23

Sep

2012

Vom Duft des Abflusses


23.09.2012, 15°C


Von "Duft" zu sprechen ist wohl etwas übertrieben aber vielleicht freue ich mich einfach über die weitere Bedeutung dieses typischen Geruchs im Gäste-WC des Hauses. Es ist dieser ganz bestimmte, muffige Geruch der auf Baustellen im Badezimmerbereich herrscht. Es ist kein Gestank, sondern eher der Geruch von altem, abgestandenen Geschirrwasser. Was daran jetzt so besonders ist? Es bedeutet, dass die Abwasserrohr im Haus am öffentlichen Abwassernetz angeschlossen sind. Klar, dass war es vorher auch schon, doch da war der Geruch noch nicht durchgedrungen. Jetzt weiß ich, dass ich im Badezimmer eine Baustelle habe :-D .

Selbstgebaute SDS-MAX Bohraufnahme

Als ich vor wenigen wochen eine 65mm Bohrkrone inkl. 40cm Aufnahme kaufte, da wurde ich von der SDS-MAX Aufnahme überrascht. In der Artikelbeschreibung stand "…mit 13mm Aufnahme…" was ich freizügig mit "Passt in ein 13mm Bohrfutter" übersetzte – weit verfehlt. Tatsächlich handelt es sich dabei um einen 13mm Sechskant, der mitnichten in eine 13mm Rundaufnahme passt. Hinzu kam, dass es sich um eine sogenannte SDS-MAX Aufnahme handelte, für die ich schlichtweg kein Bohrfutter habe. Eine Preisrecherche ergab, dass ein solches Bohrfutter €50,00 kosten sollte (und das Günstige bereits ab €30,00 zu haben sind).

Bohrkrone Aufnahme 13mm Ratschennuss und abgesägte 3 8 Verlängerung

Es musste eine andere Lösung her und so kam ich auf die Idee eine 3/8" Ratschennuss zu verwenden. Diese passte recht gut auf die 13mm Sechskant-Aufnahme. Es musste nur noch die Ratschennuss mit dem 13mm Bohrfutter verbunden werden und da kam mir eine günstige 7cm Verlängerung für €6,00 inkl. Porto zuhilfe (im Baumarkt war das nicht aufzutreiben und das waghalsige Experiment sollte ja nichts kosten). Die wulstige Ratschenaufnahme wurde abgetrennt und der relative schlanke Schaft der Verlängerung passte somit wunderbar in das Bohrfutter meiner Makita 2071F. Erfolg!

SDS Max 13mm Ratschennuss 3 8 Verlängerung

Hier wird etwas vorgegriffen: Ich bin sehr froh, dass ich für diesen Aufbau so wenig Geld ausgegeben habe, weil die Bohrkrone einfach nicht durch die hartgebrannten Klinker kam. Für das Abwasserrohr zur Küche wollte ich ein 100mm Loch durch die innere Sockelmauer bohren um das 75mm Rohr vom Gäste-WC hindurch zu schieben. In der Vergangenheit hatte ich bereits Erfahrung mit dem Bohren durch die Sockelmauer im Außenbereich gemacht, doch das war eine andere Bohrkonen-Bauart. Diese schafte es gerade einmal die Klinker anzukratzen.

100mm Bohrkrone lässt Funken sprühen an Klinkersteinen

Nach mehreren Versuchen gab ich auf. Außer Funkenringe schaffte diese Bohrkrone nichts. Bislang sind mir drei grundsätzlich unterschiedliche Bohrkronen-Bauarten untergekommen:

  1. Mit vielen kleinen Bruchstücken Hartmetall (Widia, Diamantsplitter) welche überwiegend zum Fliesenschneiden benutzt werden können
  2. Mit ca. 2mm×4mm langen querstehenden HM-Plättchen
  3. Mit 1cm-4cm langen HM-Plättchen mit Diamant-Splittern in Kreisrichtung

Die hier verwendete Bohrkrone war von der zweiten Bauart und taugte leider nicht um durch die Klinker zu bohren. Ich entschied mich stattdessen einfach drei Steine aus der Sockelmauer zu entfernen.

