03
Mrz
2013
Die selbstgebaute Satiniermaschine
Die Tatsache, dass die Holzbalken im Erdgeschoss noch nicht abgeschliffen wurden hat mir bereits einiges an Kopfzerbrechen beschert. Wir haben kein Interesse an glatt geschmirgelten Holzbalken oder an bis zur Unkenntlichkeit lackiertem Holz – aber etwas weniger Lehmreste am Fachwerk wäre schon eine feine Sache. Einfach um den Baustellen-Look abzuschütteln :-) .
In den vergangenen Jahren habe ich eine Vielzahl an unterschiedlichen Bürsten für die Bohrmaschine gekauft. Die vielversprechendste Sorte war die Topfbürste – bevorzugterweise aus Kunststoff, damit die Metallreste keine merkwürdigen Spuren im Holz hinterlassen (ich hörte die abgeriebenen Späne würden rosten). Obwohl ich die Balken in einem der Kinderzimmer vor mehreren Jahren mit einer Metalltopfbürste abgeschliffen habe, sind mir niemals irgendwelche Rostspuren untergekommen – trotz offenem Haus. Ich weiß also nicht ob diese Rostspuren ein Ammenmärchen sind, oder nur Fachwerk im Freien betreffen.
Etwas Recherche ergab, dass eine Satiniermaschine genau das richtige Werkzeug wäre. Ein wenig mehr Recherche ergab, dass das Vorhaben eine zu kaufen jenseits der Finanzierbarkeit lag. So begann die Suche nach einer Möglichkeit auf einen Winkelschleifer eine solche Rundbürste zu montieren.
Es stellte sich heraus, dass es möglich ist eine Rundbürste auf einem Winkelschleifer zu montieren, sofern man den passenden Spanndorn bekommen kann. Es gibt diverse Anbieter (Stichwort: online-Auktionshaus), welche diese Spanndorne aus scheinbar privater Herstellung anbieten. Der Kostenpunkt liegt irgendwo bei €40,00 und ist sicher sein Geld wert. Jedenfalls kann ich mich nicht beschweren.
Rundbürsten gibt es von etlichen namhaften Herstellern, darunter auch Metabo von dem ich meine Kunststoff-Rundbürste mit 10cm Durchmesser erwarb. Diese liegen preislich bei €70,00 und so bekommt man für ca. €110,00 eine fast komplette Satiniermaschine – sofern man über einen Drehzahlgeregelten Winkelschleifer mit einer passenden M14-Aufnahme verfügt. Da ich mir vor einigen Jahren bereits einen ⌀125mm Winkelschleifer von Bosch gekauft hatte, wähnte ich mich auf sicherem Boden.
Schutzblech und Absaugung
Die ersten Versuche mit meiner Satiniermaschine aus der Hobbywerkstatt brachte auch schon gleich eine grobe Fehlplanung zutage: Der Abrieb von den Balken (ob Holz oder eher Lehm) wurde überall hingeschleudert – bevorzugterweise über den Maschinenbediener (also mich). Es knirschte im Gebiss und die Lehmstaubwolken zogen in großen Schwaden durch das Haus. So würde ich zwar die Balken abgeschliffen bekommen aber gleichzeitig alles mit einer Lehmschicht bedecken, welche dem Vesuv alle Ehre machen würde. Es musste also eine Abdeckung und eine Absaugung her.
Als Teilespender dienten Reste eines alten Dreirads, welche die Jungs vor einiger Zeit bereits mit dem Winkelschleifer bearbeitet hatten. Ein Stück aus dem Hauptrahmen sollte als Stutzen für die Absaugung herhalten. Als Abdeckung halbierte ich ein Rest des ⌀150mm Ofenrohrs, mit dem wir unseren Kaminofen an den Schornstein angeschlossen hatten.
Zuerst musste ich wieder etwas üben, bevor ich mich an den Schweißvorgang des eigentlichen Schutzblechs traute.
