14

Sep

2012

Sumpfkalk und Lehmpilz


14.09.2012, 12°C


Heute wurden fast vier vollständige 25kg Säcke Weißkalkhydrat in Wasser eingesumpft. Es handelt sich hierbei natürlich nicht um das klassische Einsumpfen mit unterschiedlichen Kalkschichten, sondern dem sehr einfachen Einweichen von Weißkalkhydrat (CL90) aus dem Baustoffhandel in Wasser.

Dazu vorab die Bemerkung, dass mit diesem Zeug nicht zu spaßen ist. Löschkalk ist eine wunderbare Sache, wenn es dank des zugeführten CO2 wieder zu Kalk abbindet aber weder in Pulverform noch in eingesumpftem Zustand ist es kompatibel mit dem menschlichen Körper. Daher, bitte, immer eine ordentliche Staubmaske beim Hantieren tragen und am Besten noch eine Schutzbrille um direkte Spritzer in die Augen zu vermeiden. Empfehlenswert ist außerdem noch ein Kopftuch, damit die Haare nicht zu sehr leiden – aber jetzt schweife ich in die Beauty-Ecke ab ;-) .

Das Güde GRW1800 Rührwerk mit zwei Rührern

Gerade drohte der Kalk in der Gegend umher zu fliegen, da fiel mir ein, dass das Güde GRW-1800 Rührwerk mit zwei Rührern geliefert wurde. Ein kurzer Blick offenbarte auch schon den Unterschied. Da der GRW-1800 nur nach rechts dreht, müssen die Rührer so geformt werden, dass bei gleicher Drehrichtung eine andere Mischwirkung erziehlt wird. Der eine Rührer saugt also das Gemisch von unten an um diesen dann nach oben herauszudrücken, während der andere das Gemisch von oben einzieht und nach unten herausdrückt. Bei einem Rührwerk für die Bohrmaschine wird derselbe Effekt mittels Vorwärts- und Rückwärtslauf erreicht.

Der linke Rührer saugt von unten der rechte saugt von oben

Weisskalkhydrat wird eingesumpft

Nach langer Rührzeit und der Zugabe von 1½ 20L Eimer Wasser entstanden aus zwei Durchgängen mit insgesamt 50kg Weißkalkhydrat ein 90L Kübel Kalk, der nun etwas vor sich hinsumpfen darf. Ich habe es in zwei Schritten gemacht, da sonst der Kübel zu klein gewesen wäre.

Zwei 25kg Beutel Weisskalkhydrat im 90L Baukübel

Wasser als Sperrschicht gegen das Kohlendioxid CO2

Anschließend wurde der leckeren Kalkpaste noch eine 1cm dicke Sperrschicht gegen das böse CO2 in Form von H2O verpasst (zum Glück wissen wir alle, dass CH4 viel schlimmer ist), damit aus dem gebrauchsfertigen Ca(OH)2 nicht vorzeitig CaCO3 wird, bevor es mit Quarzsand, Quark und Leinenfirnis vermischt an der Wand klebt.

Zwei 90L Kübel mit Sumpfkalk

Desinfektion der Lehmwände

Das Anrühren von (Pseudo-)Sumpfkalk kann ja nicht sonderlich lange dauern dachte ich mir. Als ich dann nach einer guten Stunde fertig war (inklusive Auswaschen der Behälter, langer Rührzeit, Umfüllen usw.) war mir ziemlich warm. Doch es war noch etwas vom Tag übrig, also ging ich die Desinfektion der Lehmsteinwände im Wohnzimmer und der Küche an.

Schimmelpilz auf Lehmmörtel

Bei der Verwendung von Lehm kommt es gerne mal vor, dass diverse Sporen in dem angenehm feuchten Milieu zu Pilzkulturen heranreifen. Das stellt soweit kein Problem da. Allerdings sollen die auch nicht so herumlungern, weshalb ich mich mit Maske und Isopropanol bewaffnet in den Kampf stürzte um die restlichen Mauern aus historischen Lehmsteinen ordentlich zu desinfizieren. Dabei wurde wie folgt vorgegangen:

  1. Isopropanol in eine alkoholbeständige Sprühflasche abgefüllt
  2. Die Lehmsteine damit ordentlich befeuchtet (schimmelige Stellen besonders)
  3. 5 Minuten einwirken lassen
  4. Mit einem groben Straßenbesen (nur dem Kopf, ohne Stil) die Wand abgebürstet
  5. Anschließend noch einmal mit Isopropanol die Wand befeuchtet

Die Lehmsteine wurden desinfiziert und abgebürstet

Das Ergebnis sind schimmelfreie Lehmsteinwände im Erdgeschoss mit (hoffentlich) geringer Chance einer Wiederkehr.

Die Lehmsteinwände aus historischen Lehmsteinen ist gereinigt