Die wilde Bohreraufnahme funktioniert die Bohrkrone ist der Versager

Putzleisten und Lehmputz

Gestern ist mir etwas ungeschicktes passiert: Ich habe Harry gebeten die Putzschlitze zu verschließen ohne genaue Anweisungen zu geben. Dadurch hat er die Schlitze leider komplett mit einer Lehmart versiegelt, anstatt mit Lehmunter- und Lehmoberputz zu arbeiten. Somit musste Annika heute die Schlitze im Gäste-WC nacharbeiten, bevor sie dazu kam in der Küche weiterzumachen. Das war nicht weiter wild, musste aber korrigiert werden.

Es wurden weitere Putzleisten entfernt

Als Annika dann in der Küche weitermachte wurde uns ein Planungsfehler in der Verwendung eigener Putzleisten bewußt: Da die Putzleisten aus längsgeschnittenen Brettern mit Nut- und Feder bestehen, können diese sich mit dem Lehmputz verzahnen. Der Lehmputz überlappt also entweder die Feder oder fliesst in die Nut hinein. In beiden Fällen kann das zum unangenehmen Nebeneffekt führen, dass beim Entfernen der Putzleisten die oberste Lage Lehmputz abgerissen wird. Das ist uns bereits einmal in kleinem Umfang passiert und daher nicht weiter aufgefallen, doch dieses Mal war der Abriss deutlich größer, womit die eigentliche Problematik überhaupt erst offensichtlich wurde.

Grosse Fläche Lehmputz wurde abgerissen

In diesem Fall war der großflächige Abriss des Oberputzes der Feder der Putzleiste zu verschulden. Unschön aber durchaus korrigierbar. Da noch etliche Putzleisten im Einsatz sind, die entfernt werden müssen, haben wir einen Workaround ersonnen. Sofern nicht bekannt, ob die Putzleiste eine Nut oder Feder besitzt (das kann nicht mehr erkannt werden, wenn der Oberputz aufgetragen wurde), schneiden wir beidseitig den Lehm an und schauen nach. Wird eine Nut oder Feder erkannt muss der Lehm entlang der gesamten Kante mit einem Schraubendreher o.Ä. von der Putzleiste getrennt werden um weiteren Schaden beim Entfernen zu vermeiden. Wir werden berichten ob diese Verfahrensweise praktikabel ist.

Nut und oder Feder macht Probleme bei den Putzleisten

Am Ende des Tages war Annika mit den Korrekturen im Gäste-WC, als auch der Küche fertig. Demnächst kann es also im Wohnzimmer weitergehen.

Die Putzleisten in der Küche wurden entfernt

Abwasserrohrgeflecht

Es beschäftigt mich nun bereits seit geraumer Zeit die Problematik der Abwasserrohre. Nachdem ich meinen anfänglichen Fehler der Verlegung der KG-Rohre beseitigt hatte, stellte sich die Planung und Montage innerhalb des Hauses als weitere Herausforderung heraus. Interessanterweise habe ich das Verlegen der Wasserleitungen stets als planbaren Schritt wahrgenommen, das Abwasser hingegen nicht. Grober Fehler, wie sich herausstellte.

Mein heutiger Tag war also dem Verlegen der Abwasserrohre in unterschiedlichen Durchmessern (⌀150mm, ⌀ 100mm und ⌀75mm) gewidmet. Mir wurde schnell klar, dass es keinen Sinn ergäbe vom KG-Rohr aus zur Wand zu verlegen, weil ich dann womöglich das Verbindungsrohr zu kurz oder lang schneiden würde. Daher entschied ich mich zuerst das ⌀100mm Fallrohr vom Obergeschoss an der Wand zu befestigen und dann die Verbindung zum Abwasserkanal zu legen.