Anschließend schnitt ich noch drei Schlitze seitwärts aus dem Schutzblech heraus, bohrte entsprechende Löcher für die Schrauben zur Befestigung im ursprünglichen Schutzblech des Winkelschleifers und versah diese mit einem Gewinde. Jetzt war das neue Schutzblech am Winkelschleifer befestigt und ein Testlauf bestätigte bereits jetzt die Wirksamkeit.
Zwar wurde noch einiges an Dreck umhergeschleudert aber der Streuwinkel war deutlich gespitzt – noch besser war, dass ich die Richtung beeinflussen konnte indem ich das Schutzblech oben oder unten näher am Holz hielt.
Durchlass für die Absaugung
Das Schutzblech war nur ein Teil der Maßnahmen um den Staubwolken Herr zu werden, der andere Teil bestand aus der Absaugung von dessen möglichen Effizienz ich keinen blassen Schimmer hatte.
Doch in meinem Elternhaus wurde immer gesagt: Probieren geht über Studieren. Also ging es jetzt erst einmal darum überhaupt ein Loch in das Schutzblech (Ofenrohr) zu schneiden, damit ein angeschlossener Staubsauger auch seine Arbeit verrichten könnte.
Als Werkzeuge diente ein Metallbohrer und ein Metallsägeblatt für meine alte Black&Decker Stichsäge, die ich bereits viele Jahre in meinem Besitz habe (ich meine sogar, dass es mein ältestes Elektrowerkzeug ist).
Das Schutzblech mit Absaugstutzen im Rundumblick
Endlich war es soweit und ich hielt das vollendete Schutzblech mit Ansaugstutzen in den Händen. Die Gesamtaufgabe hat übrigens länger gedauert, als nur einen Nachmittag. Das lag einfach an den vielen Zukäufen die getätigt werden mussten: Spanndorn, Rundbürste, M5 Sechskantschrauben und 15m Teichschlauch für die Absaugung.
Der richtige Schlauch für die Absaugung
Ich hatte Glück, dass der Hersteller des Dreirads zufälligerweise einen für flexible Teichschläuche passenden Durchmesser gewählt hatte. So fiel meine Wahl auf einen sehr günstigen (und wie ich mittlerweile herausgefunden habe: sehr empflindlichen) Saugschlauch. Auf der einen Seite passte dieser wunderbar auf den Absaugstutzen der Satiniermaschine und auf der anderen genau auf den vorhandenen Baustellensauger.
Ein Wunder! Aber nur mit ausgiebiger Recherche ;-) .
Die Satiniermaschine aus der Hobbywerkstatt
Es war soweit: die Satiniermaschine konnte vollendet werden und in ihrem ersten Einsatz zeigen was sie kann.
Die Kombination aus Schutzblech und Absaugung war in der Lage den Lehmnebel deutlich zu reduzieren – allerdings nicht soweit, dass es eine wintertaugliche Aufgabe wäre. Ja, ich weiß es ist bereits Frühling aber der Winter findet er könnte noch etwas bleiben.
Als das größte Problem entpuppte sich allerdings die Schwachbrüstigkeit des 900W Bosch-Winkelschleifers. Ohne großen Druck auszuüben brachte ich die Regelelektronik ständig dazu die Maschine herunterzufahren. Bald roch ich bereits den Lack der Windungen in dem Elektromotor und an einem der Probeläufe im Freien begannen sogar Rauchschwaden aufzusteigen. Es ist in einem solchen Fall immer Ratsam die Maschine noch einige Zeit im Leerlauf sich selbst abkühlen zu lassen (außer sie brennt :-D ) .
Der grüne Bosch Winkelschleifer hat sich als ein weiterer grüner Reinfall entpuppt. Die Maschine war nicht in der Lage meinen Anforderungen zu genügen und zwang mich zu einem inakzeptablen Arbeitstempo.
Mir wurde langsam bewusst, was das bedeutete…