23
Feb
2014
Von Lehmsteinen und Lehmdecken
Es gibt Tage an denen arbeiten tatsächlich alle Familienmitglieder irgendwie an unserem alten Haus. Heute war ein solcher Tag und obwohl wir selten zeitgleich zum Schaffen kommen, weil sich irgendjemand um die Kleine oder ums Essen kümmern möchte, so sind wir doch versetzt an der einen oder anderen Ecke zugange.
Die Stapler der Lehmsteine
Angefangen bei den beiden Jungs, die meiner Bitte nachkamen Lehmsteine aus dem Lehmzimmer (in der Scheune) in das Obergeschoss zu schaffen und die wirklich ordentliche Arbeit leisteten. Immerhin bringen diese alten Lehmsteine ordentlich Gewicht auf die Waage und sind für Kinderhände nicht unbedingt handlich.
Die beiden teilten sich auf und während Morien die lange Strecke von der Scheune bis zur Seilwinde übernahm, stand Keanu oben bereit um den Inhalt des Eimers in das nahegelegene Zwischenlager (sein Zimmer) zu verfrachten.
Natürlich stand ich den beiden aktiv zur Seite um die Eimer aus der Schwebe auf festen Grund zu bekommen – Trotzdem haben die beiden das Allermeiste selbst gemeistert ☺.
Schilfrohrmatten für das Mäusehotel
Auch Annika gönnte sich heute eine Auszeit vom Kinderhüten und floh ins zukünftige Schlafzimmer um dort Schilfrohrmatten für die freigelegten Deckenhölzer zuzuschneiden. Wie immer eignet sich der Seitenschneider hervorragend für das exakte Abknipsen der einzelnen Schilfrohrhalme oder der verbindenden Drähte.
Erstaunt hat uns wie fest die Deckenhölzer sind, obwohl sie schon einige Jahrhunderte im Einsatz waren. Der Elektrotacker hatte mitunter erhebliche Schwierigkeiten, selbst auf höchster Stufe, die Klammern in das Holz zu treiben. Was aber niemanden davon abhielt die blanken Deckenhölzer trotzdem mit Schilfrohrmatten zu verkleiden.
Decken retten
An manchen Stellen trennt sich der Strohlehm langsam von den Deckenhölzern. Es ist schwer zu sagen ob das ein fortlaufender Prozess ist, noch schwerer ist es ob der Zukunft der Strukturfestigkeit zu orakeln. Ein besonders "hubfreudiges" Deckenstück (ich drücke von unten sanft gegen die Lehmdecke um lose Stellen auszumachen) stellte mich vor die Frage ob ich es abreißen oder befestigen sollte.
Zufälligerweise lagen noch einige Dämmstoffteller herum und warteten nur noch auf eine 5⨉60er Spax um dann durch den Lehmputz in die Deckenhölzer geschraubt zu werden. Zu meiner Freude musste ich feststellen, dass die breite Auflagefläche sich nicht nur zum Befestigen von Holzfaserdämmplatten eignen, sondern auch beim "Anziehen" oder "Festziehen" von alten Lehmdecken hervorragende Dienste leisten.
Natürlich will niemand die Dämmstoffteller sehen; doch ich bin zuversichtlich, dass man die mit etwas Lehmputz sehr effektiv verstecken kann und anschließend eine schöne, gleichmäßige Deckenfläche erhält.
Lehmdecken mit Lehmputz flicken
Meine Aufgabe bestand heute darin die alten Lehmdecken weiterhin auf Vordermann zu bringen. Ich zog also umher und schaute mir die Decken in Moriens Zimmer und im hinteren Flur an. In dem einen konnte ich bereits angefangene Arbeit voranbringen mit einer weiteren, ausgleichenden Schicht Lehmputz, während ich im Flur (das soll zukünftig einmal Ronjas Zimmer werden), die Schlitze an den Fachwerkbalken auffüllte.
Besonders erfreulich ist, dass es mit der Decke in Moriens Zimmer gut vorangeht, da diese im mit Abstand schlimmsten Zustand ist und besonders vieler Reparaturarbeiten bedarf.
Auch im Flur wurden Fortschritte gemacht, wenngleich die Arbeit des Anputzens hier deutlich einfacher verläuft als das Verfüllen von starken Vertiefungen (mehreren Zentimetern) wie im vorherigen Zimmer.
Deckenbalken mit Lehm anputzen
Die tiefen Schlitze neben den Deckenbalken sind entstanden, als wir diese von der Lehmverkleidung befreiten (das war am Anfang des Hausbauprojekts). Uns gefiel einfach die eckige Optik nicht, also wurde der Lehm von den Balken gekloppt. Aus Gründen der Ahnungslosigkeit und der Planlosigkeit darüber was denn nun mit den Decken passieren sollte, wurde die Entkleidung recht rabiat vorgenommen und somit gibt es jetzt mehr zu tun ☺.
Die Vorgehensweise variiert dabei kaum. Es muss zuerst sichergestellt werden, dass sich keine losen Lehmbrocken oder Lehmkrümel mehr in den Schlitzen befinden die neu verputzt werden sollen. Um das sicherzustellen benutze ich gerne einen Handfeger oder einfach meine Hand. Im Anschluss wird die zu bearbeitende Fläche bzw. Strecke entlang des Deckenbalkens gut mit dem Pumpsprüher angefeuchtet.
Als nächstes wird etwas Lehmputz mit der Spitze der Kelle aus dem Eimer genommen und möglichst gut in die zu verfüllende Stelle eingearbeitet.
Wenn ich in der anderen Hand nicht gerade die Kamera halte um Fotos zu machen, benutze ich diese gerne um auf der Rückseite der Kelle nochmal gezielt Druck auszuüben und den Lehmputz kräftig in die vorhandene, raue Struktur des Schlitzes einzuarbeiten. Lehm haftet rein mechanisch, es schadet also nie für eine ordentliche Verzahnung zu sorgen ☺.
Die verfüllte Fläche kann gerne plan abgestrichen werden aber nicht zu glatt machen, damit die nächste Schicht ebenfalls guten Halt findet.
Eine unbemerkte Baustelle
Wer hätte das gedacht, doch auf unserer Baustelle gab es vormals eine weitere Baustelle. Nicht ganz so groß und dennoch hätte der Bau doch so einige Mieter beherbegen können, wäre er jemals fertiggestellt worden. Glücklicherweise für uns ist er das nicht XD .