen Passat ausgebaut und da sind mir diverse Fehler unterlaufen, die ich zukünftig vermeiden möchte. Es ist halt eine Arbeit, die man nicht ständig machen muss und daher kann Dokumentation nicht verkehrt sein.
Alle Bolzen vor dem Aufbocken lösen!
Das man die Radschrauben lösen muss, bevor man den Wagen aufbockt ist klar. Was ich nur immer vergesse ist, dass ich auch die Antriebswelle von der Radnabe entkoppeln muss, bevor ich den Wagen aufbocke. So auch dieses Mal geschehen. Ich musste die Räder daher wieder anbauen und das ganze wiederholen ;-) .
Angehoben wird der Wagen mit einem (Rangier-)Wagenheber aber aufgebockt werden sollte er mit ordentlichen Metallstützen. Die Teile können einige Tonnen (permanent) halten und sind im Fachhandel oder das Internet erhältlich. Ziegelsteine oder Porenbetonsteine sind dafür nicht geeignet!
Den ABS-Sensor Abstöpseln
Als ich das erste Mal einen Achsschenkel ausbaute, da habe ich den ABS-Sensor aus dem Achsschenkel gezogen – was nach 270.000km zum unweigerlichen Tod führte – anstatt einfach die Gummikappe aus dem Radkasten zu ziehen und dort den Stecker von der Buchse zu trennen. Diesen Fehler wollte ich nicht wiederholen und so löste ich als erstes die ABS-Sensoren.
Ganz wichtig ist es sich den genauen Kabelverlauf zu merken oder zu fotografieren :-) . Die Kabel sind ein wenig wie die Packungsbeilage von Arzneimitteln – man bekommt sie nie wieder so zusammengefaltet, dass sie in den Karton passen.
Alle Schrauben einölen
WD-40 ist dein Freund beim Lösen von Bolzen die der ständigen Witterung ausgesetzt sind. Gerade die Schrauben in den Radkästen haben einiges hinter sich und sind immer Wind, Wetter und dem Straßendreck ausgesetzt – da kann man sich auf einiges gefasst machen. Ich würde behaupten, dass nur die Schrauben am Auspuff schwerer zu lösen sind als die der Achslenker / Achsschenkel.
Daher einfach ganz am Anfang (sobald die Räder abmontiert wurden) alle Schrauben und Muttern mit WD-40 einsprühen und dann in Ruhe das restliche Werkzeug holen bzw. einen Kaffee kredenzen. Die Einwirkzeit kann viel Kraft sparen :-) .
Alle Teile der Bremsen gut abdecken wenn mit Sprühöl gearbeitet wird!
Keine Schrauben Forcieren!
Wie bereits erwähnt sind die Schrauben teilweise sehr fest. Ich will nicht sagen festgerottet aber Rost spielt da durchaus mit. Manchmal ist aber auch einfach viel Dreck auf dem Gewinde. Es ist daher immer eine gute Idee – sofern möglich – bei deutlich gewitterten bzw. sandigen/dreckigen Schrauben das Gewinde mit einer Drahtbürste freizuschrubben.
Lässt sich eine Schraube teilweise lösen und sitzt dann fest sollte man diese wieder etwas zurückschrauben, Sprühöl anwenden und wieder aufschrauben. Wenn man so vor- und zurückarbeitet bekommt man das Problem gut in den Griff. Versucht man aber die Schraube mit Gewalt aufzuschrauben, kann sich diese schonmal wirklich böse festfressen – der eigenen Kraft sei dank.
Den Bremssattel von hinten lösen
Der Bremssattel sitzt gerne besonders fest und es gibt scheinbar keinen Platz um daran herumzuschrauben – zu allem Überfluss muss "blind" gearbeitet werden, weil die Bolzen zum Motorraum zeigen.
Mit einem dosierten und gut gezieltem Spritzer WD-40 (und Einwirkzeit, siehe oben) war mir schon sehr geholfen. Die normale Knarre war etwas zu kurz aber mit dem Hebel der großen Drehmomentknarre konnten die beiden Bremssattel-Bolzen gut gelöst werden. Daran denken: man arbeitet spiegelverkehrt, da die Schrauben nach hinten rausgeschraubt werden ;-) . Da wird "lösen" schnell zum "noch fester machen" und umgekehrt.
Ist der Bremssattel einmal gelöst, sollte ein Draht oder sonstige Befestigungsmöglichkeit zur Hand sein, damit der Bremssattel nicht am Bremsschlauch hängt und diesen belastet oder umknickt! Ich machen den Bremssattel gerne am Federbein fest.
Spurstangenkopf lösen
In der einschlägigen "Mach's dir selbst"-Literatur wird vom Lösen der Spurstangenköpfe gewarnt, weil sonst das Fahrwerk neu vermessen werden muss. Verstehe ich nicht und hat mich auch bislang nicht gestört. An dieser Stelle kommt aber noch der "es geht nicht anders"-Faktor hinzu, also werden sie einfach rebellisch abgeschraubt!
