21
Feb
2015
Lehmfüllarbeiten im Büro
Es ist schon eine kleine Weile her, dass ich die letzten hölzernen Putzprofile aus dem Lehmputz gezogen habe und entsprechend ungeschickt habe ich mich bei der Entfernung angestellt. Anstatt, wie sonst, links und rechts neben den Putzprofilen den Lehm vom Holz mit einem Teppichmesser abzusetzen, habe ich einfach an den Leisten gezogen. Dabei sind mir handgroße Lehmputzflächen entgegengekommen und als Bruchstücke zu Boden gefallen.
Da mir jetzt, nach vielen Jahren der Lehm- und Kalkputzarbeiten, endlich klar geworden ist, dass Unterbrechungen in der Putzgaze zu Rissen im Oberputz sorgen können, werde ich ohnehin weitere Streifen Putzgewebe einbringen. Diese Streifen werden dann an genau jener Stelle eingebracht, wo bislang die Putzleisten waren und in die angrenzenden Bereiche, in denen der Lehmputz jetzt abgeplatzt ist, übergehen. Es ist also nicht besonders schlimm, dass es dort zu Abplatzungen gekommen ist.
Neben den Auffüll- und Reparaturarbeiten der Schlitze im Lehmputz gibt es außerdem noch die kleinen Flächen zwischen den Balken, sowie der Decke selbst, die bearbeitet werden sollen. Die Lehmarbeiten an dieser Wand sind also im Einklang mit dem allgemeinen Arbeitsfluss und somit stellen die Abplatzungen überhaupt keine Mehrarbeit dar.
Den Untergrund vorbereiten
Die Putzleisten dienen ja bekanntlich dem Zweck, die Wand in Lot zu bringen. Dazu werden die Putzprofile so am Fachwerk befestigt, dass sie eine ebene, sowie (zum Fußboden) senkrechte Fläche bilden. Das Fachwerk in unserem Haus folgt selten diesen idealen Richtlinien, da es im laufe der Jahrhunderte an so vielen Stellen abgesackt ist und sich verzogen hat, dass wir mit Höhen- und Lotunterschieden von bis zu 30cm arbeiten müssen.
Diese Lotabweichungen diktieren, dass wir mit Distanzklötzchen arbeiten müssen. Während die Putzleiste am oberen Teil des Fachwerks also direkt befestigt werden kann, muss unten ein Distanzklötzchen von beispielsweise 7cm untergelegt werden. An dieser Wand gab es eigentlich keine nennenswerten Lotabweichungen, da wir diese Trennwand selbst aufgestellt haben. In der Praxis war der Unterzug an der Decke aber deutlich stärker als das Holzständerwerk darunter, weshalb wir doch wieder zu Distanzklötzchen greifen mussten.
Dort wo die Distanzklötzchen im Lehmputz steckten, klaffte nach deren Entfernung natürlich ein ordentliches Loch über die gesamte Tiefe. Da es sich hierbei um relativ kleine, wenngleich tiefe Löcher handelt, lohnt es nicht den Holzuntergrund weiter aufzurauen, bevor mit Lehmputz aufgefüllt wird – der Lehmputz wird genug Fläche seitlich des Loches haben, um sich darin festzukrallen.
Es stellte sich als praktikabel heraus, das Loch zuerst mit Lehm und anschließend mit trockenen Lehmbruchstücken aufzufüllen. Dadurch braucht der Lehm nicht in der gesamten Tiefe durchzutrocknen und es kann in wenigen Tagen an dieser Stelle weitergearbeitet werden.
Beim Verfüllen der übrigen Schlitze half mir Keanu und somit konnten wir an zwei Stellen gleichzeitig mit den Lehmarbeiten fortfahren.
Eine weitere Besonderheit stellt der nun verkleidete Unterzug dar, der mit seiner wuchtigen Stärke viel glatte Holzfläche präsentiert, an welcher der Lehmputz nicht haften kann. Da der Platz zu gering ist um dort Schilfrohr zu befestigen, greife ich hier gerne zu einer anderen Methode und treibe mit einem Beitel kleine Schnitte in die glatte Holzfläche. Dadurch wird dem Lehmputz genug griffiger Untergrund geboten, um sich am Holz festzukrallen.
