13
Feb
2013
Gekochtes Leinöl auf Mahagoni Holzplatte
Nachdem ich bereits mit Leinöl in Kombination mit Balsamterpentin herumexperimentiert hatte, dann auf gekochtes Leinöl mit Balsamterpentin umgestiegen war um anschließend nur noch mit gekochtem Leinöl zu arbeiten, ließ ich das Experiment ruhen. Zuerst hatten mich die Balsamterpentin-Dämpfe überrascht – was aber schlichtweg Unachtsamkeit war – und dann wusste ich nichts mit den Ölpfützen auf dem Holz anzufangen. Ich wollte die Ölschicht erst einmal trocknen lassen, sie dann abschleifen und einen weiteren Auftrag des gekochten Leinöls riskieren.
Doch der Trocknungsvorgang ließ behaglich auf sich warten – verständlicherweise, denn gekochtes Leinöl ohne Sikkative (Schwermetalle welche den Trocknungsprozeß deutlich beschleunigen) braucht gut und gerne sieben Tage. Die auf der Holzplatte angesammelten Leinölpfützen waren demnach noch nicht ganz trocken und das Abschleifen gestaltete sich als leicht klebrige Angelegenheit. So musste beim Abschleifen regelmäßig die Schleifpapierscheibe abgezogen und abgeklopft werden, da sich Leinöl mit Schleifstaub zu hartnäckigen Inseln versammelte und das weitere Abschleifen effektiv zu verhindern wusste :-) .
Neben dem Abklopfen erwies sich auch das "Rollen" der Schleifscheiben als effektive Methode die angesammelten Pseudo-Leinölkitt-Inseln schnell von dem gekörnten Papier zu entfernen. So konnten die Schleifscheiben sehr lange benutzt werden, bis sie gegen neuere ausgetauscht werden mussten.
Geölt, geschliffen und die Ölflecken
Das folgende Foto verdeutlicht den enormen farblichen Unterschied zwischen einer unbehandelten und einer geölten Mahagoni-Holzplatte. Während das unbehandelte Holz bereits eine leicht rötliche Färbung hat, so kommt diese dank des Öls verstärkt zum Vorschein. Die untere Holzplatte sieht übrigens so blass aus, weil sie gerade abgeschliffen wurde und dann sind mir die "lustige Flecken" aufgefallen…
Zuerst nahm ich an es würde etwas Schneeregen durch das offene Scheunentor auf die Mahagoniplatte geweht, doch irgendwann wurde klar, dass es kein Wasser war. Es stellte sich heraus, dass das Öl aus den Tiefen des Holzes zurück an die Oberfläche des Holzes "sprudelte" und sich dort neu verteilte. Das Phänomen habe ich mittlerweile auch an ungeschliffenen Stellen beobachten können. Wenn man es mit dem Lappen verreibt, dann hinterlässt es keine weiteren Spuren.
Mit Halböl gestrichen
Als ich im Januar den ersten Anstrich (mit Leinhalböl) der Küchenplatten im Haus machte, da war mir die Intensität des Balsamterpentins noch nicht bewusst, bis es zu spät war. Lange Lüftungsphase waren nötig um die gesundheitlich nicht unbedenklichen Dämpfe auf ein Minimum zu halten. Den Fehler wollte ich keinesfalls wiederholen und so verlagerte ich trotz der niedrigen Temperaturen die erste Ölung der Unterseiten der Mahagoni-Holzplatten in die Scheune.
Es musste also eine andere Auflage her und die sollte natürlich ebenfalls aus Mahagoni-Holz sein. Also schnitzte ich einige Holzwinkel und ölte sie. Zur Befestigung würde ich gerne Messingschrauben besorgen, weil das besonders nett aussieht (sehr viel besser als gelb-passivierte Spax).
Die letzte Ölung
In der Küche befinden sich insgesamt vier einzelne Arbeitsplatten. Zwei von diesen werden verleimt und verschraubt um ein "L" zu bilden, die anderen beiden stellen einzelne Elemente dar. Das "L" hatte ich bereits zweimal geölt und nun folgten zwei weitere Ölungen im Abstand weniger Tage. Dabei fiel auf, dass bereits bei der dritten Ölung die Aufnahmekapazität des Holzes erreicht war – oder zumindest hatten die unteren Ölschichten eine Sperrschicht gebildet.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Ölungen, überließ ich die dritte (und vierte) nicht sich selbst und wartete nur ca. 20 Stunden, bevor ich mit einem Baumwolltuch die verbleibende Ölschicht auf dem Holz verrieb. Nach weiteren 24 Stunden wiederholte ich den Vorgang mit der vierten und letzten Schicht.
Besondere Erwähnung sollte hier noch finden, dass ich ab der zweiten Schicht auf erwärmtes, (gekochtes) Leinöl umgestiegen bin. Anstatt ein Halböl auf Basis von Balsamterpentin zu benutzen wurden die weiteren Ölungen mit erwärmten (40-50°C) Leinöl gemacht was ebenfalls eine gute Eindringtiefe verspricht und die Dämpfe des Balsamterpentins umgeht. Das hat uns besonders im Innenraum sehr gut gefallen :-) .
Das Ergebnis war eine samtige, leicht ölige Oberfläche welche mit jedem Tag etwas an Öligkeit verlor. Angeblich braucht gekochtes Leinöl ca. 7 Tage bis der Polymerisationsprozeß abgeschlossen ist – was sicherlich von der Umgebung (Temperatur & Luftfeuchtigkeit) abhängt.
Der mit Leinöl getränke Lappen der Einreibevorgänge wurde zum Auslüften bzw. Austrocknen aufgehängt um die Selbstentzündungsgefahr auf ein Minimum zu reduzieren.
Zweimal geölt vs. viermal geölt
Selbstverständlich kam auch irgendwann die Frage nach der "richtigen" Anzahl Ölungen auf. Die erste Schicht hatte ich bislang stets mit verdünntem Leinöl (Halböl mit einer 50%/50% Mischung aus Balsamterpentin und Leinöl) gemacht um die bestmögliche Eindringtiefe zu erreichen. Die anschließenden Schichten waren mit erwärmten Leinöl geschehen. Obwohl das Leinöl vom Hersteller bereits gekocht ist und ohne Sikkative daherkommt, stellt ein Erwärmen desgleichen eine effektive Methode dar es flüssiger zu bekommen ohne auf Balsamterpentin zurückgreifen zu müssen. Somit ist weiterhin eine gute Eindringtiefe gewährleistet.
Auf dem oberen Foto ist das Mahagoni-Holz nach zweimaliger Behandlung zu sehen und auf dem unteren nach viermaliger Behandlung. Es ist gut zu erkennen, wie auf dem oberen Foto das Öl eingedrungen ist und das die Aufnahmekapazität noch nicht erreicht ist. Auf dem unteren Foto sieht man, dass eine wirklich dicke, wachsähnliche Schicht selbst die obersten "Poren" verschlossen hat.
Nach meiner Erfahrung war dieser "versiegelte" Zustand bei Mahagoni bereits nach dem dritten Anstrich erreicht. Der vierte Anstrich schwamm quasi komplett auf und musste somit auch komplett mit dem Tuch entfernt werden. Sicherlich wird auch hier noch Öl vom Holz aufgenommen worden sein aber es war nicht mehr so viel, dass sich nach dem Streichen trockene Inseln aufgetan haben.