27

Feb

2013

Der Tresen


27.02.2013


Da der Winter anhält, es nicht viel Spaß macht im Kalten zu arbeiten und zusätzlich im Haus gewohnt wird muss ich momentan viele Bauprojekte in die Scheune verlagern. Der WAF im Haus mit dem Winkelschleifer Holz zu schleifen oder mit olfaktisch prägnantem Öl zu versiegeln ist nicht sonderlich hoch – abgesehen von den handfesten Nachteilen wie Baustaub oder Gesundheitliche Bedenken (für den Satz gibt es Mecker ^^).

Wie bereits in den vergangenen Einträgen berichtet wurde, ist es geplant ein Tresen auf das Fachwerk zu montieren. Hintergrund dabei ist nicht der Wunsch nach einer eigenen Gaststätte, sondern eher das vorhandene Fachwerk nicht nur optisch, sondern auch praktisch als Ablage nutzen zu können. Das beim Kauf der Mahagoni-Platten Holz "übrig" blieb spielte uns da natürlich in die Hände.

Biegsame Bohrer

Bohrer sind biegsam und steile Keile nutzen diese Biegsamkeit gerne aus um ein geplant gerades Loch in eine vollkommen andere Richtung zu lenken. So kam es, dass ich bei den ersten Löchern etwas dumm aus der Wäsche guckte, als ich meine Arbeit begutachtete. Schnell war das Problem ausgemacht (manchmal hilft es die Dinge einfach genau zu betrachten, anstatt sich von seinen eigenen Annahmen blenden zu lassen) und eine neue Arbeitsweise ersonnen.

Makita HP 2071 F im Bohrständer

Der Bohrer traf auf das Holz in einem Winkel der dessen Umlenkung offensichtlich sehr begünstigte. Die aufwändige Lösung wäre gewesen mit einem kurzen, nicht biegsamen Bohrer den ersten "Lochansatz" zu produzieren (ähnlich wie man es mit einem Dorn macht, wenn man Blech anbohrt bzw. mit Klebeband, wenn man Fliesen anbohren möchte) und dann auf einen langen Bohrer umzusteigen. Das hätte aber sehr viel mehr Zeit gekostet und insofern entschied ich mich den Bohrer einfach höher am Holzkeil anzusetzen. Dieser fräste sich dann etwas tiefer entlang der geplanten Linie ein und folgte dann mehr oder weniger treu der ursprünglichen Bahn. Da der perfekt gerade Verlauf hier nicht ausschlaggebend war, gab ich mich mit dieser Variante zufrieden ;-) .

Der Bohrer wird weiter oben am Keil angesetzt

Holzkeile

Die Dauer der Vorbereitungsarbeiten an den Holzstützen/Holzkeilen hat mich, ehrlich gesagt, überrascht. Als ich mir die Form ausdachte und diese aus vorhandenen Resten der Mahagoni-Zuschnitte sägte, wähnte ich mich bereits am Ende der Arbeiten. Dann wurde mir aber klar, dass die scharfen Kanten nicht zur Optik des restlichen Holzes passen würde; sie also abgeschliffen werden mussten. Anschließend mussten dann auch noch Löcher zur Befestigung durchgebohrt und das Holz mit Leinöl behandelt werden. Zu guter Letzt wurde klar, dass passivierte Spax nicht so schön aussehen würden wie z.B. Schrauben aus Edelstahl oder Messing. Die Wahl fiel auf Messing – doch das zog die Arbeiten natürlich insgesamt in die Länge.

Ein Haufen Keile oder Regalwinkel

Als ich die erste Messingschrauben durch ein Loch in einem Holzkeil schob, fiel mir mein Denkfehler auch sofort auf: Die Schraubenköpfe würden komisch (angewinkelt) abstehen, weil ich das Bohrloch im rechten Winkel zur Rückseite gebohrt hatte. Eine Vertiefung würde an dieser Stelle helfen aber ich hatte leider kein Bohrsenker zur Hand (ihr seht sicherlich, wie sich das ganze in die Länge zog).

Die Vertiefung der Bohrlöcher geschah mit einem Bohrsenker

Als ich dann ein Bohrsenker besorgt hatte, verrichtete dieser seine Arbeit sehr solide und – dank der Kürze – ohne Verschiebung bzw. Verbiegung. Allerdings hatte ich das eine oder andere Mal mit der Griffigkeit des Bohrsenkers zu kämpfen, welcher mir einfach den gesamten Keil aus der Hand riss und um die Bohrachse rotieren ließ.

