04

Okt

2012

Weitere Fensterlaibungen mit Lehm


04.10.2012, 10°C, regnerisch


Als ich vor wenigen Wochen einen ersten Versuch beim Auskleiden der Fensterlaibung mit Lehm machte, da hatte ich noch einen etwas aufwändigen, schalungsorientierten Ansatz. Zu dem Zeitpunkt erschien es mir als wichtig, dass Zimmer rechtwinklige Ecken und kantige Fensterlaibungen haben. Mehr durch Zufall sind Annika und ich dann darauf gekommen, dass wir organische Formen – in diesem Fall Rundungen – sehr ansprechend finden. Dank Annikas beharrlichen Wiedeholung wie schön die Fenster doch aussehen würden, wenn wir nicht mit Ecken arbeiten würden, ist dieser Gedanke auch an mir gewachsen und ich bin da etwas "lockerer" geworden in meiner Ansicht.

Dieses Auflockern und Entspannen gegenüber der Zimmerbauweise hat mir innerlich einen kleinen Ruck gegeben. Bislang war ich immer sehr bemüht alles waagerecht oder lotrecht aufzubauen, sei es das Fundament, die Wände, die Decke oder den Boden. Das hat alles seine Berechtigung, weil es das Arbeiten erheblich erleichtert, wenn die Wasserwaage überall als Hilfe und Referenz angelegt werden kann. Auch Schränke stehen besser an geraden Wänden und neigen sich nicht so wie auf schiefen Fußböden.

Doch scheinbar ist diese Arbeitsweise bei der Ausgestaltung der Raumecken oder Fensterlaibungen nicht mehr wichtig. Hier ist es nicht wichtig, ob die Laibung 100% gerade ist (hätte ich es mir leisten können, hätte ich auch gerne Fenster mit Halbbogen anfertigen lassen), es ist auch nicht wichtig rechtwinklige Ecken zu haben – man stößt sich ohnehin nur daran. Moderne Gehwege werden rund angelegt und nicht mehr rechtwinklig, weil die Menschen ohnehin sonst die Abkürzung über den Rasen nehmen ;-) .

Fensterlaibung mit Lehmputz im Büro

In diesem Sinne habe ich heute erst einmal damit begonnen die Fensterlaibungen mit Lehmputz aufzustocken und anzugleichen. Dabei habe ich auch wieder einiges dazugelernt – als wichtigste Erkenntnis darf ich mitteilen: Die Schwerkraft gewinnt immer.

Neue Erkenntnis! Hier einige Tipps zum Verputzen von Fensterlaibungen:

  1. Immer oben anfangen; das leuchtet ein (weil die Schwerkraft gewinnt immer)
  2. Die Schilfrohrmatten müssen wirklich gut anliegen – das gilt besonders für die obere Fläche
  3. Besonders oben den Lehm mit viel Kraft andrücken und lieber etwas weniger Lehm benutzen als ursprünglich geplant; hier muss in mehreren Etappen gearbeitet werden
  4. Zuerst die Kanten (zum Raum) fest anputzen, sonst zieht man sich später die Flächen ab oder verstümmelt diese
  5. Dann die Seiten herunterarbeiten
  6. Zuletzt die Fensterbank ausarbeiten – bis dahin ist so viel Lehm heruntergefallen, dass dieser nur noch verteilt werden muss :-D
  7. Gerne in mehreren Etappen arbeiten, das erspart viel Frust weil der Lehm dann nicht so oft herunterfällt
  8. Keine Angst vor Lehm in den Ärmeln; der rutscht auch gerne den ganzen Rücken entlang *g*

Fensterlaibung mit Lehmputz im Hobbyzimmer

Grosse Balkontür mit Lehmputz an der Fensterlaibung

Fensterlaibung mit Lehmputz im Flur

Auf dem unteren Bild gibt es eine große Stufe an der linken Fensterseite, die in mehreren Etappen ausgeglichen werden muss, da sonst der Lehmauftrag zu stark wird. Generell ist es eine gute Idee in mehreren Etappen zu arbeiten, da der Lehm dann nicht so schnell reißt (absackt) und auch sonst schneller durchtrocknen kann. Allerdings passt das nicht immer unbedingt in den Arbeitsfluss hinein. Ich habe tendenziell etwas mehr aufgetragen, so dass mir an einigen Stellen der Lehm mehrmals entgegen kam, bevor ich die richtige Auftragsstärke fand ;-) .

Grosse Uebergänge mit Lehmputz angeglichen

Fensterlaibung mit Lehmputz in der Küche

Die Fensterlaibung ist noch nicht ausgeglichen

Lehmputz grob aufgetragen als Fensterlaibung