30

Jun

2012

Anfänger-Zimmermann-Solo


30.06.2012, 24°C, sonnig


Als ich damals von den Zimmerleuten gefragte wurde, was mit der zweiten Wand des Gäste-WCs geschehen solle, da antwortete ich lapidar "da kommt eine Leichtbau-Wand hin, das mach' ich schon" – was hat mich da bloß geritten?!

Die Zeit bringt neue Ideen und ändert das eigene Empfinden für gewisse Dinge. So auch bei der Küche geschehen, denn es war mal im Gespräche die Wand in der Küche komplett zu verputzen, anstatt wie jetzt, die alten Lehmsteine sichtbar zu lassen.

Ein Blick in die Welt der Zimmerleute

Es ist ein bescheidener Blick aber immerhin hilft es einem zu lernen wie groß der Aufwand ist eine scheinbar kleine Wand aufzustellen – dabei habe ich noch gemogelt was das Zeug hält: Schrauben, keine Holznägel, keine Zapfen und nicht immer ganz passgenau.

Trotz meiner Mogelei habe ich es geschafft alle Ständerbalken (senkrecht) in Lot und unter Spannung aufzustellen. Da wackelt also nicht und ein Türrahmen dürfte auch ohne Probleme reinpassen. Doch nun zu den eigentlichen Einblicken…

Richtscheit auf schiefem Holzbalken

Ich war gleich zu Anfang mit dem Problem konfrontiert eine Standfläche und somit Schnittlinie für den ersten Balken zu finden. Der Balken war schief, sehr sogar und mir war nicht gleich klar, wie ich einen rechten Winkel an einem solchen Gegenstand ermitteln sollte. Irgendwann wurde mir dann bewusst, dass es alles nur Definitionssache sei und ich entschied mich mittels des Richtscheits, eine Bezugslinie festzulegen die parallel zu einer möglichen Mittellinie und somit im rechten Winkel zu der dann gültigen Bodenlinie (Standfläche) stehen würde.

Die ermittelte Basislinie des Holzbalkens

Auf dem nächsten Foto ist übrigens der zweite extrem schiefe Balken zu sehen, der die linke Senkrechte für den Türrahme bilde sollte. Neben solchen schiefe Balken galt es noch das gelegentliche Astloch zu bewältigen die die unangenehme Eigenschaft haben genau dort aufzutauchen wo mit Beitel und Klöppel gearbeitet werden muss – klar.

Fachwerk Balken in Bananenform

Zumindest sah es bald schon aus wie bei den Zimmerleuten. Das untere Foto ist recht früh entstanden (ich bearbeite gerade den ersten Balken), doch später sah es schon eher wie ein Schlachthof aus. Kettensägenöl mischte sich mit Sägespänen und neben der Kette kam noch die 100er Makita zum Einsatz. Einzig ein Kettenstemmer hat mir gefehlt ^^ .

Fast wie beim echte Zimmermann

Das Fachwerk entsteht

Das Fachwerk aufzustellen war schon eine ziemliche Herausforderung. So eine Arbeit hatte ich noch nie gemacht und obendrein fehlten mir die Balken zum üben. Jeder Balken musste sitzen als musste ich mich sehr vorsichtig an die gewünschten Balkenmaße herantasten.

Auch eine Baustütze musste ich vom Dachboden herunterholen um die Ständer vom Türrahmen etwas unter Spannung einbauen zu können. Dazu hob ich den Deckenbalken leicht an (viel ist da sowieso nicht zu machen) und das reichte gerade so um den Balken einzutreiben.

Baustütze hebt das Fachwerk

Die folgenden Bilder zeigen den Verlauf der Wand des Gäste-WCs – ohne weitere Worte.

Der erste Ständerbalken ist eingesetzt

Der zweite Ständerbalkn ist eingesetzt

Drei Riegel oder Qürbalken sind eingebaut

Das Möchtegern Fachwerk ist komplett

Nacktes Fachwerk und vermauertes Fachwerk

Ein paar Details

Mir fehlte das Werkzeug und überhaupt das Können um die Balken mit Zapfen zu verbinden und es ist mir auch nicht gelungen jede Verbindung schön herzustellen. Das kann man besonders an dem Querbalken im Türrahmen sehen. Trotzdem wurden die Verbindungsstellen zum Ende hin optisch ansehnlicher und ich denke, dass man davon ohnehin nicht mehr viel sehen wird, wenn sie einmal zugemauert ist.

Riegel festgepresst zwischen zwei Ständern

Riegel im Türrahmen

Worauf ich aber schon etwas stolz bin, dass ist die Tatsache, dass hier jede Verbindung unter leichter Spannung steht. Ich habe zwar alles mit langen Schrauben gesichert aber bis zwei Riegel würde der Rest von selbst halten; besonders die Ständerbalken.

Die Wand, die eigentlich eine Leichtbauwand werden sollte, ist in einem Tag hochgezogen worden und bietet mir die Möglichkeit auch hier die Fachwerk-Optik im Innenraum zu behalten. Dafür hat sich der Aufwand allemal gelohnt.

Riegel und getrennter Ständer