Die Stützwinkel sind abgeschlifen und geölt

Am Ende eines langen Prozesses mit vielen unvorhergesehenen Hindernissen hatte ich endlich eine ausreichende Menge an Holzstützen/Holzkeilen zur Unterstützung des Holztresens, komplett mit Leinöl geölt und versenkten Befestigungslöchern. Uff.

Es gibt tiefe und flache Stützwinkel

Der Einbau des Tresens

Der Einbau der drei Tresenplatten dauerte insgesamt zwei Nachmittage. Als eins der ersten Herausforderungen (Probleme gibt es ja nicht ;-) ) entpuppte sich die sehr unebene Auflagefläche der einzelnen Fachwerk-Riegel, was zur Folge hatte, dass ich mir genau überlegen musste welchen Fachwerk-Abschnitt ich als Basislinie für das drei-Gefach-übergreifende Tresengespann verwenden würde. Als ich dann das Mittlere als Referenz ausgemacht hatte (das passte mir sehr gut), war die nächste Herausforderung die Stützkeile an den seitlich schiefen Riegeln so anzubringen, dass diese nach oben eine (mehr oder weniger) ebene Auflagefläche bildeten.

Das Ausnivellieren auf dem unebenen Fachwerk erfolgte mit Keilen

Jeder Tresenabschnitt hat insgesamt sechs Keile, die ihn Unterstützen und eine ebene zur Auflage bieten. Es hat sich als Praxisgerecht herausgestellt mit vier der Holzkeile zu beginnen und die zwei mittleren (jeweils auf der Vorder- und Rückseite des Fachwerks) nachträglich unter etwas Spannung anzubringen. Man muss nur aufpassen, dass die Keile weder die beiden äußeren entlasten, noch selber in der Luft hängen.

Tresen und Holzstützen auf der Rückseite des Fachwerks

Der Tresen mit Holzstützen gehalten auf dem Fachwerk

Sehr sehr kniffelig waren die Übergangsstellen zwischen den einzelnen Abschnitten, denn hier konnte ein leichter Verrutscher des Akkuschraubers schon für einen gewaltigen Höhenunterschied reichen. Der eine oder ander Keil musste nachträglich noch korrigiert werden, bis alle sechs Keile die Holzplatte anständig unterstützten.

Die Verbindungsstelle am Ständerbalken passt

Auch die Höhe der unterschiedlichen Platten stimmt überein

Der optische Gesamteindruck lässt sich durchaus sehen und jetzt fehlt lediglich die letzte Ölung des langen Tresens.

Ein Blick entlang dem ganzen Mahagoni Tresen und Fachwerk

Messing ist weich

Messing ist ein recht ansehnliches Metall, insbesondere in Kombination mit dunklem Holz. Da die Mahagoni-Leimholzplatten nach dem Ölen ziemlich dunkel sind, passten Messingschrauben wie die Faust aufs Auge. Allerdings musste ich bei den Arbeiten mit Messing feststellen, dass das Metall aus ungewöhnlich weich ist und so kam was kommen musste: Ich fräste versehentlich die Kreuzaufnahme des Schraubenkopfes glatt (das Bit aus dem Akkuschrauber gewinnt eindeutig gegen Messing) und eine Schraube wurde bei den Arbeiten sogar halbiert. Wie immer am Übergang zum Gewinde.

Holzkeil Stützkeil mit Messingschrauben befestigt

Vorbohren wurde also zur Pflichtveranstaltung bei den Arbeiten mit Messingschrauben. Diese sind übrigens recht teuer und gleichzeitig nur selten mir Kreuzförmiger Aufnahme zu bekommen. Bevorzugt werden hier noch die Schlitzaufnahmen. Torx war überhaupt nicht aufzutreiben.

Gerissene abgebrochene Messingschraube Messing ist halt weich

Zwischen dem Tresen und dem Fachwerk sieht man das Zimmer dahinter

Nach einiger Zeit verzog sich allerdings die Gesamtkonstruktion. Wer jetzt genau daran Schuld war ist schwer auszumachen. Waren es die Tresenplatten, das Fachwerk, die Holzstützen oder alle drei? Es ist halt Holz. Ich werde die Position der Holzkeile also noch einmal korrigieren müssen, bevor ich die senkrechten Messingschrauben durch den Tresen ins Fachwerk schraube um das Werk zu vollenden.