26

Jan

2013

Mahagoni Arbeitsplatten in der Küche


26.01.2013


Kauft man im Baumarkt eine Küchenarbeitsplatte, so ist von vornherein klar, dass der Ausschnitt für die Küchenspüle gemacht werden muss. Das ist bei einer günstigen Platte die weniger als €20/lfdm kostet auch kein Thema, doch bei den besseren und teureren Platten kann das mitunter schon nachdenklich machen, dass je nach Spüle ca. 80cm Ausschnitt erfolgen muss.

In diesem Fall schmerzte der Gedanke sogar noch mehr, weil es Verzicht an einer anderen Stelle bedeutet hätte. Die Berechnung der Holzplatten war knapp, weil die Gesamtausgaben von €550 möglichst viel Holzfläche bieten sollten und der Anbieter nur eine begrenzte Menge zur Verfügung hatte – welche wir komplett aufgekauft hatten.

Zwei Qürschnitte dienen als Ränder um die Küchenspüle

Ich dachte man könnte die Umrandung der Spüle auch anders lösen – günstiger aus finanzieller Sicht und schonender dem Holzbestand gegenüber; wenngleich zu Lasten des Zeitbedarfs.

Es wurden zwei lange Streifen von einem 90cm Holzplattenrest abgetrennt und als obere und untere Begrenzung der Küchenspüle positioniert. Das könnte funktionieren, so der Gedanke – auch wenn der Holzverlauf quer zu dem restlichen Platte sein würde.

Die Küchenspüle in der Arbeitsplatte aus Mahagoni

Ausarbeiten der Küchenspüle

Hartholz ist ein sehr angenehmes Arbeitsmaterial: es lässt sich exakt schneiden und bohren ohne auszufransen oder zu splittern. Das war für mich eine recht neue Erfahrung, denn obwohl ich bereits Eichenholz geschnitten hatte, so musste ich noch nie auf die Passgenauigkeit achten.

Zwei Winkel dienen als Halterung für die hölzerne Begrenzung

Als die beiden Befestigungsarme der Spüle oben und unten mittels Blechwinkel angeschraubt waren, wurde sofort klar, dass diese nicht als alleinige Befestigung taugen würden. Zu sehr bog sich das Holz und zu groß die Gefahr, dass in den Spalt Wasser laufen würde.

Das Holz lag nicht richtig an

Zwei Dinge wurden deutlich: Ein weiterer Holzbügel würde die Stabilität erhöhen und etwas PUR-Holzleim die gesamte Konstruktion versteifen. Es war etwas "Trial & Error" nötig um die richtige Stelle für den Holzbügel zu finden – das hing viel mit der Form der Spüle zusammen (der Ablauf war im Weg) aber auch damit, dass ich die Querstrebe möglichst weit zum anderen Ende haben wollte.

Eine Qürstrebe diente als Spannungsausgleich bzw Distanzhalter

Der PUR Leim verteilte sich gut im Spalt

Der Holzleim machte sich – wie immer eigentlich – an allen Stellen gut. Die Lücken wurden durch den Aufschäumeffekt des PUR-Leims aufgefüllt wodurch ein sauberer Abschluss entstand.

Die Einhandzwinge hielt alles während des Leimens zusammen

Die Querverstrebung zwischen den oberen und unteren Holzarmen war nicht nur unter Spannung eingebaut worden, sondern auch noch verklebt und nun geschraubt worden. Jetzt, endlich, stimmte der Abstand zwischen dem oberen und unteren Arm durchgehend bis zum Ende. Das war vorher nicht unbedingt der Fall, weil die Metallbügel einfach nicht reichten um über die gesamte Länge eine angemessene Spannung aufzubauen.

Das Distanzholz wurde noch geschraubt

Geschliffener Übergang

Als der Holzleim getrocknet war konnte ich die gesamte Holzplatte einer weiteren Schleifung mit dem Exzenter-Schleifer (billiger Baumarkt-Altbestand aus der Zeit vor dem Hausbau) unterziehen – insbesonders die Übergangsstelle zwischen der Hauptplatte und den beiden Holzarmen ober- und unterhalb der Spüle.

Die Klebestelle ist ganz ansehnlich geworden

Das Ergebnis gefiel insgesamt gut. Es gab kaum Versatz zwischen den angeklebten Holzteilen und der wurde mit dem Schleifer einfach weggemacht :-) .

