16

Aug

2013

Eigenen Lehmunterputz entwickeln


16.08.2013, 18°C, sehr sonnig


Die Baustelle – und gerade die Verarbeitung von Lehmputz – darf nicht stillstehen, auch nicht bei einem Bandscheibenvorfall. Ich kann selbst zwar kaum was machen aber dafür sind am Wochenende Harry und Uwe wieder da um mir zu helfen! Es muss also dafür gesorgt werden, dass die Baumaterialien da sind um weiterarbeiten zu können und das kann man sehr wohl erledigen mit einem verschobenen Gummiplättchen ;-) .

Ein Haufen 4m2 Innenputzsand

Also kam heute der Container-Dienst vorbei und entlud satte 4m2 Innenputzsand bei uns auf dem Hof. Laut unserer (gemeinsamen) Recherche ist das der feinste und lehmhaltigste Sand, den es aus der Grube gibt. Lehmhaltig ist gut für unser Vorhaben eigenen, maschinengängigen Lehmputz herzustellen.

Der Innenputzsand ist fein und lehmig

Maschinengängigen Lehmputz erfinden

Das ganze Vorhaben ist etwas waghalsig aber wir wollen eigenen Lehmunterputz herstellen, der mit der Putzmaschine PFT G4 funktioniert (also maschinengängig ist) und gleichzeitig an den Wänden gut haftet. Lehmputz haftet rein mechanisch, sofern genug Lehmanteile vorhanden sind und das ist auch der eigentliche Knackpunkt.

Innenputzsand Nahaufnahme

Lehmpulver Lehmreste Nahaufnahme

Die Ausgangsstoffe wurden also in einem Verhältnis von 1:1 und 1:2 (Lehm:Sand) in kleinen Mengen im Betonmischer ordentlich durchgemischt. Das funktioniert sehr gut und nach kurzer Zeit (etwa 1 bis 2 Minuten) ist eine zufriedenstellende Farbe erreicht.

Der Betonmischer Freifallmischer vermengt Innenputzsand und Lehmpulver

Selbst angemischter Lehmunterputz Nahaufnahme

Die angefeuchteten Lehmproben

Die 1:1 Mischung wurde sogleich verworfen, da der reine Lehm so unglaublich fett war, dass er eine wesentlich größere Beimischung von Sand vertragen konnte.

Obwohl auf unserer Baustelle schon sehr viel Lehmputz verarbeitet wurde, reichte es mir nicht das Lehm-Sandgemisch zu sehen. Ich musste es fühlen um erkennen zu können ob er zu fett oder zu mager ist. Daher wurden drei Eimer mit Lehmputz angemischt:

1. Das pure Lehmpulver, erzeugt aus zerrüttelten Lehmsteinbruch aus dem Abriss des Hauses (nächstes Foto).

Fetter purer Lehm

2. Die bevorzugte 1:2 Mischung aus Lehmpulver und Innenputzsand (nächstes Foto).

Selbst angemischter Lehmunterputz

3. Etwas gekaufter Lehmunterputz von EIWA (nächstes Foto).

EIWA Lehmunterputz

Neben der Haptik, wollte ich auch das Trocknungsverhalten beobachten, sowie die Formbarkeit ausprobieren / ertasten. Es wurden also drei kleine Lehmfladen auf einer ehemaligen Fensterbank geformt und dem Wetter ausgesetzt. Mein erster Eindruck war, dass der selbst angemischte Lehm noch etwas fetter war als der gekaufte was aber nicht weiter schlimm ist. Lieber etwas mehr klebrigen Lehm als zu wenig und der Lehmputz fällt wieder von der Wand :-O .

Drei Sorten Lehmputz

Links war die eigene Lehmmischung im 1:2 Verhältnis.

Links der selbst angemischte Lehmputz

In der Mitte befand sich der pure Lehmpulver-Putz (sehr fett).

Mittig das pure Lehmpulver

Rechts lag letztendlich ein Fladen, geformt aus dem gekauften Lehmunterputz von EIWA.

Rechts der gekaufte EIWA Lehmunterputz

Ohne mir zu viel versprechen zu wollen, erschien der selbst angemischte Lehmunterputz klebriger und gleichzeitig feiner als der von EIWA. Da wir bislang keine schlechte Erfahrung mit dem Lehmunterputz von EIWA gemacht haben, er uns aber von Anfang an sehr "sandig" vorkam, erfreute mich diese neue Erkentnis. Mehr Erfahrung bedeutet immer mehr Wissen auf das man zurückgreifen kann um in Zukunft noch zielsicherer / effizienter zu arbeiten und Entscheidungen zu treffen.

Putztest an der Bürowand mit selbst angemischtem Lehmputz

Die Lehmputzreste (man sieht es waren wirklich kleine Mengen die ich angemischt habe), wurden dann als ultimativer Test an die Innenwand im Büro geschmiert mit sehr zufriedenstellendem Ergebnis: Der Putz ließ sich sehr gut verarbeiten, haftete ordentlich an der Wand und erschien dabei sehr geschmeidig. Perfekt!

Damit der Innenputzsand ja nicht nass wird bis morgen, versteckten wir ihn noch unter einer Plastikplane. Die Mischung aus leicht feuchtem Innenputzsand und trockenem Lehmpulver verspricht erstklassiges Mischungsverhalten in der PFT G4 Putzmaschine :-) . Jetzt kann ich trotz Rückenschmerzen auch lachen.

Der Innenputzsand unter einer Plastikplane

Holzlamellen Verkleben mit PU-Leim

Die Holzlamellen liegen jetzt bereits seit einigen Tagen auf einer Granitplatte, welche mittels zwei dünnen Holzbalken (Reste einer Holzpalette) an den massiven Holzböcken festgeschraubt ist. Die beiden Holzbalken sollen helfen auf die geklebten Lamellen Druck auszuüben und somit die geklebte Verbindung zu stärken.

