25
Okt
2010
Ausglasen für Anfänger
"Wie, ich soll jemanden fragen wie das geht?"
"Hallo?! Ich bin ein Mann! Schließlich frage ich auch nicht nach der Richtung, wenn ich mich verfahren habe!"
Mit dieser Einstellung und etwas Erfindertatendrang, ging ich an die Arbeit die Konstruktion eines Kunststofffensters mit festverglastem Seitenteil zu erforschen.
Dies ist meine Geschichte …
Der Pfosten muss raus!
Als erstes mussten einige Verschraubungen gelöst werden. Sowohl oben, als auch unten, war der Pfosten mit jeweils zwei ziemlich langen Schrauben mit dem Rahmen verschraubt.
Das obere Scharnier musste ebenfalls entfernt werden, da jeweils oben und unten am Scharnier zwei Arretiernippel den Rahmen mit dem Pfosten zusammen hielten.
Im Innenbereich des Fenster (wo der Flügel sitzt) konnte ich oben und unten jeweils zwei Schrauben erkennen. Es war aber überflüssig diese zu lösen, da die Gegenstücke sich auf der Seite mit dem Glas befanden.
Jetzt konnte ich bereits - mit zaghaftem Kraftaufwand - den Rahmen vom Pfosten "trennen".
Es fehlte nur noch das Ecklager, welches ebenfalls über zwei Arretiernippel, zur Verbindung von Rahmen und Pfosten, verfügte.
Nun brauchte ich zwei weitere Hände und diese holte ich mir in Form der treuen 5T Stockwinde. Sie half mir den Rahmen vorsichtig auseinander zu drücken.
Jetzt, endlich, konnte der Pfosten bewegt werden und es gab erste Einblicke in das Ineinandergreifen der Glashalteleiste in den Pfosten bzw. den Rahmen.
Die Glashalteleisten entfernen
Die Glashalteleiste konnte entfernt werden und dabei purzelten überall Distanzstücke aus Kunststoff umher. Diese wurden offensichtlich zwischen den Rahmen und das Isolierglas gelegt um Bewegungen der Scheibe zu unterbinden.
Genauere Untersuchungen zeigten wie die Glashalteleiste in den Kunststoffrahmen greift.
Der Pfosten konnte entfernt werden und mit ihm war der Zugang zu den restlichen Glashalteleisten offen. Mit einem Schraubenzieher als Hebel konnten diese schnell abgeklipst werden.
Auch hier waren wieder Distanzstücke unterhalb der Scheibe vorhanden. Ich versuchte mir gut zu merken wo sie lagen - aber so richtig gelungen ist mir das nicht *g* .
Den Fensterrahmen wieder zusammensetzen und einbauen
Mit der Isolierglasscheibe aus dem Weg, konnte ich mich wieder um das Zusammensetzen des Fensterrahmens kümmern. Pfosten einsetzen, Schrauben oben und unten wieder reindrehen, Dichtlippen in die Fugen drücken und Scharnier und Ecklager anschrauben: fertig!
Der Rest war reine Routine und innerhalb 15 Minuten erledigt. Am längsten brauchte ich dabei für die drei Schrauben, welche im Bereich des Festglaselements anzubringen waren. Der Platz dort war zu gering für den Boschhammer, also musste ich mit einer Knarre die Rahmenanker mit TX30-Aufnahme in das Holz treiben. Boah kann das lange dauern o___O; .
Ausglasen für Fortgeschrittene
O.K. zugegebenermaßen war meine Methode recht aufwendig. Dafür konnte ich aber auch sicherstellen, dass ich den Mechanismus vollständig verstehe. Wie es der Zufall wollte, kam unser Fensterlieferant noch vorbei um die Rechnung zu bringen (muss das sein?). Er zeigte mir, zumindest in Theorie, wie ein Profi das macht ;-) .
Man nehme einen Stechbeitel und drücke diesen zwischen Rahmen und Glashalteleiste (abgeschrägte Kante nach oben um sicheren Halt zu gewährleisten).
Wichtig: nicht an der Kante, sondern möglichst in der Mitte wo die Federung der Leiste am größten ist. Sicherstellen, dass der Beitel wirklich zwischen der Leiste und dem Rahmen sitzt.
Jetzt mit einem gezielten Schlag auf die oberseite des Beitels die Glashalteleiste aus ihrer Fassung drücken.
Der Rest ist einfach ;-) - aber so kann das ja jeder. Wir sollten nie vergessen, dass Grundlagenforschung heute, wichtig für das Verständnis von morgen ist :-) .