Heute arbeitete ich das erste Mal tatsächlich mit dem Bosch GMS120 Multidetektor um an der Wandheizung vorbei zu Schrauben. Warum nicht "Bohren"? Weil ich mich das dann doch nicht traute. Daher suchte ich eine geeignete Gerade an der Wand ins Obergeschoss und Kratzte vorsichtig ein Loch in den Lehm, bis ich auf die Holzfaserdämmung traf. Sobald die gefunden wurde, konnte dort eine Stockschraube versenkt werden. Tatsächlich bereitete ich zuerst alle Befestigungspunkt vor und schraubte dann die 300mm Stockschrauben hinein.

Löcher an der Wandheizung vorbei

Die 300mm langen Stockschrauben (V2A) habe ich zu einem günstigen Preis im Netz erstanden. Offensichtlich handelte es sich um ein Überbleibsel eines Photovoltaikprojekts, denn gewöhnlich kosten Schrauben dieser Länge erheblich mehr. Kürzere schaffen es aber leider nicht die Strecke vom Innenputz bis in die Lehmsteingefache zu überbrücken. Dennoch stellte mich die Bauweise vor ein weiteres Problem: Die Stockschrauben waren mit einem Sechskant versehen, wodurch die Gewindeaufnahme an der Rohrschelle nicht aufgeschraubt werden konnte.

Links 300mm M10 Stockschrauben mit 110mm HT Rohrhalterung rechts 300mm Stockschraube

Die Lösung war dann doch recht einfach: Alles bis auf zwei Muttern von den Stockschrauben entfernen, die Schraube in der Wand mittels der beiden verkanteten 15er Muttern versenken und anschließend die Trennscheibe schwingen. Das nun "beschädigte" Gewinde konnte mit den noch aufgezogenen Muttern wieder korrigiert werden. Die erste Mutter hat die groben Späne hochgebogen, dann konnte ich sie wegfeilen und die zweite Mutter verpasste dem ganzen den Endschliff.

Stockschrauben mit 300mm in der Wand versenkt

Auf dem unteren Bild ist noch eine Variante mit drei Muttern und noch nicht gestutztem Sechskant zu sehen. Später nutzte ich dann nur noch zwei Muttern um die Schraube mit der Ratsche in die Wand zu ziehen.

Von der Stockschraube schaün 50mm raus

Blick vom Gäste WC ins Grosse Badezimmer im OG

Bei der Raumplanung war mir wichtig, dass ich alle wasserführenden Räume zusammen halte. So liegen Küche, Gäste-WC und das (später anzutreffende) Badezimmer im OG alle beieinander. Wer Wasserzufuhr braucht, der braucht auch (Schmutz-)Wasserabfuhr, also musste die Decke ins OG geöffnet werden um die Situation genauer betrachten zu können. Dabei fiel mir nochmal ins Auge was ich ohnehin schon wusste: Die Außenwand des Obergeschosses ist zu der unteren leicht (3cm - 5cm) nach außen versetzt. Hinzu kommt, dass die Rohre der Wandheizung im Obergeschoss ungünstig zu denen im Erdgeschoss verlaufen. Das Abwasserrohr muss also auch leicht nach rechts versetzt werden, denn sonst würde ich im OG in die Alu-Verbundrohre bohren. Andererseits bleibt vielleicht noch die Möglichkeit einer leichten Umverlegung der Rohre…

Der Lehmboden im OG wurde aufgemacht

Kaum hatte ich die ersten HT-Rohre mit Schellen an der Wand befestigt, da wurde mir auch schon klar, dass obwohl ich gerade 300mm Stockschrauben im Lehm versenkt hatte, die letzten Zentimeter eine bessere Sicherung gegen seitliche Verschiebung gebrauchen könnten (außerdem gefiel mir die Optik einer nackten Schraube im Lehm nicht). Ich holte also ein paar Unterlegscheiben heraus und sicherte so die gesamte Stockschraube mit einer der 15er Muttern. Jetzt saßen sie wirklich bombenfest und das Anschrauben des Fallrohrs konnte beginnen.

