29

Sep

2013

Fehler und Korrekturen im Lehmputz


29.09.2013, 15°C


Während unserer Bauzeit mit Lehm habe ich viele Erfahrungen rund um diesen genialen Baustoff machen dürfen – leider und selbstverständlich habe ich dabei sehr viel Lehrgeld zahlen müssen. Es liegt nunmal in meiner Natur die Dinge selber ausprobieren zu wollen aber das soll mich nicht davon abbringen, Anderen zumindest davon zu berichten, sodass sich jeder seine eigene Arbeitsweise ersinnen kann.

Ungeduldige Nacharbeit

Zu einem der kleineren Fehler zähle ich das ungeduldige Nacharbeiten am Lehm. Anstatt diesem ein oder zwei Tage Zeit für die erste Erstarrung zu geben, wollte ich immer gleich weiterarbeiten. So versuchte ich stets das Putzgewebe um die Unterputzdosen sofort auszuschneiden und kam wiederholt zu dem Ergebnis, dass ich mir damit nur mehr Arbeit machte. Der Lehm war feucht und das Messer konnte die Gaze oft nicht gleich zertrennen, also drückte ich das Gewebe unwillkürlich in den Lehm und zog die Matte schief. Wüste Flüche und viel Nacharbeit waren die Folge.

Putzgewebe um Steckdosen herum ausschneiden

Neue Erkenntnis!Viel einfacher war es doch dem Lehm einfach einen Tag zu geben. Dann konnte der feuchte aber deutlich festere Lehm immer noch schnell und einfach zertrennt werden ohne das Gesamtgefüge der Putzgaze durcheinander zu bringen – Lektion gelernt!

Putzdeckel vom Lehmputz und Putzgewebe befreit

Zu flüssiger Lehm

Ist der Lehmputz zu feucht, so reicht die mechanische Haftung mitunter nicht um diesen an der Wand zu halten. Dann sackt der Lehm ab (oder fliesst womöglich ganz herab) und wird rissig. Wenn allerdings Putzgaze im Spiel ist, dann können sich keine Risse bilden also sackt das Gewebe in Wellenform mit hinab und bildet künstlerisch wertvolle Texturen.

Der Lehmputz war zu flüssig oder zu stark aufgetragen das Putzgewebe ist verschoben

Zu viel Lehmputz

In die Kategorie Ungeduld ist ebenfalls das Auftragen von zu viel Lehmputz einzuordnen. Ist der Lehmputz besonders griffig (das war bei diesem Putzdurchgang so), dann neigt man dazu mehr aufzutragen als gut ist. Meine Erfahrungen sagen, dass 20mm Lehmputz ausreichend sind für ein zügiges Vorankommen auf dem Bau doch auch ich lasse mich manchmal von dem Schein verführen. An dieser Stelle war der Lehmputz gute 30mm stark geworden – ich würde am liebsten sagen es geschah durch Unachtsamkeit aber ich war gierig auf den Erfolg – und sie rächte sich alsbald.

Schon während der frühen Trocknungsphase (der ersten Tage) schalte sich die viel zu schwere Schicht feuchten Lehms von der darunter liegenden ab und wurde zugleich vom eigenen Gewicht rissig. Manchmal gelingt es dann die Putzschicht durch kräftiges Drücken oder gezielte Faustschläge wieder anzukleben aber die richtige Methode ist das alles nicht (im rechten Feld benutzte ich mein Knie um den Lehm erfolgreich anzukleben).

Hier wurde zu schnell zu viel Lehmputz aufgetragen und der ist abgeplatzt

Durch kräftiges Klopfen (gerne mit einem Hammer oder Holzstück) kann man schnell in Erfahrung bringen ob der Lehm locker hängt oder gut verbunden ist. Wirkt der Lehm locker, tut euch den Gefallen und entfernt ihn. Wenn man Bockmist baut, dann muss man die Lektion auch ertragen können.

Nachdem der entstandene Krater angefeuchtet wurde, konnte hier in etwas bescheideneren Manier der Lehmputz aufgetragen werden. Wenn dieser trocken ist, erfolgt die zweite Schicht.

Zaghafter Neubeginn mit einer dünnen Lehmschicht

Baustoff-Recycling par excellence

Als einen enormen Vorteil und auch als sehr wertvolle Lektion sehe ich das Recyclen von dem Baumaterial Lehm an. Überall wird vom Recycling gesprochen (und hoffentlich auch von allen aktiv betrieben) aber nirgends kann soviel Recycling hautnah erlebt werden wie bei der Arbeit mit Lehm.

Wenn Lehm herunterfällt und antrocknet, kann er problemlos (auch Jahrhunderte später) eingesammelt und eingesumpft werden. Macht man das Einsammeln und Einsumpfen zum ständigen Ablauf auf der eigenen Baustelle kann sehr viel Geld gespart werden, weil überall was von der Kelle fällt oder Korrekturen am Putz vorgenommen werden müssen.

Lehmreste abgekratzt oder herabgefallen werden recyclet

Eingesumpfte Lehmreste für die nächste Putzschicht

Je nachdem wie grob die Lehmputzreste waren, die eingesumpft wurden, kann der Lehm bereits nach einer Nacht (oder vielleicht auch sofort) zur Weiterverarbeitung verwendet werden.
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie viele Kübel Lehmputz ich genau auf diese Weise gerettet habe aber es waren einige Bigbags, davon bin ich überzeugt.

Diverse Angleichungen mit Lehmputz im Kinderzimmer