16

Jan

2013

Der Haushaltsregler und der Gasherd


16.01.2013


Es erstaunt mich immer wieder wie viel Zeit in Kleinkram investiert wird, einfach aufgrund der enormen Komplexität eines Gegenstands. Ich kann Gefache mittlerweile schnell zumauern, die Außenwände des Hauses in einem Tag mit 2cm Lehmputz bedecken, Decken und Fußböden herausreißen, Gräben ausschachten und Fundamente gießen – doch einen Gasherd von Erdgas auf Flüssiggas umzustellen kostete mich 14 Tage.

Das Thema hat mich auch wirklich kalt erwischt und so erging es auch der Küche für diesen Zeitraum. Da mir der Umfang vollkommen unklar war und ich niemanden im Internet finden konnte, der sich zu dem Thema ausmährte musste ich ganz am Anfang beginnen.

  • Erdgas ist leichter als Luft (steigt also) und hat einen Heizwert von 8,6 - 11,4 kWh/kg
  • Der Druck mit dem Erdgas angeliefert wird beträgt ca. 30mbar
  • Aufgrund des (relativ zum Flüssiggas) geringen Druckes werden weitere Düsen benötigt
  • Flüssiggas (Butan/Propan) ist schwerer als Luft (sinkt demnach) und hat einen Heizwert von ca. 12,9 kWh/kg
  • Flüssiggas aus der Flasche (nach dem Druckminderer) weist 50mbar auf
  • Der (relativ zum Erdgas) hohe Druck macht engere Düsen notwendig

Neue Erkenntnis!Angeblich werden bei Gasherden oftmals beide Düsensätze mitgeliefert (für 30mbar und 50mbar) – bei dem Gorenje aber leider nicht bzw. wir konnten keine finden. Es mussten also erst einmal neue Düsen besorgt werden und das war schon ein Thema für sich. Als ich die neuen Düsen endlich gefunden, bestellt und eingeschraubt hatte wurde ich durch einen zufälligen Blick in das Handbuch des Gasherds darauf aufmerksam gemacht, dass ich noch die Schraube zur Einstellung der Minimalwärmebelastung komplett zuschrauben sollte.

Anschlussschlauch für Stadtgas bzw gassteckdose

In Annikas Wohnung war der Gasherd per Gassteckdose direkt am Städtischen Gasnetz angeschlossen (es heißt nicht mehr Stadtgas). Das empfand ich als ziemlich ordentliche Lösung und strebte etwas ähnliches im eigenen Haus an. Leider vollkommen erfolglos. Flüssiggasgeräte wie der Gartengrill, der Heizpilz und sonstige Gerätschaften die für die dummen Steuerzahler Bevölkerung als sicher erachtet werden benutzen ein Linksgewinde, die Steckdosen (und z.B. Gasherde) haben aber ein Rechtsgewinde o___O. Adapter von Links- auf Rechtsgewinde waren quasi nicht zu bekommen. Dabei stellte ich auch fest, dass es im Baumarkt nur die kleinen Gewindegrößen zu kaufen gab – der Endkunde wird also (relativ) gut davon abgehalten etwas zu basteln.

Dank des Internets kommt man natürlich trotzdem überall ran und "basteln" wollte ich ja ohnehin nicht.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch erwähnen warum ich meine Erfahrungen mit dem Gasanschluss so deutlich erwähne, die zur Elektroinstallation aber verschwiegen habe. Gas wird mit einem Aromastoff angereichert, dem es jedem ermöglicht eine mögliche Leckage zu erkennen – oftmals wird diese ebenfalls durch ein deutliches Geräusch warnehmbar. Ein Draht hingegen, ist nur ein Draht. Hier riecht und zischt nichts und eine Berührung kann unter ungünstigen Umständen bereits für ein Herzflimmern reichen. Eine Schraube am Sicherungsautomat, welche mit einem unisolierten Schraubenzieher berührt wird, kann ebenfalls schnell zu einem Stromschlag führen.
Gas ist da sehr viel wahrnehmbarer bzw. Strom physikalisch schwer zu erfassen, bis es zu spät ist.