Holzfaserplatten an der Decke
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass der Versuch mit dem Verleimen der 20mm Holzfaserplatten zu 60mm starken Einheiten gelungen ist? Nun, da dieser Teil des Experiments abgeschlossen ist, wurde es Zeit, die Holzfaserplatten aus eigener Herstellung an einem Versuchsabschnitt anzubringen. Zuerst wurde dazu auf einer Länge von einem Meter das Deckenholz mit Schilfrohrmatten verkleidet.
Dabei war es mir wichtig, die Seite der Auflagehölzer ebenfalls mit Schilfrohrmatten zu verkleiden, damit der Lehmputz sich dort wohl fühlt, zwischen der Holzfaserplatte und dem KVH. Es wäre ja schade, wenn er sich einseitig abschalen würde – wenngleich am Ende bestimmt mit einer Lage Putzgewebe gearbeitet wird.
Zuerst wurden die Schilfrohrmatten mit einer Lage Lehmputz versehen und anschließend mit einer 6mm Kammkelle Lehmputz auf die Rückseite der Holzfaserplatte aufgetragen. Dieses Verfahren ist mir noch recht geläufig vom Anbringen der Hausdämmung, also fehlten lediglich noch einige Dämmstoffteller und 6⨉80mm Schrauben um die gesamte Konstruktion zu befestigen.
Ursprünglich hatte ich vor, eine Holzfaserplatte zurecht zu schneiden. Interessanterweise stellte sich heraus, dass eine Platte, die ich anfangs für zu klein gehalten hatte, perfekt passte und seitlich Platz für die Fugenkelle ließ, um dort Lehmputz aufzufüllen. Die folgenden Platten werde ich also auch mit genug "Luft" an den Seiten zurechtschneiden, weil das Verfugen somit stark vereinfacht wird.
Deckenluecken mit Lehmsteinen "zumauern"
Nach viel Kleinarbeit mit Lehmputz, Schilfrohrmatten und Holzfaserplatten war mir danach, endlich das "Problem" mit dem Loch in der Decke anzugehen. Dort hatte sich ergeben, dass, aufgrund der durchhängenden Fachwerkkonstruktion im Obergeschoss, der Unterzug sich wie eine Banane bog. Rechts (am Schornstein) war er am Tiefsten und schaute wenige Zentimeter heraus, während er links 12cm höher war und somit ein Loch in der Decke hinterließ.
Es ging also darum, genau dieses Loch nun endlich zu verschließen und der Gesamtkonstruktion dort ein einheitliches Bild zu verpassen; was letztendlich auch der Grund für die Deckenarbeiten ist.
Um das riesige Loch in der Decke zu verschließen, entschied ich mich, alte Lehmsteine zu verwenden. Zuerst wurden zwei passende Exemplare gefunden, die ich dann auf dem Hof-Asphalt abraspelte bis die Form stimmte. Damit die Steine nicht sofort wieder herunterfallen würden, bohrte ich Löcher hindurch, um sie mit Schrauben im Fachwerk zu befestigen.
Als Grundlage, bzw. "Bett" für den Lehmstein, warf ich etwas feuchten Lehm in die Höhle. Dabei kommt es auf die Wurfkraft an, denn ein zu schwacher Wurf lässt den Lehm gleich wieder herunterfallen, während zu viel Kraft den Lehm "zerplatzen" lässt, was letztendlich ebenfalls für Lehmregen sorgt.
Letztendlich konnte die große Lücke mit zwei Lehmsteinen und etwas Lehmputz sehr gut aufgefüllt werden. Die Befestigung mit unterschiedlich langen Schrauben und Dämmstofftellern klappte ebenfalls wunderbar.
Ein erfolgreicher Abschluss zum Auftakt der Arbeiten im Büro und Morien konnte ich noch für das Auftrennen einer Schilfrohrrolle gewinnen, sodass wir gemeinsam in kurzer Zeit einen Stapel an 20cm breiten und 100cm langen Lehmputzträgern vorbereiten konnten. Die können dann demnächst an dem KVH der Deckenkonstruktion befestigt und mit Lehmputz verschmiert werden.