Unterlegscheiben und Muttern sorgen für noch mehr Festigkeit

Die Stockschrauben wurden gekürzt

HT Rohr ins Obergeschoss

Im Laufe der Verlegungsarbeiten von KG- und HT-Rohren habe ich so einiges gelernt. Ich weiß z.B., dass spitze Winkel nur in der waagerechten Verlegung (in der Horizontalen), nicht aber in der Senkrechten (Vertikalen) erlaubt sind. Eine 45° Abzweigung darf also nur liegend verbaut werden. Genauso habe ich gelernt, dass 87° Winkel genau richtig sind für eine stehende Abzweigung, aber nicht um ein Fallrohr von der Senkrechten in die Waagerechte zu bringen – dafür sollen zwei ineinander gesteckte 45° Winkel verwendet werden. Auch habe ich gelernt, dass das nötige Gefälle beim Verlegen von Abwasserrohren abhängig ist vom Durchmesser. So reichen bei ⌀150mm KG-Rohren 1cm pro Meter, ein ⌀100mm HT-Rohr soll aber 2cm pro Meter Gefälle haben. Ich habe fälschlicherweise außerhalb des Hauses mit 1,5cm pro Meter gearbeitet, bis Florian mich darauf aufmerksam machte und ich nochmal nachrecherchierte. Dort kann ich jetzt nicht mehr korrigieren, denke aber nicht, dass es Probleme gibt.

Viele dieser Richtlinien haben in erster Linie mit dem Fluss der Feststoffe im Wasser zu tun. Wenn das Wasser nicht genug Auftrieb liefert oder zu schnell verschwindet, dann kommen die Exkremente nicht hinter her und bleiben irgendwo kleben, was zu Verstopfungen führen kann. Ein anderer Grund ist allerdings auch die notwendige Entlüftung beim Fliessen. Ist ein Rohr vollkommen gefüllt, dann kann keine Luft angesogen werden und das fliessende Wasser zieht den Geruchsverschluss leer. Beide Zustände sind nicht wünschenswert ;-) .

HT Rohr mündet im KG Rohr

Was ich aber vor allem gelernt habe ist: Denke nicht zu klein. Verbaue dir nicht für ein paar Cent Preisunterschied mögliche Erweiterungen. Daher entschied ich mich die Abwasserrohre für Duschwanne, Bodenablauf und Küche möglichst lange so groß wie möglich zu halten. Ich bin also nicht mit einem ⌀50mm HT-Rohr in das ⌀100mm HT-Rohr gegangen, sondern mit einem ⌀75mm und habe dieses zum spätmöglichsten Zeitpunkt erst auf ⌀50mm verjüngt. Somit ist die Küche jetzt mit ⌀75mm angebunden und ich kann dort ruhigen Gewissens sowohl die Spülmaschine, als auch das Abwaschbecken zeitgleich benutzen – evtl. muss ja noch eine Waschmaschine daneben und spätestens dann weiß ich, dass es gut geplant war.

Das graü Rohrgeflecht ist nur für Schmutzwasser

HT Rohre für die Duschwanne Bodenablauf und Küche

Wie oben bereits berichtet, habe ich es nicht geschafft mit dem Diamantkronenbohrer ein Loch in die Klinker zu schneiden, daher entfernte ich einfach drei Steine und schob das Rohr direkt in die Küche. Das muss nun nur noch auf der Küchenseite am Fachwerk befestigt werden und schon ist die Küche "angeschlossen" an die Kanalisation. Es macht mir großen Spaß das so zu betrachten, schließlich ist es ein weiterer Schritt in Richtung zivilisierten Wohnens :-) .

Das 75mm HT Rohr geht in die Küche

In der Küche erscheint das 75mm HT Rohr

Ich hätte nicht gedacht, dass mich das Verlegen von ein paar Rohren den ganzen Sonntag kosten würde, doch so war es. Ich war nicht langsam, ich war nicht unbeholfen aber es gab Ansprüche die erfüllt werden wollten und das wurden sie. Die Lösungen die mir vorher vorschwebten waren Unfug, basierend auf Unkenntnis und fehlendem Ernst. Dieses Abwassergeflecht wird uns lange sorgenfreie Dienste erweisen und es tut gut das zu wissen.

Stimmungsvolles Bild mit HT Abflussrohr lach