07

Mrz

2015

Der alte Schuppen wird abgerissen


12℃, sonnig


Morgens gibt es nur zwei Personen, die früh aufstehen und das sind Ronja und ich. Ich gebe zu, dass ich, seitdem die Kleine da ist, wieder etwas mehr Schlaf brauche, doch meistens stimmt der Zeitpunkt zu dem wir aufwachen überein und dann trinken wir zusammen Kakao oder lesen ein Buch. Irgendwann will Ronja dann ihre eigenen Sachen machen und Papa hat etwas Zeit, über andere Dinge nachzudenken – oder diese einfach zu erledigen.

Ausbesserungen mit Lehmputz

Die letzten Holzfaserstreifen hatte ich bereits im Laufe der vergangenen Woche zugeschnitten und brauchte diese nun nur noch mit etwas Lehm an die Decke zu kleben und mit Dämmstofftellern festzuschrauben. Der Vorgang war recht unproblematisch und schnell abgeschlossen.

Der letzte Deckenabschnitt wurde mit Holzfaser verkleidet

Dieser Widerspenstige Deckenbalken erfordert viel Zuarbeit

Doch bei den Arbeiten an der Decke, wurde mir bewusst, an wie vielen Stellen mit Lehm vorgearbeitet werden müsste, um eine einheitliche Fläche erzeugen zu können. Neben den Deckenbalken klaffen teilweise ordentliche Lücken, die in mehreren Schritten aufgefüllt werden müssen, bevor dort eine deckende Schicht Lehmputz aufgetragen werden kann.

An manchen Deckenbalken konnte gleich mit Lehm aufgefüllt werden

Lehmschicht an der Decke dort wo die Lehmsteine angeschraubt wurden

Während einige dieser Schlitze bzw. Lücken so flach waren, dass eine Ladung Lehmputz reichte, um sie zu verschließen, erhielten andere die erste Schicht von vielen und werden in den nächsten Tagen bzw. Wochen sukzessive mit Lehmputz aufgefült.

In die tiefen Lücken an den Balken wurde die erste Lehmschicht eingebracht

Es gehört mit zu den Eigenarten des Lehmbaus, dass man für solche besonders zeitintensiven Auffüllarbeiten einen Blick entwickeln muss, um sie schnell erkennen und angehen zu können. Lehm braucht einfach viel Zeit, um durchzutrocknen, also geht man die tiefen Stellen lieber gleich an ☺.

Der alte Schuppen wird abgerissen

Die Vormieter unseres Hauses haben (vor mehr als sieben Jahren) auf diesem Resthof einen Pferdehof betrieben. Ihre Praktiken waren mehr als fragwürdig und letztendlich mussten sie auch vor dem Gesetz die Flucht ergreifen. Insgesamt keine schöne Geschichte.

Aus dem Nachlass dieser Menschen gehörte neben diversem Unrat, einem vollkommen verwüstetem Garten auch noch eine Bretterbude (gefüllt mit noch mehr Unrat), welche an der Außenwand des Nachbargebäudes montiert ist. Noch.

Wie alt der Schuppen ist, kann ich nicht sagen aber die Bauweise passt zum Handwerk dieser Art Leute – mit anderen Ergüssen ihres handwerklichen Ungeschicks habe ich täglich in den Scheunen zu tun; daher kommt mir die Baukunst so bekannt vor.

Diese Bretterbude seitlich vom Haus soll abgerißen werden

Die Schiefe Frontseite des Schuppens

Hier wurde alles aneinander genagelt, geschraubt und getackert, was verfügbar war. Pappen, Leinensäcke von der Zuckerfabrik und Kunststofffolien wurden als Windabdichtung für die Tiere benutzt; Papierreste in potentielle Windlöcher gestopft und so weiter und so fort.

Ein Zoo an Kindern machte mit beim Abriß

Am Anfang gingen Morien und mir noch zwei weitere Kinder mit dem Abriss zur Hand, doch das Vorhaben wurde ihnen zu langweilig, als ich vom wirkungslosen Herumkloppen auf dem Schuppen abriet. Die richtige Methode, einen solchen Schuppen zu zerlegen, wollten diese beiden dann nicht mehr lernen ;-) .

Dennoch wuchs der Haufen mit dem Abrissholz kontinuierlich und bald hatten wir die vordere Hälfte des Schuppens bis auf das Gerüst abmontiert. Plastik und Pappe wurde entsprechend zum Recycling aufbereitet, während die Holzbretter neben der Tischkreissäge aufgetürmt wurden.

Der Holzstapel mit Abrißholz wächst beständig

Die vordere Hälfte des Schuppens ist abgerißen

Ein Blick in den vorderen Schuppenbereich mit montiertem Dach

Das Holz vom Schuppen in einem riesigen Haufen

Bald waren die Seitenwände des Schuppens entfernt worden und es blieb lediglich das Grundgerüst mitsamt Dach unbekannter Materialart übrig.

