03

Sep

2012

Lehm und Estrich


03.09.2012, 20°C, sonnig


Den heutigen Tag hatte ich mir frei genommen um während der Anlieferung des Lehms vor Ort zu sein. Da ich aber (natürlich) nicht die Zeit mit Trödeln verbringen wollte, entschloss ich mich das Thema des Abwasserrohrs weiter anzugehen. Gestern hatte ich es ausnivelliert und heute wollte ich es komplett einbetten. Also Wurfsieb mobilisieren (auf Schubkarre stellen) und ab zu einem der unzähligen Erdhaufen auf dem Grundstück um in schweißtreibender Arbeit etwas Einbettungsmaterial zu gewinnen.

Das Abflussrohr ist eingebettet

Das Einbetten ging – im Gegensatz zum Sieben – schön schnell. Ich drückte und hüpfte noch auf dem Erdreich herum, bis alles zufriedenstellend befestigt war.

Die Abzweigung ins Haus

In Anbetracht der Tatsache, dass diese Ecke noch letztens aussah als hätte hier eine Granate eingeschlagen, wirkt das untere Bild geradezu aufgeräumt. Wenn man jetzt noch weiß, dass unter diesem sauberen Erdstreifen neben dem Betonsockel ein vollkommen intaktes und praktisch verwendbares Abflussrohr lagert… was will ein Mensch mehr? :-D

Das Abflussrohr wurde komplettiert und rundherum eingebettet

Der Lehmunterputz wird geliefert

Ich glaube heute ist der Tag, an dem ich von der Blogroll vom Clayblog (Claytec) genommen werde, denn heute ist der Tag an dem Lehm von einem anderen Lieferanten als Claytec geliefert wird und dieser Hersteller heißt EIWA. Warum mache ich das, nachdem ich mehr als 45 Bigbags Lehmprodukte von Claytec verarbeitet habe?

Ich habe keine Zeit, um den Lehm trocknen zu lassen aber der trockene Lehmputz von Claytec ist mir einfach zu teuer. Daher versuchte ich es diesmal mit dem Lehm von EIWA Lehmbau. Dieser wird mit geringer Erdfeuchte angeliefert und wahlweise mit oder ohne Strohzuschlag. Da ich bereits experimentierfreudig eingestimmt war, bestellte ich auch gleich zuschlagfreien Lehmunterputz (auch das ein Novum). Letztendlich war der Beutel (Bigbag) Lehmunterputz mit geringer Erdfeuchte (bestätigt PFT-G4-maschinengängig – auch das war gut zu hören) günstiger als ein erdfeuchter von Claytec. Ich bin stets gut mit der Ware von Claytec gefahren aber es ist auch der teuerste Lehmlieferant und die Kasse und die Zeit drängten. Letztendlich bin ich einige hundert €uro billiger dabei weg gekommen.

Der Lehmunterputz steht unter dem Vordach

Auf den Beuteln prangt kein Natureplus Zertifikat – die Inhaltsstoffe sind also nicht einzeln aufgelistet und werden auch nicht stichprobenartig kontrolliert aber die Produktion ist (laut Hersteller) annähernd CO2-neutral. Das hilft mir zwar nicht bei einem späteren Dioxin-Skandal doch ich kneife hier einfach mal die Augen zu. Man kann sich nicht gegen alles versichern, manchmal muss man seinem Bauchgefühl folgen.

Eiwa Lehmunterputz wird fast CO2 neutral hergestellt

Die Feuchtigkeitsprüfung hat ergeben, dass (selbst nachdem ich von weiter unten feuchteren Lehm hervorgeholt habe) dieser nach festem Zusammendrücken noch immer locker aus der Hand rieselt. Ein gutes Zeichen. Mehr weiß ich erst nach dem kommenden Samstag.

Lehmunterputz von Eiwa zusammengedrückt

Der Lehmunterputz rieselt immer noch

Kurzentschlossene Estrich-Herstellung

Das Abwasserrohr war eingebettet, der Lehm angeliefert worden und der Tag noch jung; was lag also näher als einfach weiter zu machen? Ich "berechnete" also kurzerhand meinen ungefährend Betonbedarf um die Sauberkeitsschicht für das überdimensionale Regenauffangbecken auf dem Hof zu gießen und entschloss mich zusammen mit weiteren Preisanfragen den Baufachhandel meiner Wahl zu nerven. Mit 10 Beuteln B03 (C25) Estrich gleichmäßig im Audi 80 verteilt, kehrte ich nach einer halben Stunde zurück. Ich hatte den Wagen mit 400kg beladen und es fühlte sich alles akzeptabel an. Zu akzeptabel, wie sich später herausstellte.

