Lehmputzarbeiten in kleinen Schritten

In der letzten Woche herrschte ziemliche Funkstille. Das lag zum Glück nicht an einer weiteren Erkältungswelle, sondern den kleinen Arbeitsschritten die stattgefunden haben. Mir war nicht wirklich danach ständig zu berichten es wurde dieses oder jenes Fenster weiter verputzt oder der Lehmoberputz korrigiert.

Obwohl es auf den Fotos nicht so aussieht, als würden runde Ecken noch eine Rolle spielen, so kann ich alle versichern, dass das Thema nachwievor auf der Agenda steht. Da demnächst aber das Verputzen mit Kalkputz ansteht, war es mir wichtig zuerst die Wandfläche auf eine Ebene zu bringen, ohne das die Ixel Senkungen oder Erhebungen aufweisen.

Ixel oder Icksel

Aus verschiedenen Quellen habe ich verschiedene Definitionen dieses Begriffs gefunden. Ich liste diese hier ohne Angabe der Quelle auf:

1. Innenecken eines Raumes, bzw. dort wo zwei Flächen aufeinander treffen und eine Innenecke bilden
2. Die Ecken eines Raumes wo drei Wandflächen aufeinandertreffen. Es wird nur die Decke als dritte Wandfläche genannt
3. Eine Beschreibung jeglicher Ecken (Innen- und Außenecken) eines Raumes wo zwei oder mehr Wandflächen aufeinander treffen

Mir gefällt die letzte Definition am besten und so werde ich den Begriff auch zukünftig benutzen, weil es einfach zu umständlich ist ständig von Innenecke oder Außenecke an diesem oder jenem Punkt zu sprechen – ihr wisst ja wie faul ich bin :-) .

Das Büro & Hobbyzimmer

In diesem Zimmer (es sollen mal zwei Zimmer werden), gibt es insgesamt zwei Fenster und zwei Balkontüren, die es zu verputzen gilt. Weil ich nicht alle Ixel, bzw. die Wandflächen um die Wandöffnungen herum, von Anfang an ordentlich verputzt habe, war hier teils noch erheblicher Putzbedarf. Natürlich kann man nicht unendlich viel Lehmputz auftragen, sondern muss dem Lehmputz Zeit geben anzuziehen, bevor die nächste Schicht aufgetragen werden kann.

Besondere Problemzonen sind die obersten Ecken eines Tür- bzw. Fensterrahmens. Auf dem unteren Foto ist zu sehen, dass die linke obere Ecke mir nach dem Putzen wieder "herausgefallen" ist. Sowas passiert, weil der Lehm dort nicht ordentlich angedrückt werden kann und besonders dort nur in kleinen Schritten Putz aufgetragen werden kann.

Der Flur

An der hinteren Hauswand gibt es einen Unterzug, der merkwürdig geformt und nicht sonderlich gleichmäß ist. Tatsächlich wurde hier einfach ein sehr langer, junger Baum verwendet was man daran erkennt, dass der gesamte Balken es nur knapp schafft die volle Breite des Hauses abzudecken (keine Verbindungen, tatsächlich ein durchgehendes Holz). Er beginnt an der linken Seite des Hauses mit anständigen 20cm und beendet sein Dasein an der rechten Seite mit zarten 13cm. Zusammen mit den Bereichen die ausgesägt wurden, als im Zuge der Jahre diverse Baumarktprodukte von der Stange passend eingebaut werden sollten, stellt dieser Unterzug einen schwierigen Kandidaten zum Verputzen da.

An den Wandflächen, an denen eine sehr große, breite Unterbrechung über eine lange Wandstrecke besteht, ist das Anbringen von Holzfaserdämmplatten aufwändig und das anschließende Verputzen eine langwierige, nervenaufreibende Fummelarbeit (der Lehm folgt hier besonders gerne der Erdanziehungskraft).

Neben der Hauseingangstür (die gesamte Wandfläche dort bleibt vorerst ein Fall für die Nachbearbeitung wegen der Haustür und der Elektrik) gibt es eine kleine Wandfläche die seit langer Zeit vernachlässigt wurde. Das hat nun ein Ende gefunden und so bin ich endlich dazu gekommen hier eine ansehnliche Wandoberfläche zu erstellen – ein Lichtblick im Eingangsbereich *g* .