Die Küchenspüle ist lose eingehängt

Gekochtes Leinöl rettet die Ölung

Reines Leinöl trocknet schlecht – einige behaupten sogar es würde nie richtig austrocknen und immer einen öligen Film hinterlassen, was man nicht möchte weil sonst alle Dinge die man auf dem geölten Holz ablegt automatisch mitgeölt würden. Es gibt aber auch den Begriff des Leinölfirnis – also ein Lack auf Leinölbasis – was widerum vermuten lässt, dass Leinöl durchaus trocknen kann um eine versiegelte Fläche zu produzieren.

Etwas Recherche ergab, dass Leinöl auf zwei unterschiedliche Arten trocknen kann: entweder man benutzt ein Sikkativ (Trocknungsmittel) oder man kocht es vor. Auch die Vorbehandlung mit Sonnenlicht (ich vermute UV-Strahlen sind hier ausschlaggebend) ist mir untergekommen. Das Problem mit den Sikkativen ist, dass diese aus Schwermetalloxiden bestehen zu denen es teilweise erschreckende Erkenntnisse gibt. So können Blei (Pb), Mangan (Mn), Cobalt (Co) oder Zink (Zn) enthalten sein. Wenn die Aufschrift "Bleifrei" zu sehen ist, dann sind gerne Mangan oder Cobalt enthalten; immerhin ist "Blei" ja bekanntermaßen im gesellschaftlichen Verständnis "böse" und dient gut zur Ablenkung der kleineren Übel (hier: Mn oder Co).

Ganz ehrlich: es wird nicht mit den Inhaltsstoffen hausiert und so manch "Bioprodukt" enthielt bei genauem Blick in das Produktblatt (online sind diverse Verfügbar) Sikkative auf Schwermetallbasis. Es sind mir auch keine anderen untergekommen :-O !

Gekochtes Leinöl aus Schweden zur Rettung

Das Zauberwort war letztendlich "Gekochtes Leinöl". Meine Erfahrung bislang ist, dass Produkte mit der Aufschrift "Doppelt gekochtes Leinöl" keinen nennenswerten Mehrwert bieten (die Produktdarstellung erschien "billig" und konnte keinen Vorteil nennen) oder sich sogar als Sikkativhaltig erwiesen.

Nach einigem Suchen fand ich dann einen schwedischen Hersteller von gekochtem Leinöl der explizit ohne Sikkative auskam und es war nicht einfach das zu finden in dem Wald der Leinölfirnisse. Wenn ich mir meine Zusammenfassung hier durchlese, dann komme ich zu dem Schluss, dass es sinnvoll sein könnte eine Zusammenfassung aufzuschreiben *grübel*.

Die Oelung mit gekochtem Leinöl sah nicht anders aus

Wie auch beim letzten Mal, wollte ich vorerst etwas mit dem gekochtem Leinöl testen, bevor ich die volle Fläche der Mahagoni-Küchenplatten anging. Die andere Seite des kleinen Bretts von dem letzten Testlauf bot sich geradezu an und so produzierte ich mit Balsamterpentin (NICHT Terpentinersatz!) ein Halböl und strich die kleine Fläche damit an.

Wie erwartet verhielt sich das Halböl beim Streichen wie das ungekochte Leinöl und zog nach wenigen Stunden ein, sodass ich im Prinzip damit zufrieden war und gleich die großen Küchenplatten anstrich – irgendwann musste es ja vorangehen und ich hatte (gefühlt) genug recherchiert.

Küchenarbeitsplatte mit gekochtem Leinöl gestrichen

Dann aber kam der große Schreck: waren die Ausdünstungen des kleinen Bretts noch "angenehm" so zeigte sich die Menge an Balsamterpentin auf den vergleichsweise großen Flächen als Geruchsbelästigung! Nicht nur das sondern mir wurde auch schmerzlich in Erinnerung gerufen, dass Terpentin gesundheitsschädlich ist und so begann das große Lüften. Zum Glück war der Spuk am nächsten Tag bereits vorbei und mir war klar, dass niemand eine Wiederholung wünschte – ich würde auf die Scheune ausweichen müssen.

Mahagoni Küchenarbeitsplatte nach einstündiger Einwirkzeit