Ein Blick in den vorderen Schuppenbereich mit montiertem Dach

Ein Blick in den hinteren Schuppenbereich mit montiertem Dach

Ein Blick in den Schuppen vom Garten aus

Das Dach wird abgetragen

Jetzt, da die Außenwände demontiert waren, konnte ich mir einen guten Eindruck der Gesamtkonstruktion machen. Das Grundgerüst machte einen erstaunlich soliden Eindruck, wenngleich das Fundament eher lieblos wirkte. Ich entschied mich jedenfalls dazu, auf das Dach zu klettern, um dieses zu demontieren und brauchte mich dabei nicht mehr um mein leibliches Wohl zu sorgen.

Die Leiter steht gut verkeilt zwischen Haus und Holzgerüst des Schuppens

Die einzelnen Plattenelemente des Dachs waren mit Sechskant-Bolzen an der Dachlattung festgeschraubt, doch nachdem diese entfernt wurden, konnten einzelne Elemente ohne Probleme (abgesehen vom Gewicht) entfernt werden. Die ersten gingen dann beim Herablassen vom Dach zum Boden leider auch zu Bruch und jetzt dämmerte es mir, dass ich noch keine Ahnung hatte, aus welchem Material das Dach überhaupt bestand.

Das Dach besteht vermutlich aus Fulgurit Dachplatten

Die ersten Fulgurit Dachplatten wurden entfernt

Leider schafften es nicht alle Dachplatten heil nach unten

Was ist Fulgurit?

An einer Stelle konnten wir die Beschriftung "Mage Fulgurit" ausmachen, welche wir nutzten, um etwas zum Material zu recherchieren. Laut Wikipedia wird in Fulgurit aktuell kein Asbest mehr verwendet (toller Anfang zur Recherche) und außerdem darf seit 1993 in Deutschland kein Asbest mehr verarbeitet werden. Die Frage, wie alt dieses Dach wohl ist, wurde damit aber leider nicht beantwortet; das Material ist zumindest alt genug, dass noch kein Herstellungsdatum aufgedruckt wurde.

Diese Ungewissheit reichte mir, um zur FFP3-Maske zu greifen um die restlichen Arbeiten am Dach zu Ende zu bringen.

Ein Blick auf das Dach von oben

Die oberste Schicht des Dachs wurde entfernt

Es gelang mir jedenfalls, eine gewisse Systematik in die Demontage zu bringen und so war das gesamte Dach bald abgedeckt. Übrig blieb das Grundgerüst des Schuppens.

Das Dach wurde entfernt und woanders auf dem Hof gelagert

Das Grundgerüst war nicht so schlecht wie angenommen

Ein Blick in den vorderen Schuppenbereich ohne Dach

Ein Blick in den hinteren Schuppenbereich ohne Dach

Der Blick durch den Schuppen vom Garten aus

Aufräumarbeiten

Es blieben einige Aufräumarbeiten, wie das Umstapeln der Dachplatten und der Entsorgung der Bruchstücke (in einem noch vorhandenen "aaaa"sbest-Bigbag).

Die intakten Platten lehnen an der Scheune des Nachbarns

Die Bruchstücke der Dachplatten lagern im Asbest Bigbag

Ich bin zuversichtlich, dass die "Grundmauern" des Schuppens noch einige Überraschungen für uns parat halten werden, denn schon jetzt haben wir eine merkwürdige Betonplatte, sowie erstaunlich große Steinquader entdeckt. Diese befinden sich alle unmittelbar an der Außenwand des Nachbarhauses, weshalb wir hier vorsichtig vorgehen müssen; es will ja keiner, dass der Nachbar ungewollt einen Fundamentbruch an seinem Haus erleidet.

Entfernt werden konnte nun auch endlich die Verbindung von der Dachentwässerung des Schuppens in das Schmutzwassersystem. Es stammte ursprünglich nicht von uns, aber wir mussten es aufrecht erhalten, solange der Schuppen noch ein Dach hatte. Das ist jetzt glücklicherweise vorbei, also verschwand auch gleich das Rohr.

Den Regenwaßerablauf benötigen wir nun nicht mehr

Erfreulicherweise (und ja, nötig war es auch), haben wir bei den Abrissarbeiten auch gleich noch etwas Feuerholz für den kühlen Frühling gewonnen. Es ist kein gutes Holz, aber es ist alt und verwittert; daher ist jegliche Behandlung sehr lange her und wir können es ohne Sorgen verbrennen.

Das brauchbare Holz des Schuppens zersägt für den Ofen

Wenn alles nach Plan verläuft, dann wird am nächsten Samstag das Grundgerüst des Schuppens abgerissen – Harry hat sich angekündigt ☺.