Auch der Wandvorsprung zwischen dem Wohnzimmer und dem Flur wurde mittlerweile instand gesetzt, nachdem ich beim Entfernen der Putzleisten ordentlich Schaden angerichtet hatte. Selbst der Zählerkasten wurde mittlerweile an der linken Seite angeputzt. Die anderen Seiten müssen noch auf die Verkabelung warten, die sicherlich diesen Winter nach Bedarf angeschlossen werden.

Die Küche

Die Küche stellt einen der zentralen Räume da, die wir noch vor der Geburt unserer Tochter im Dezember in technisch brauchbaren Zustand haben wollen, daher ist es sinnvoll hier die Wandflächen verputzen zu können, was wiederum bedeutet, dass auch hier Unebenheiten ausgeglichen und Fenster angeputzt werden müssen. Je nachdem wie komplex ein Wandübergang ist, kann dieser Prozess lange dauern. Hier hat mich meine Unlust die Fensterlaibungen frühzeitig zu behandeln arg eingeholt und gebissen – es hat einiges an Zeit gekostet (und tut es noch immer) diese anfängliche Schludrigkeit auszugleichen.

Wenn absehbar ist, dass eine Ecke besonders viel Aufmerksamkeit benötigt, dann sollte man frühzeitig anfangen sich darum zu kümmern. Wenn viel Lehmputz aufgetragen werden muss, dann kann dieser Putz nicht in einem Durchgang aufgetragen werden und er braucht Zeit um anzuziehen bzw. durchzutrocknen. Früh anfangen und lieber öfter den komplizierten Ixeln Zeit widmen, anstatt diese nach hinten zu schieben, frei nach dem Motto "ist ja nur eine kleine Ecke". Es kommt nicht auf die Größe, sondern die Menge des Lehmputzes an!

Das Gäste-WC

Natürlich muss auch das Gäste-WC – als einzige Sanitärinstallation – in brauchbaren Zustand sein bis Dezember, weshalb ich auch hier ordentlich Gas gebe und des öfteren zurückkomme um hier oder dort Korrekturen am Lehmputz zu machen.

Wie auch sonst überall liegt das größte Problem im Verputzen von kurzen Wandflächen – also den Bereichen um ein Fenster oder einen Raumdurchgang herum. In einem kleinen Raum, in dem ohnehin nicht viel Platz für lange, wandübergreifende Kartätschen besteht, wird es besonders schwierig Referenzen zum Ausgleichen der Wand zu finden. Im Gegensatz dazu ist es z.B. einfach um ein alleinstehendes Fenster zu verputzen, weil sich links und rechts vom Fenster eine Wandfläche befindet und eine lange Kartätsche über das Fenster hinweggespannt werden kann.

Im Gäste-WC stellte sich der Türrahmen mit den beiden recht schmalen Wandflächen links und rechts von dem Fachwerk eine echte Herausforderung da. Ich bin jetzt schon gespannt wie gut ich dort mit dem Kalkputz zurecht komme.

Frühzeitiger Frostschutz

Am kommenden Wochenende sind die ersten Temperaturen unterhalb des Nullpunkts angekündigt worden. Das bedeutet, dass sich die Wasserinstallation in Gefahr befindet und es Zeit wird das Haus zu verschließen um die natürliche Temperaturdifferenz des Hauses zu der Außenwelt auszunutzen. Momentan kann das Haus – ohne Heizung – eine Temperaturdifferenz von 5°C halten. Wenn wir draußen also -3°C haben, dann herrschen im Haus noch immer 2°C, was reicht um die Wasserleitung flüssig zu halten. Außerhalb des Hauses haben wir mit der Umwickelung der Frischwasserleitung mit einem Heizkabel hoffentlich alle nötigen Voraussetzungen geschaffen um eine durchgehende Wasserversorgung gewährleisten zu können.

Wegen der zahlreichen schlechten Erfahrungen im Zusammenhang mit niedrigen Temperaturen und der Wasseruhr (die aktuelle ist mittlerweile die vierte, glaube ich… habe aufgehört mitzuzählen), will ich hier kein Risiko eingehen und stelle deshalb jetzt bereits den Bauheizlüfter in der Nähe des Hauswasseranschlusses auf. Ich verzichte auch auf den Frostschutz, und fahre den Heizlüfter gleich mit halber Kraft (2,5kW).

Am Samstag werde ich nicht viel am Haus arbeiten können, da in der Firma ein großes CMS-Softwareupgrade vollzogen wird und ich anwesend sein muss, doch in der Woche danach werde ich erste Erfahrungen mit Kalkputz sammeln und endlich alles einsetzen können, was Annika in den vergangenen Wochen recherchiert hat. Stay tuned!