29
Mai
2014
Wir beginnen mit dem Kalkputz
Wer hätte gedacht, dass wir ausgerechnet an den Fensterlaibungen den ersten Kalkputz aufbringen würden? Nachdem es nun wiederholt passiert ist, dass ich die Wände fertig hatte, bevor Fenster ausgearbeitet waren, wollte ich diesen Fehler nicht wiederholen. Wichtig war und ist mir jedoch, dass der Lehmputz wirklich gut durchgetrocknet ist, damit hoffentlich keine Risse im Kalkputz entstehen wie im Erdgeschoss.
Das kleine Werkzeugset für die Kalkputzarbeiten an den Fenstern beinhaltet folgendes:
- Kübel für den angerührten Kalkgrundputz
- Zwei Quaste zum Auftragen der Kalkmilch
- Zahnkelle und Maurerkelle um den Kalkputz aufzutragen
- Glättespachtel um den Kalkputz flächig zu glätten
- Wassereimer und Messbecher zum Dosieren, Spülen usw.
Vorbereitung ist die halbe Arbeit
Bevor ich mit dem eigentlichen Verputzen beginnen konnte, mussten einige Vorbereitungen getroffen werden. Zuerst wurde die Kalk-Kaseinmilch angemischt, mit der eine Verbindungsbrücke zwischen dem Lehmputz und dem Kalkputz geschaffen wird. Lehm verbindet sich rein mechanisch und bietet dem Kalkputz keinen Grund hängen zu bleiben - abgesehen von kleinen Unebenheiten in der Putzoberfläche. Um diesen Halt noch deutlich zu verstärken, ist es ratsam ein Bindeglied, einen Vermittler, in die Lehmoberfläche einzuarbeiten um zwischen den Schichten gute Haftung zu schaffen. Die Kalk-Kaseinmilch tut genau das und muss deshalb schön in den Lehmputz eingearbeitet werden. In diesem Zusammenhang wird gerne die sagenumwobene "Wurzelholzbürste" erwähnt, doch ein Flächenpinsel oder Quast tut es ebenso. Es kommt halt darauf an, dass die Kalkmilch wirklich gut in den Lehm eingearbeitet bzw. eingerieben wird.
Bevor die Kalkmilch aufgetragen wird, muss vorher der Untergrund vorbereitet werden. Dazu gehörte das "Reinigen" bzw. Abkratzen der Lehmflächen um lose Partikel (Sand & Lehm) zu entfernen.
Ich verwende gerne sowohl eine Kelle, als auch einen Handfeger um das zu bewerkstelligen. Zuerst werden grobe Lehmreste mit der Kelle abgekratzt und anschließend die gesamte Fläche mit dem Handfeger von Staub befreit.
Die Oberfläche feuchte ich dann mit Wasser an, damit der Lehm die Kalkmilch nicht sofort austrocknet, und ich sie mit der obersten Lehmputzschicht schön vermengen kann.
Dann wird erst die Kalk-Kaseinmilch aufgetragen und eingearbeitet.
Die vorbereitete Lehmfläche sieht anschließend aus, als läge ein milchiger Schleier auf ihr. Die oberste Lehmputzschicht sollte Schlieren zeigen, weil die Kalkmilch gut eingearbeitet wurde.
Jetzt sind alle Vorbreitungen für den Kalkputz getroffen worden und das eigentliche Verputzen kann beginnen.
Arbeiten mit Kalkputz
Ich lege keine nennenswerte Arbeitspause ein zwischen dem Auftragen der Kalkmilch und dem Kalkputz. Ich warte also auf keinen Karbonatisierungsprozess oder die "Trocknung" der Kalkmilch. Sobald die Oberfläche vorbereitet ist, mische ich den Kalkputz an, lass diesen 15-30 Minuten reifen und beginne dann sogleich mit dem Verputzen.
