10

Aug

2013

Aus Lehmresten wird Lehmpulver


10.08.2013, 24°C, sonnig


Am vergangenen Lehmputztag (clayday ;-) ) habe ich mit Schrecken festgestellt, dass ich mich beim Lehmkauf stark verkalkuliert hatte. Mein Bauchgefühl sagte, dass acht Bigbags zzgl. der 1½ Beutel mit Oberputz für das Obergeschoss reichen würden – doch das beruhte auf den Erfahrungen mit dem Untergeschoss. Da wir oben jedoch deutlich mehr Wände haben passt das hinten und vorne nicht.

Jammern hilft nicht (es hilft nie!) also musste ein alternativer Plan her. Noch mehr Lehmputz einkaufen wäre eine Option gewesen, scheitert aber am Geldmangel. Für die letzte Lieferung mussten wir schon mehr als €2000 bezahlen und ein nicht zu verachtender Anteil hatten die Frachtkosten.

Was haben wir? Wir haben Lehmreste aus dem Abriss des Hauses, die ich – dank dem Ratschlag eines bekannten Architekten – aufbewahrt und eingelagert habe. Dazu gehören auch alte Lehmsteine, mit denen ehemals und nur teilweise Gefache zugemauert waren (das war eine sehr abenteuerliche Mischung in unserem Haus). Da nicht alle Lehmsteine intakt geblieben sind (und die intakten wurden ja schon für den Innenbereich im Erdgeschoss eingesetzt), entschieden wir uns den Bruch zu Lehmpulver zu verarbeiten mit der Rüttelplatte. Das ist kein unbekanntes Verfahren, schließlich haben Nicole und ich damals die Zwischendecke des Hauses mit ca. 16 bis 18 Bigbags von solchem Altlehm verfüllt.

Zerrüttelte Reste von Altlehmsteinen

Das neue Lehmzerkleinerungsteam besteht aus den beiden Lehm-Helden Harry und meiner Wenigkeit. Die T-Shirts haben wir Annika und ihrer Mutter zu verdanken, welche sie bei einer Einkaufstour entdeckten. Seitdem ist das unser semi-ofizielles Baukostüm.

Der Lehm wird mittels Wurfsieb gesiebt

Superman kann auch von der Seite sieben

Wir haben übrigens beide ein Baukostüm

Da mich seit über einer Woche nun enorme Rückenschmerzen plagen, beschränkte sich meine Tätigkeit auf Arbeiten, die möglichst keinen gebeugten Rücken erforderten. Somit hat Harry fast das komplette Schaufeln übernommen, während ich die Rüttelplatte bediente um den Lehmsteinbruch zu Pulver zu verarbeiten.

Die grossen Stücke wurden verteilt und wieder gerüttelt

Die Rüttelplatte wird angezogen

A hard days work

Es war eine anstrengende Arbeit für beide und jeder hatte auf seine Art mit der Aufgabe zu kämpfen. Harry übernahm fast die ganz Arbeit und ich versuchte mich nur so zu bewegen, dass mein Rücken mich nicht umbringen würde – trotz der Schmerzmittel.

Auf Nachfrage konnte Harry noch lächeln nach der harten Schufterei

Am Ende des Tages hatten wir es jedoch geschafft einen Bigbag übervoll mit Lehmpulver zu füllen. Ich sage explizit nicht Lehmputz, weil dieser Lehm sehr, sehr fett ist. Es kursieren erste Gedanken ihn mit Sand zu strecken.

Das Lehmzimmer hat derweilen einen großen Stapel an Lehmbruchsteinen "verloren" und ist trotzdem kaum leerer geworden. Wir haben hier noch einiges an Reserven, die angezapft werden können und das ist gut so. Mal sehen ob dieses Experiment gelingt.

Es ist ein ordentlicher Haufen Lehmsteinbruch recyclet worden