29

Jul

2013

Fiat lux


29.07.2013, 29°C


Ich denke es muss vor ca. vier Jahren gewesen sein, als die Elektrik in der großen Scheune lahmgelegt wurde. Ein Bauschritt am Haus erforderte die Kappung der Zuleitungen und ich war ohnehin froh, dass diese mir vollkommen suspekte und unbekannte Masse an Kabeln endlich stromlos war. Wenn ganze Generationen an Elektrikern einfach immer angeflanscht haben und nebenbei der Landwirt sich noch selbst an irgendwas versucht hat, dann lebt man gefährlich.

Mein Vater, gelernter Elektriker, und ich haben vor wenigen Wochen begonnen der Scheunenelektrik neues Leben einzuhauchen und hatten die Grundsteine für einen weiteren Ausbau gelegt. Dazu gehörten neben einer 6mm2 Dreiphasen-Zuleitung mit 35A Absicherung auch die strukturelle Infrastruktur um die Leitungen gut durch die lange Scheune zu bringen.

Alle Bahnen der Leitungsklemmen sind voll belegt

Als mein Vater wieder abreiste, gab es endlich die sogenannte "Notbeleuchtung" in der Scheune (die Schildkröten) und einige, wenige Leitungen fürten entlang der Kabelautobahn. In den vergangenen Tagen habe ich zwischendurch mal die eine oder andere Leitung verlegt bzw. geplant und gestern hat sich ein Baumarkt-Besuch ergeben bei dem fette Beute in Form von Steckdose, Schaltern und Wannenleuchten gemacht wurde.

Eine wahre Leitungsautobahn führt durch die Scheune

Ausbau der Scheunenbeleuchtung

Bevor ich mit den Arbeiten an den Eichenlamellen für die Haustür beginnen wollte, war es mir besonders wichtig bzw. eine Voraussetzung dafür, dass es endlich Licht in der Scheune geben sollte. Ich wollte nicht länger neben einem Baustrahler mit zugekniffenen Augen versuchen eine Markierung zu erahnen oder ein Holz zu schneiden.

Aus dieser persönlichen Voraussetzung für weitere Arbeiten entstand dann auch sogleich die erste Steckdose in der Scheune, seitdem die alten vor Jahren abgeklemmt wurden. Bislang wurde eine Kabeltrommel entweder vom Haupthaus und später von der kleinen Scheune (und das war schon ein Fortschritt) in die große Scheune ausgerollt um dann dort mit elektrischen Geräten arbeiten zu können.

Nun war sie da – Yay! – *Sektkorkenknallen*

Die erste Steckdose in der grossen Scheune

Doch noch viel wichtiger war die Anbringung der insgesamt vier Wannenleuchten. Jede dieser Feuchtraumleuchten beinhaltet zwei 58W Leuchtstoffröhren in der Ausführung "Tageslicht"-hell und es stimmt tatsächlich.

Die 2x58 Leuchtstofflampen sind sehr hell

Anhand der nächsten beiden Fotos ist gut zu erkennen was für ein Unterschied es macht ob die Lampen eingeschaltet sind oder nicht.

Wie die Anbringung der Wannenleuchten, in luftiger Höhe von vier Metern, zu schaffen sei war mir ein komplettes Rätsel, bis ich meine Leiter "wiederentdeckte". Die hat nämlich auch eine Klappfunktion und diese Entdeckung wiederrum erklärte endlich warum ich zwei der drei Leiterabschnitte nie auseinandernehmen konnte *g*. Vermutlich wusste ich das alles mal vor fünf Jahren und habe es nur wieder vergessen ;-) .

Notbeleuchtung in der Scheune

Tageslicht Leuchtstofflampen in der Scheune

Eichenlamellen auf Maß geschnitten

Es konnten also endlich die Arbeiten an den einzelnen Eichenlamellen der Haustürstufe beginnen…

…und die erste Frage, die ich mir stellte war wie ich rechtwinklige Lamellen herstellen könnte.

Ich betrachtete die Faserrichtung des Holzes, die Ausrichtung des ersten Schnittes aus dem Eichenbalken und ließ meine Gedanken eine Weile um sich selbst und die entstandenen Fantasiegebilde kreisen. Irgendwann wurde mir dann klar, dass ich eine Entscheidung treffen müsste. Mir ging es überhaupt um eine Entscheidung aber dann wurde auch klar, dass ich mit Hilfe der Anlegekanten der Kappsäge die Entscheidung für eine Basislinie fällen würde.