Da die einzelnen Lamellen nach dem Leimauftrag beim Zusammendrücken "wegschwimmen" würden, müssen sie von oben stabilisiert bzw. heruntergedrückt werden – auf dem Foto sieht man hier eine Dachlatte, welche mittels Schraubzwinge auf die Lamellen gedrückt wird. Anfangs dachte ich, das würde sicher auch ohne gehen (bei der allerersten Verleimung war das auch so), doch nach diesem Anfängerglück wurde klar, dass meine Lamellen sich nicht anders verhalten als andere :-) .

Eichelamellen auf Granitplatte mit Einhandzwingen und Schraubzwingen zusammengepresst

Eichenlamellen mit PU Kleber in dem Verleimungsprozess

Überhaupt hat mir die erste Verleimung so einiges gezeigt was ich auch hätte nachlesen können aber ich bin halt ein Learning-by-doing-Mensch, wie man unschwer erlesen kann ;-) . So lernte ich sofort, dass ich nicht schneller leimen kann, als der PU-Kleber anzieht. Mehr als vier bis fünf Lamellenseiten habe ich nicht mit Leim bestrichen bekommen, bevor der Leim auf der ersten Lamelle drohte eine Haut zu bilden. Dadurch hat sich (glücklicherweise) auch eine Höchstbreite von weniger als 26cm ergeben. Das ist genau die Breite der neu erworbenen Metabo ADH1626D Hobelmaschine – Schicksal und kein Zufall!

Desweiteren wurde mir gezeigt, dass selbst kleinste Leimreste unglaublich Haftwirkung entfalten können. So leimte ich versehentlich die erste Lamellencharge an der Granitplatte fest, was ich bei der zweiten Verleimung merkte und dort schnell handelte um diese vor dem gleichen Schicksal zu bewahren. Bei dem Versuch das erste Lamellenbrett zu lösen, zerbrach mir auch die Granitplatte und hinterließ nur leichte Steinsplitter in dem Leim am Eichenbrett.

Die Granitplatte klebt an den Holzlamellen

Doch selbst kleinste PU-Leimreste, die mir vollkommen unscheinbar vorkamen, erwiesen sich als kleine Zerstörer (nein, das war eher ich) – denn bei dem Versuch diese beiden Lamellen voneinander zu trennen (die ich nicht verleimt hatte), brach ich glatt ein Stück Holz aus einer der beiden Eichenlamellen :-O .

PU Kleber ist mächtig selbst in kleinen Mengen

Die folgenden Leimholzbretter wurden auf einem Stück Furnierholz geklebt, von dem sich dann das Furnier löste beim Versuch die Bretter zu entfernen. Bei den letzten beiden Leimholzbretter hatte ich es dann endlich gelernt und bin dazu übergegangen zwei Blätter Din-A4 Druckerpapier unter die Lamellen zu legen. Dann klebte zwar das Papier fest aber das kann ich abschleifen oder hobeln.

Holzlamellen mit PU Leim geklebt und mit Schraubzwingen gehalten

Auf die Leim-Menge kommt es an

Annika war so nett um mir bei einem der Leimvorgänge mit der Kamera zu assistieren. Leim ist wie Farbe oder ein Öwechsel: Es geht nicht ohne zu Schmieren, zu Kleckern oder zu Tropfen. Genauso wenig wie man Miracoli Spaghetti mit roter Soße in einem weißen Hemd essen kann, ohne später rote Spritzer darauf vorzufinden.

Daher trage ich auch Handschuhe und ich kann es nur jedem nahelegen, es genauso zu machen. Normaler Holzleim ist harmlos, niedlich und putzig zugleich im Vergleich zu PU-Leim. Der klebt an den Händen bis die 1200°C im Krematorium sie voneinander trennen.

PU Kleber dick aufgetragen

Da ich jetzt deutlich gemacht habe wie es mit Leim und insbesondere mit PU-Leim so ist, kann ich jetzt auf die richtige Menge beim Auftragen eingehen. Zuerst wollte ich mir dafür Kunststoffspachtel kaufen, doch mir fiel rechtzeitig ein, dass ich dünne Eichenplättchen aus den Schnittresten übrig hatte. Die sind enorm stabil selbst bei nur 2mm Stärke, waren in ausreichender Menge verfügbar und zugleich kostenlos.

Ich versuchte einige Methoden, doch letztendlich hat sich das dicke Auftragen und anschließende Abschaben mit dem Spachtel durchaus bewährt. Die Frage nach der Stärke ist nicht einfach zu beantworten, weil es auf die Lücke ankommt. Selbst wenn zwei Holzstücke Plangehobelt waren oder so schienen, ergab sich immer irgendwie eine Lücke an der einen oder anderen Stelle. Vielleicht lag es auch daran, dass ich den Leim nicht gleichmäßig verteilt bekam.

PU Kleber dünn mit Holzspachtel verteilt

Die auf dem Foto dargestellte Stärke kommt recht gut hin, wobei ich die Lamellen vollflächig verleimt habe. Den Leim kann man für kurze Zeit wie einen Zäflüssigen Brei mit dem Spachtel umherschieben, insofern kann Überschuss auf der einen Seite gut woanders hinmanövriert werden. Ich konnte das Holz immer durch den Leim hindurch sehen, während ich ihn auftrug und wenn er mal verschwand, dann quoll an dieser Stelle später besonders viel Leim hervor. Auch hier kommt es auf die Übung an und mittlerweile würde ich mir zutrauen weitere Leimhölzer in besserer Qualität herzustellen.