04
Feb
2015
Eine Lehmputzplatte herstellen
Wir sind im Besitz von unanständig großen Mengen an alten Strohbunden. Keine Quader, sondern die alten, losen Bunde – welche man nicht richtig packen und schon gar nicht stapeln kann.
Leider ist das Stroh nicht "sauber", sondern von den Dachdeckerarbeiten, die von den ursprünglichen Hausbesitzern vor einigen Jahren veranlasst wurden, mit Dachziegeln und Zementputzresten verschmutzt. So sehr, dass wir keinem Tierbesitzer unser loses Stroh mit gutem Gewissen anbieten können.
Nun ist es so, dass ich zumindest in meinem Büro und dem Hobbyzimmer noch etwas mit der Zimmerdecke anstellen möchte. In beiden dieser Zimmer ist die Holzdecke nicht sonderlich ansehnlich, da entweder die Deckenbalken einen merkwürdigen Verlauf nehmen oder eben löchrig und unschön aussehen, mit starkem Holzverlust in der äußeren Schicht.
Um dem Ganzen ein einheitliches Aussehen zu verpassen, würde ich mir im Erdgeschoss eine ähnliche Decke wie im Obergeschoss wünschen und zwischen den gebürsteten Deckenbalken eine Lehmdecke ziehen wollen.
Die Vertiefung in der Decke hat eine Stärke von 6cm (wir haben 4⨉6cm Kanthölzer verwendet) und mein Gedanke ist es, diesen Raum mit Holzfaserplatten oder evtl. Lehmputzplatten aufzufüllen und anschließend mit Lehmputz über zu putzen.
Eine flache Wanne für die Lehmplatte
Es ist die Verwendung von vorhandenen Materialien um das eigene Heim zu verschönern, das mein Interesse an diesem Versuch schürt. Nicht nur, dass wir noch große Mengen an grobem Lehmputz auf dem Hof lagern haben; wir haben auch unerschöpfliche Mengen an Stroh auf den Scheunenböden eingelagert.
Ich schraubte also kurzerhand eine kleine Holzwanne zusammen, um darin das Experiment der selbst hergestellten Lehmputzplatte durchzuführen.
Dabei wurden die gleichen Kanthölzer verwendet, welche auch beim Bau der Zwischendecke Verwendung fanden, um die richtige Stärke zu gewährleisten.
Die Rückseite wurde mit den ebenfalls noch vorhandenen OSB3-Resten verschlossen und somit eine einseitig-geschlossene Wanne mit den Maßen 42⨉60cm erschaffen.
Strohlehm als Baustoff für eine Lehmputzplatte
Als nächstes wurde Lehmputz angemischt, der ein wenig auf der dünnen (flüssigen) Seite war. Das Stroh vom Scheunenboden sollte als Hauptfüllmasse herhalten und der Lehm dazwischen mehr oder weniger als Kleber – soweit die Theorie.
Ich begann mit einer dünnen Schicht Lehmputz am Boden der Backform, dann folgte zugleich eine Lage Stroh, die ordentlich in den Lehm eingearbeitet wurde (mit der Hand und der Kelle).
Dann folgte wieder etwas Lehm, um auch in den Schichten zwischen dem Stroh genug Klebstoff zu haben.
Als abschließende Schicht wurde dann wieder Lehm aufgetragen und die letzten störrischen Strohhalme in die Masse eingedrückt.
Ein wenig zu meiner Überraschung wog diese Konstruktion 30kg(!) und machte mitnichten den Eindruck der leichten Bauweise. Mittlerweile ist mir auch klar, dass ich einfach zu viel Lehm benutzt habe aber ich möchte dieses Experiment durchziehen und den Zeitbedarf für die Trocknung ermitteln.
Ich werde weitere Experimente mit Strohlehmplatten machen, sobald meine Backform frei geworden ist und überlege bereits eine andere Vorgehensweise, in der ich dünnflüssigen Lehm benutze, um den Stroh zu benetzen, anstatt ihn wie Béchamelsauce in einer Lasagne in Schichten aufzutragen.