03

Feb

2013

Der Formdraht und Mahagoni-Tresen


03.02.2013


Wie ich bereits im Januar berichtet hatte, war der Abdruck mit dem Salzteig nicht so von Erfolg gekrönt wie angenommen und es wurde sogleich eine neue Methode (von Annika) ersonnen, zu der ich allerdings erst jetzt kam um sie auszuprobieren.

Angefangen habe ich mit den Resten einer 6mm2 NYM-Leitung – es war auch noch 10mm2 verfügbar aber die kleine Version erschien mir kräftig genug.

Den Draht habe ich dann um den Ständerbalken gebogen und mit einem Hammer fest angeklopft.

Draht am Fachwerkbalken um dessen Form einzufangen

Beim Abtrennen offenbarte sich auch schon das erste große Problem, denn ich musste die Form ja aufbiegen, wodurch sie verfälscht wurde. Ich bog die Drahtform also wieder zurecht und übertrug diese auf ein dünnes Stück Holzvertäfelung aus dem Abrissfundus.

Der Draht wird auf ein Brett gelegt

Die Umrisse des Drahtes auf dem Brett

Die per Bleistift übertragene Schablone wurde mit einer Stichsäge ausgesägt und angehalten. Wie sich herausstellte, hatte ich die Drahtform nicht originalgetreu zurechtbiegen können und es waren teilweise große Abstände entstanden. So würde ich das nicht auf den Mahagoni-Tresen übertragen wollen.

Die Umrisse wurden ausgeschnitte und die Schablone ums Fachwerk gelegt

Zwei halbe Drähte

Die Holzschablone hat mich letzendlich auf die Idee gebracht, den Draht in zwei Hälften zu teilen. So konnte ich die Form anpassen, Längen zurechtstutzen und das alles ohne Verformung des Drahtes. Einfach.

Draht im Halbkreisformat um den Fachwerkbalken

Abdruck aus Draht konnte ohne Verformung vom Fachwerk entfernt werden

Die beiden "Halbkreise" wurden erneut als Zeichenschablone für die Holzschablone verwendet und nach dem Ausschnitt zeigte sich, dass diese Herangehensweise wesentlich besser funktioniert hatte. Auf dem Foto ist es nicht so deutlich wie in Natura aber die Passform war deutlich genauer.

Holzschablone um den Fachwerkbalken

Auch für die beiden Endstücke des Tresens eignete sich dieses Verfahren hervorragend und vielleicht wäre ich auch schneller auf die Idee mit dem Halbkreis gekommen, hätte ich hier angefangen ;-) .

Der 6mm2 Kupferdraht lässt sich gut am Fachwerk anschmiegen

Schablone mitteln

Als wir den Tresen vom Ladenausstatter abholten, da war die 30cm breite Leimholzplatte aus Mahagoni mehrere Meter lang und es war klar, dass sie in dieser Form nicht transportiert werden könnte. Ich hatte auf Anraten des Verkäufers bereits Maße dabei und so machten wir zwei Schnitte die auch sogleich markiert wurden um die durchgehende Maserung zu erhalten.

Die Distanz zwischen zwei Fachwerkbalken wird gemessen

Das Längenmaß war so ermittelt worden, dass ein halbrunder Ausschnitt an den Enden jeweils die Hälfte des Ständerbalkens umfassen würde. Um das korrekt übertragen zu können wurde eine Holzlatte auf den passenden Abstand zwischen den Ständerbalken zugesägt und diente nun als fester, Einmal-Referenzzollstock für die Holzschablonen.

Ein Holzbrett dient als physikalische Längenreferenz zwischen den Fachwerkbalken

Der Referenz-Zollstock wurde dann, zusammen mit den zugeschnittenen Schablonen auf die ausgelegte Tressenplatte (eigentlich drei Teilstücke) aufgelegt und solange umhergeschoben, bis die Aussparungen der Ständerbalken und die Länge des mittleren Tresenabschnitts passten.

