16

Apr

2014

Schilfrohrmatten gegen die Schwerkraft


14℃


Dieses Mal passierte es am späten Nachmittag und nicht während der Nacht – doch es passierte: Der Lehmputz kam heruntergepoltert. Ich meine damit natürlich den fußbodenaffinen Lehmputz mit dem die Stelle, an der das Mäusehotel einst war, verschlossen werden sollte.

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung warum sich der Lehmputz wieder abgetrennt hat. Der Untergrund wurde ordentlich angeraut, lose Putzreste entfernt und alles gut vorgenässt bevor die Lehmputz-Schicht aufgetragen wurde. Nach meinem Kentnissstand ist das eine ordentliche Vorgehensweise und hat mir bis dato gute Ergebnisse geliefert.

Es war also Zeit "schwerere Geschosse" aufzufahren und eine weitere Lage Schilfrohrmatte an die Decke zu schrauben.

Die zweite Schilfrohrmatte hält den widerspenstigen Lehm an der Decke

Also wurde ein Stück Schilfrohrmatte zurechtgestutzt und mittels Dämmstofftellern an den Deckenhölzern festgeschraubt. Die gesamte (neue) Fläche habe ich anschließend noch mit recht dünnem Lehmputz kräftig verschmiert, damit der Lehm sich auch in alle Ritzen und Lücken festkrallen konnte.

Wenn der Lehmputz jetzt nochmal herunterfällt, rufe ich einen Exorzisten oder einen Trockenbauer ☻☺.

Die Schilfrohrmatte wurde in den Lehmputz eingebettet und an den Deckenhölzern festgeschraubt

Die Decken bekommen eine Abreibung

Die Lehmdecken wurden bereits mit der letzten Schicht Lehmoberputz versehen und jetzt ging es darum ihnen den letzten "Schliff" zu verpassen. Dazu wurden im Wesentlichen zwei Werkzeuge verwendet: Ein Stukkateurspachtel und das Schwammbrett im Fliesenlegereimer.

Dazu feuchte ich den Lehmputz mit Wasser aus dem Pumpsprüher an und verreibe unter sehr sanftem Druck den Lehmoberputz an der Decke. Dabei rieselt Lehm von der Decke – es ist also ratsam eine Brille zu tragen oder zumindest nicht direkt in den Sandregen zu schauen *g*.

Mit dem Schwammbrett in kreisenden Bewegungen über die Lehmschicht ziehen

Die Struktur der Lehmoberfläche ist anschließend "sandig" (wie nicht anders zu erwarten war) und da die verputzte Fläche beim Verputzen mit der Glättekelle abgezogen wurde, sind Unebenheiten nun sehr deutlich zu erkennen.

Die Vertiefungen im Lehm sind deutlich zu erkennen

Beim genauen Hinblicken, sieht man also deutlich etwaige Täler in der Deckenstruktur, da diese glatt sind im Kontrast zur sandig wirkenden Umgebung.

An manchen Stellen gibt es Kanten vom Abziehen mit der Glättekelle, die sehr schwer glatt zu reiben sind. Hier reicht es, nicht lange mit dem Schwammbrett über eine Stelle zu kreisen, da es den angrenzenden Lehmputz mit der Zeit zu sehr aufraut. Es hat sich als sehr nützlich herausgestellt hier einfach mit dem Stukkateurspachtel die Erhebung abzukratzen, sodass eine ebene Fläche entsteht die anschließend wieder wunderbar mit dem Schwammbrett verrieben werden kann. Spurlos.

Lehmkanten vom Glätten können mit dem Stuckateurspachtel entfernt werden

Auch an den Ecken zu den Fachwerkbalken ist der Stukatteurspachtel eine große Hilfe, da dieser so klein und handlich ist, dass er in jede noch so natürliche Wölbung des Balkens passt und zielgenau überschüssigen Lehmputz entfernt.

Der Rand zwischen dem Deckenbalken und der Decke wird mit dem Stuckateurspachtel freigekratzt

Schöne Lehmdecken

Die Lehmdecken lassen sich nach dieser Schönheitskur wirklich sehen! Die Optik ist angenehm ruhig und harmoniert perfekt mit den Holzbalken. Ein riesiger Unterschied zum vorherigen, bemalten Zustand oder gar der absurden Idee die Decke mit Raufasertapete zuzukleistern.

Der Lehmputz an den Decken wurde abgerieben I

Der Lehmputz an den Decken wurde abgerieben II

Leider habe ich offensichtlich nicht überall genug Lehmputz aufgetragen und so scheint an der einen oder anderen Stelle das Putzgewebe durch den Lehmput. Dank der Tatsache, dass es sich um helles Glasfasergewebe handelt, leuchtet es natürlich besonders durch den braunen Lehm. Da werde ich mir noch etwas einfallen lassen müssen.

An einigen Stellen ist das Putzgewebe sichtbar

Aufräumarbeiten

Wenn man viel mit Lehm an Decken gespielt hat, fällt auch einiges wieder herunter. An dieser Stelle muss erneut erwähnt werden, dass dieser Lehm kein Bauschutt ist, sondern ein wertvoller, voll-recyclebarer Baustoff!

Ich legte also eine Aufräumphase ein um den Lehmputz mit der langen Kelle vom Boden zu kratzen und in Eimern einzulagern. Wie auf dem letzten Foto zu erkennen ist, kommen dabei viele Eimer Lehm zusammen. Da sich hier große Klumpen mit feinem Lehmputz mischen, muss das Gemisch in Wasser eingesumpft werden. Tägliches Rühren mit dem Rührwerk hilft die großen Klumpen schnell aufzubrechen.

Der Flurboden wurde von Lehmresten bereinigt

Der entstehende Lehmputz kann wunderbar für gröbere Arbeiten, wie dem Ausgleichen einer großen Wandfläche oder dem Auffüllen von größeren Vertiefungen verwendet werden.

Die Lehmreste werden stets eingesumpft und wieder verwendet