Beim Auftrag des Kalkputzes habe ich heute etwas Neues ausprobiert und bin der Anleitung meines Baustoffhändlers (seiner Zunft Maler) gefolgt: 10mm Zahnkelle verwenden um den Kalkputz aufzutragen und anschließend die "Burgzinnen" mit dem Flächenspachtel herunterzudrücken und glatt zu ziehen.
Ich fühle mich wirklich nicht befähigt Tipps zum Verputzen zu geben aber offensichtlich mache ich es ja trotzdem, indem ich meine Erfahrungen schildere. So hat sich für mich herausgestellt, dass eine gewisse Wartezeit zwischen den Verarbeitungsschritten sehr hilfreich sein kann. Nachdem der Kalkputz also mit der Zahnkelle aufgetragen und anschließend vorgeglättet wurde, warte ich eine Stunde (das ist abhängig von der Konsistenz des Putzes), bevor ich mit dem Glättespachtel erneut über die Oberfläche ziehe.
Das Wundermittel Schwammbrett
Da wir die rauhe Optik mögen, die das Schwammbrett hinterlässt, warte ich anschließend eine weitere Stunde, bevor ich damit die Oberfläche bearbeite.
Jeder der schon mit Photo-Retusche-Werkzeugen gearbeitet hat kennt die diversen Hilfsmittel mit denen selbst die schäbigsten Visagen in schillernde Schönheiten verwandelt werden – so ähnlich verhält es sich mit dem Schwammbrett. Das Schwammbrett wird dazu mit Wasser vollgesogen und anschließend mittels Abroller (oder einfach an der Kante des Wassereimers) ausgedrückt. Mit der Restfeuchte kann man dann mit vorsichtigen, kreisenden Bewegungen die Oberfläche des Putzes anrauen, Unebenheiten ausgleichen, Risse vertuschen und den einen oder anderen Pickel entfernen ;-) .
Die Oberfläche sieht anschließend so schön aus, wie die Werbeplakate an der Bushaltestelle, obwohl der Verputzer nicht viel auf dem Kasten hat!
Unebenheiten an den runden Ecken, habe ich leichtsinnigerweise mit der bloßen Hand ausgeglichen. Das ermöglichte mir mehr Feingefühl und sorgte gleichzeitig dafür, dass der frische Kalkputz meine Hautoberfläche ordentlich in Mitleidenschaft zog. Wer mit Putz arbeitet (sofern es nicht Lehm ist), sollte grundsätzliche Handschuhe tragen. "Öko" bedeutet nicht "harmlos".
Verputzte Fenster
Nach einem Tag des Verputzens, wurden mir gleich mehrere Probleme bewusst. Zum einen bin ich nicht wirklich schnell genug um große Flächen in einem Durchgang zu verputzen. Das ist ein Problem, denn Flächen sollten immer als Ganzes verputzt werden – der Versuch einzelne Abschnitte nachträglich anzuputzen bereitet selbst erfahrenen Putzern Probleme.
Daher entschloss ich mich zuerst die Fensterlaibungen im Schlafzimmer und Flur zu verputzen; nicht jedoch die Fensterbänke. Die Kanten/Rundungen der Fensterlaibungen habe ich dabei ungefähr 3cm-5cm in die Wandfläche hineingezogen. Wie ich hier den Anschluss herstellen werde ist mir noch unklar aber mir fehlt momentan einfach die Geschwindigkeit um alles in einem Abwasch zu erledigen.
An einem Fenster habe ich die Putzfläche oberhalb des Sturzes dann gleich bis zur Decke durchgeputzt. Ob das eine gute oder schlechte Idee war wird sich noch herausstellen; ich experimentiere noch mit meinen eigenen Fähigkeiten.
An einer anderen Stelle habe ich die Fläche oberhalb des Sturzes unverputzt gelassen. Welches Verfahren besser ist, stelle ich dann beim Verputzen der Wandflächen fest ;-) .
Im Flur hingegen bot es sich an gleich den gesamten Fenstersturz zu verputzen, da seitlich bereits die Eckwände angrenzen und keine weitere Fläche zum Verputzen ansteht.