Erinnerungen an Testzuschnitte für Julian hatten mich darauf gebracht: Man nehme ein beliebiges Stück Holz und entscheide mittels eines gerade Schnittes welches die Basiskante ist. Ist diese einmal ermittelt, so kann durch anlegen des Holzes an diesen Referenzschnitt – und unter der Voraussetzung, dass die Säge perfekte 90° Schnitte macht – der nächste, rechtwinklige Schnitt gemacht werden. So arbeitet man sich einmal um das Holzstück herum und kommt dann mit einem perfekten 90° Winkel an der Basiskante wieder an. Insgesamt sind es nur vier Schnitte.

Zwei Seiten im rechten Winkel züinander

Das Prinzip funktioniert in der Praxis leider nur, wenn das Holz eine ausreichend lange Anlegekante hat. Bei Holzlamellen, dessen kurze Seite nur 65mm bis 70mm beträgt taugt die Kante zumindest bei meiner Kappsäge nicht – daher brauchte ich eine seitliche Unterstützung von einem perfekten rechten Winkel.

Der Winkel wurde als Führungshilfe benutzt

Auf dem oberen Foto ist dem Adlerauge nicht entgangen, dass links der ECE Anschlagwinkel mittels Schraubzwinge an der Kappsäge befestigt ist um eine bessere, genauere Führung und Stabilität während des Schnitts zu bekommen.

Gehalten habe ich die Lamelle dann von Hand, weil die Kappsäge einfach nicht dafür ausgelegt ist so kleine Flächen gut zu befestigen. Kinder, davon kann ich nur abraten – versucht das also nicht Zuhause, das funktioniert nur im Film und im Netz ;-) .

Sollte dennoch jemand so ein Stunt abziehen wollen, dann bitte darauf achten, dass die Kraft zum Halten des Holzes immer parallel zum Sägeblatt oder davon weg gerichtet ist. Den Kraftvektor niemals den Richtungsvektor des Sägeblatts kreuzen lassen!

Die Längschnitte müssen gut geplant sein

Kritisch bei dem Zuschnitt der Lamellen ist nur die Höhe und die Länge, da die Breite beim Verleimen vieler unterschiedlicher Lamellen ohnehin Variabel ist und ich keine Ambitionen habe identische Lamellen zu verwenden; nicht nur, weil ich benutzen musste was da war, sondern auch weil es von der Optik besser passen wird.

Oben ist die Referenzlamelle unten die neü

Da jede Seite einer Lamellen zugesägt werden musste, habe ich mir angewöhnt jede noch nicht bearbeitete Fläche mit einem Kreuz zu versehen. So konnte ich immer sofort erkennen welche Seite einer Lamelle noch mit dem Sägeblatt einen Termin hatte.

Es werden die Seiten markiert die noch nicht angegelichen wurden

Gesammelte Lamellen

Ursprünglich hatte ich mal verkündet, dass ich vor hatte eine perfekte Schnittkante zwischen zwei Lamellen zu konstruieren indem ich die Handkreissäge genau entlang dieser gemeinsamen Kante führe. Leider war es nicht praktikabel, weil die Lamellen einfach nicht genug Platz für Befestigung (z.B. Schraubzwingen), als auch Handkreissäge boten. Daher bin ich zu dem oben genannten Verfahren übergegangen, welches für mehr oder weniger schöne und gleichmäßige Schnittkanten gesorgt hat.

Drei Eichen Lamellen

Drei Lamellen aneinander gedrückt

Beim Zusammendrücken mehrerer Eichenlamellen bot sich ein ganz brauchbares Bild – die Lückenbildung war vorhanden aber nicht übermäßig schlimm für einen Laien wie mich. Ich vermute das geht im Gesamtbild einfach unter.

Heute wurden 60cm Stufe erschaffen

So enstanden heute Lamellen für insgesamt 60cm Stufe. Bei diesen Sägearbeiten ist mir heute aufgefallen, dass eine Absaugung für die Kappsäge wirklich eine feine Sache wäre – vor allem wenn ich vorhabe noch mehr Leimholzstufen für die Übergänge zwischen den Zimmern zu basteln.

Kappsäge ohne Absaugung