Der geplante Tresen liegt in der Scheune die Schablonen und das Referenzbrett ebenfalls

Die Schnitte der Schablonen und dem Tressen brauchen nicht übereinzustimmen

Dabei war wichtig zu erkennen, dass der Schnitt in der Holzschablone keine Referenz zum Schnitt in der Mahagoniplatte hatte und ebenfalls war es wichtig überhaupt eine Referenzlinie im Fachwerk zu ermitteln. Ich entschied mich für die durchgehende Front als Referenzlinie. Die zum Flur zeigende (gedachte) Fläche sollte mein Nullpunkt sein, da die Ständerbalken unterschiedliche Stärken aufweisen und konnten nicht als Referenz herangezogen werden.

Die Schablone wurde auf den Tresen übertragen

Es wurde also eine laaaange durchgehende Linie im Abstand von 5cm zur Vorderkante der Tresenplatte angezeichnet und an dieser Linie die Schablonen so ausgerichtet, dass die flache Vorderseite der vier Ständerbalken an der jeweiligen Stelle dort plan anlagen.

Um dem Holz insgesamt (und mir beim Anpassen) noch etwas Luft zu lassen umrandete ich die Schablonenabschrift in 3mm Abstand mit einer zweiten um so die tatsächliche Schnittlinie zu ermitteln.

Der Ausschnittbereich von der Schablone wurde noch etwas erweitert

Die Tresenplatte wird zugeschnitten

Alle Maße waren übertragen, die erste Tresenplatte auf dem Holzbock eingespannt (Achtung, ein Holz zum Schutz unter die Schraubzwingen legen um die Kraft gleichmäßig zu verteilen) und ein neues Sägeblatt in die Stichsäge eingespannt.

Der Halbkreis soll aus dem Tresenholz Holzplatte geschnitten werden

Das besonders lange Sägeblatt der Stichsäge hatte ich eigens für die anstehenden Schnitte gekauft und es war wirklich sehr scharf ( :-) . Trotzdem wurde schnell klar, dass man in einer 40mm Holzplatte keine engen Bögen schneiden kann.

Ein besonders langes Stichsägenblatt wurde dafür angeschafft

Um dennoch den Mehreckigen Ausschnitt herstellen zu können, wurde an strategischen Punkten Löcher als Anlaufstellen für das Sägeblatt gebohrt. Hier war es natürlich wichtig, dass der Bohrer ein Loch produziert in welches das Sägeblatt hineinpasst, weil von diesen Bohrungen aus auch neue Sägerichtungen eingeschlagen wurden.

Bohrungen für die Kurven die Stichsäge kann nur geradeaus durch eine 4cm Holzplatte

Nach etlichen Schnitten war die Aussparung dann geglückt. Insgesamt mussten sechs solcher Halbkreise aus dem Tresen geschnitten werden, bevor der Tresen in seiner gesamtlänge anprobiert werden konnte.

Der Ausschnitt aus der Mahagoni Tresenplatte ist getan

Die Mahagoni-Tresen-Anprobe

Nach dem Ausschneiden der sechs Halbkreise war es endlich möglich die Tresenplatte in ihrer Gesamtheit auf das Fachwerk zu legen. Die Aussparungen passten sehr schön und obwohl hier- und dort Nacharbeiten vonnöten waren ging das Gesamtkonzept auf.

Dabei wurde zugleich deutlich, dass gewachsenes Holz in natürlicher Form nicht mit Leimholzplatten zu vergleichen ist. Zum Einen liegt die gerade Tresenplatte auf den ungeraden Riegeln des Fachwerks nicht oder nur unregelmäßig auf, zum Anderen passt die gewünschte Aussparung nicht immer mit dem Verlauf des Holzes überein. So war – nur um den Tresen einzulegen – es mitunter notwendig die Ausschnitte an diversen stellen sehr viel weiter auszuarbeiten damit der Tresen nicht in der Luft hängen blieb.

Die Mahagoni Tresenplatte ist zugesägt und passt ins Fachwerk

An den Enden wurden die Holzplatten angeschrägt

Das Gesamtbild überzeugt. Jetzt muss ich mir noch Gedanken über die Befestigung und Ausrichtung machen.

An den Höhenunterschieden und den Verbindungen muss noch gearbeitet werden