Der Gasherd wird auf Flüssiggas/Flaschengas umgerüstet

Wie bereits erwähnt, ist der Anschluss am Gasherd merkwürdigerweise ein Rechtsgewinde. Offensichtlich trennt sich hier die Spreu (Baumarktkunde bekommt Linksgewinde) vom Weizen (Installateur bekommt Rechtsgewinde). Lt. Wikipedia haben Gasflaschen Linksgewinde damit diese nicht versehentlich durch Intertgasflasche ersetzt werden bzw. anders herum.

Der Anschluss am Gasherd

Für die Links- Rechtsgewinde-Thematik habe ich grundsätzlich Verständnis – was ich nicht verstehe ist der etablierte Übergang mittels Klemmringverschraubung, welche mir prinzipiell mehr Unbehagen bereitet als konisch dichtende Gewindeverschraubungen.

Das Anschlussset vom Gasherd zur Gasflasche

Wie auf dem oberen Foto zu sehen ist, wird das Winkelstück (ja die Teile haben mitunter merkwürdige Bezeichnungen) einerseits am Gasherd befestigt, auf der anderen Seite mittels Klemmringverschraubung am 8mm (Achtung es gibt auch 10mm) Blechrohr befestigt. Auf der anderen Seite ist ebenfalls eine Klemmringverschraubung an einem Gasschlauch (die Verschraubungen sind ebenfalls Rechtsgewinde) auf dessen gegenüberliegenden Seite ein Linksgewinde zum Anschluss am Haushaltsregler ist. Somit wäre dann auch der Sprung vom ½"RG auf ⅜"LG geschafft – puuh.

Die Winkelverschraubung mit Rechtsgewinde und Schneidring

Mit Hanf abgedichtet

Mit Teflon habe ich mich gar nicht erst bemüht, sondern bin gleich mit Hanf am Start gewesen. Zum Thema Hanf kontra Teflon als Dichtungsmittel hatte ich bereits etwas Erfahrung gemacht.

Das 8mm Rohr für die Gaszufuhr ist angebracht

Auf das 8mm Rohr folgte der Schlauch und dann kam auch schon die Schlauchbruchsicherung…

Diese Schneidringverschraubung soll am 8mm abdichten

Der Gasschlauch am Rohr verschraubt

Die Sicherheitsvorrichtungen

Zweifelslos besteht die Gefahr einer Gasleckage in dem schleichenden Entweichen von Gas und nicht an einem offensichtlichen Montagefehler der laut zischenden und stinkend auffällt. Besonders schwerwiegend kann letzteres aber ebenfalls sein, wenn niemand da ist um die Leckage zu bemerken. Um das Sicherheitsrisiko gering zu halten gibt es diverse Sicherheitsvorkehrungen die getroffen werden können bzw. müssen.

Neue Erkenntnis!Zu den verpflichtenden Sicherheitsvorkehrungen in Deutschland gehört der Haushaltsregler, welcher mit diversen Ventilen dafür sorgt, dass kein zu hoher Druck am Endgerät ankommt. Zusätzlich enthalten diese Haushaltsregler noch eine thermische Absicherung, welche im Brandfall schmilzt und den weiteren Gasaustritt verhindert. In der Gastronomie wird zusätzlich eine Schlauchbruchsicherung gefordert, welche ich einfach zusätzlich installiert habe.

Der Haushaltsregler mit Druckmanometer Ueberdrucksicherung thermischen Absperrelement und Schlauchbruchsicherung

Das i-Tüpfelchen wäre jetzt noch ein Gasmelder von denen es viele Geräte am Markt gibt. Ich konnte mich bislang noch für keinen entscheiden, da die meisten schrottig wirken und ich gerne ein Gerät mit Steckdosenaschluss und Batterie (als Backup) hätte.