Gekaufter Estrich wird angemischt

Auf dem Hof angekommen, ging die Arbeit weiter. Der Betonmischer musste herausgeholt werden (der war seit Jahren nicht mehr in Betrieb gewesen) und das Fließmittel musste ich auch wiederfinden. Soweit hat alles gut geklappt, lediglich die von einem Viertakt-Benzinmotor angetriebene Rüttelflasche wollte partout nicht starten. Egal, so tief ist das Becken schließlich nicht.

Zu meiner Freude saß mir die Betonherstellung noch so sehr im Blut, dass ich auf Anhieb die Mischung gut hinbekam (wen wundert's bei den vielen Kubikmetern an Betonfundament *g*).

Ueberraschung ich weiss noch wie man Beton anmischt

So mischte und schüttete ich bis… meine "Berechnungen" der Praxis begegneten und mir zwei Sack B03 Estrich fehlten. Gnah.

Der Weg zum Baufachhandel hätte 30 Minuten Verzögerung bedeutet – zu viel wie ich fand und mischte mit den vorhandenen Resten des eingelagerten Beton- und Estrichkies, sowie 1½ gut verpackten Beutel Zement noch etwas eigenen Beton an um so zumindest diese Aufgabe zu erfüllen.

Die Sauberkeitsschicht des Regenwasserkanals ist fertig

Besondere Mühe machte ich mir beim glatt streichen der Estrich-Oberfläche, weil das Wasser schließlich fließen soll und überhaupt sieht es so schöner aus :-) .

Glatter Estrich damit das Wasser gut fliesst

Der Estrich wurde glatt gezogen

Der Tag war aber noch immer nicht vorbei und ich hatte jetzt eine ungefähre Ahnung wie viel Estrich ich noch benötigen würde um die Schalungssteine, welche ich als Seitenwände für das Becken plane, zu befüllen. Diesmal wollte ich aber schlauer sein und legte auf meine Berechnung einfach 10% drauf ;-) .

Für die Schalsteine ist noch Estrich vorhanden

Also ab zum Baufachhandel und diesmal bitte 14 Sack einladen. Ich hätte das vielleicht vorher mal überschlagen sollen, denn jetzt hatte ich 14×40kg = 560kg + 85kg Eigengewicht geladen. Der Wagen lag verdächtig tief auf der Straße und wollte auch sonst nicht mehr so wie sonst. Daheim angekommen warf ich einen verstohlenen Blick in den Fahrzeugschein: Leergewicht 1230kg, zulässige Gesamtmasse 1690kg. Uuups 185kg daneben. Naja, jetzt wollen wir mal nicht kleinlich werden – ich bin ja auch wirklich vorsichtig gefahren :-) .

Statt Einzelkomponenten habe ich auf Fertigprodukte zurück gegriffen

Das Abflussrohr wird einbetoniert

Von den 14 soeben mit einem vorschriftsmäßig überladenem Fahrzeug herbeigeholten Estrichsäcken waren zwei für das Abflussrohr, welches ich noch heute einbetonieren wollte um diese Geschichte ihrem Abschluss wieder ein Stück näher zu bringen. Also anmischen und eimerweise Estrich in das Loch am Fundament gegossen bis alles ordentlich eingegossen war.

Das Abflussrohr ist einbetoniert

Das Rohr sitzt fest

Weil der Durchgang nicht viel Platz für den Estrichfluss von draußen nach drinnen ließ, schüttete ich auch von innen Estrich in die Grube und stocherte und verdichtete so gut es ging. Anschließend wurde alles glatt gezogen. Jetzt braucht der Zement nur noch abzubinden, denn genug Feuchtigkeit zur Hydration hat er sowohl in der Grube, als auch unterhalb des Fundaments.

Ein Kollege und Leser des Blogs meinte letztens mit einem wohlwollenden Achselzucken, dass ein solcher Fehler einem Profi wohl nicht passiert wäre – es ging um mein Versäumnis das Abflussrohr beim Erstellen des Fundaments einzuplanen – womit er Recht hat. In 95% aller Fälle wäre einem Profi dieses Malheur nicht passiert. Doch es zeichnet ja einen Profi aus, dass er seine Fehler erkennt und korrigiert – womit ich mich jetzt wieder in bester Gesellschaft befinde ;-) . Besser als alles immer "richtig" zu machen ist es, wenn man seinen Mist gerade zu biegen weiß.

Im Haus ist das Rohr auch einbetoniert