Manchmal ist der Spurstangenkopf sehr leicht herauszuziehen, an anderen Tagen sitzt dieser fest. Das wussten die Konstrukteure aber scheinbar und haben gleich eine Sechskantaufnahme eingebaut. Mit einer IN10 Ratschennuss und etwas Sprühöl ist dem Problem aber mit geduldigem Herausarbeiten beizukommen.
Immer daran denken die Bremsanlage vor dem Sprühöl zu schützen!
Die unteren Achslenker/Querlenker
Die Teile sind wirklich hartnäckig! Wenn ich daran denke, dass ich vor knapp acht Jahren zum ersten Mal die Querlenker an einem Passat ohne Ausdrücker gewechselt habe *kopfschüttel* – welch' Qual!
Hier kann gut und gerne mit der Drahtbürste vorgearbeitet werden, denn die Gewinde sind meistens sehr dreckig. Nicht zimperlich sein mit dem Sprühöl und der Einwirkzeit – jetzt wissen wir nicht-Mechaniker endlich warum so viele Kaffeepausen gemacht werden in den Werkstätten :-D . Wenn die Mutter abgeschraubt ist, geht es darum den Metallkonus aus dem Achsschenkel zu drücken.
Den Ausdrücker vorsichtig ansetzen und dabei darauf achten, dass die Gummimanschette am Achslenker nicht beschädigt wird, sonst darf demnächst der komplette Achslenker ausgetauscht werden.
Jetzt die Knarre ansetzen und ordentlich Spannung aufbauen. Irgendwann löst sich der Metalkonus aus dem Achsschenkel mit einem ordentlichem Knall. Mir jagt das jedes Mal einen Schreck ein, weshalb ich mittlerweile dabei Gehörschutz trage.
Sind beide unteren Achslenker ausgedrückt ist das Schlimmste auch schon vorbei – Gratulation!
Dieser Ausdrücker ist nichts besonderes aber für das bißchen Geld (weniger als €30,00) hat der schon sehr viel geleistet.
Die Antriebswelle von der Radnabe trennen
Als leichte Abschlussarbeit muss noch die Antriebswelle aus dem Radlager gezogen werden. Die sitzt recht locker in der Radnabe und kann mit einem leichten Schlag mit dem Gummihammer gelöst werden. Dazu die lange Antriebswellenschraube einige Umdrehungen hineinschrauben und diese kurz mit dem Gummihammer in Wellenrichtung (leicht!) schlagen.
Sie löst sich sofort.
Jetzt kann der Achsschenkel einfach nach vorne herausgekippt werden und dabei von den unteren Achslenkern befreit werden.
Der Achsschenkel / das Schwenklager
Ist dieses Stück Metall endlich aus dem Radkasten gehievt worden, kann es sorgfältig untersucht werden. Auf den nächsten beiden Fotos ist die Seite mit dem defekten Radlager zu sehen, was sofort an dem ausgetretenen Fett erkannt werden kann. Dieses Lager war dabei sich selbst aufzulösen mangels Schmierung.
Als Vergleich nochmal die andere Seite, wo das Radlager noch trocken (und intakt) ist – allerdings ist es ratsam gleich beide Seiten zu machen, denn das zweite Lager würde nach 180.000km Laufleistung nicht lange auf sich warten lassen.
Die Werkzeugsammlung
Volkswagen benutzt gerne die Schlüsselweiten SW16, SW17 und SW18 im Bereich der vorderen Radaufhängung. Auch SW13 und der InBus IN10 und IN11 sind mit von der Partie. Ich habe sehr gute Erfahrung mit einfachen Doppelringschlüssel in SW16/17 und SW18/19 gemacht – die sind immer praktisch im Radkasten.
Sprühöl, Metallbürste und lange Hebel sind auch Teil des Pflichtprogramms. Für wirklich hartnäckige Schrauben ist ein Stück Hartholz als Schlagpuffer zu empfehlen. Dadurch wird die Schraube nicht beschädigt und es kann/darf trotzdem ordentlich Kraft mit dem Fäustel übertragen werden.
Ein Metalldorn kann auch sehr, sehr praktisch sein, wenn die Schrauben auf halber Strecke festsitzen! Umso besser, wenn dieser keine Spitze, sondern eine flache Oberfläche hat.
Abschlussarbeiten / Sortierarbeiten
Die Achsschenkel/Schwenklager werden jetzt mit den neuen Radlagern zur Werkstatt gebracht, wo die alten herausgepresst und die neuen hereingepresst werden. Da nie wirklich klar ist wie lange die Werkstatt dafür braucht ist es ratsam alles gut zu sortieren und zu beschriften, sowie alle empfindlichen Teile im Radkasten abzudecken.
So kann bei Rückkehr der frisch aufbereiteten Achsschenkel der Einbau zügig erfolgen!