04
Jun
2011
Gewinnung von Lehm aus Altlehm
Das Thema spukte mir insgeheim im Kopf herum - es lungerte sozusagen als unbeantwortete Frage im Hinterkopf: Funktioniert das Prinzip der Lehmgewinnung mittels Rüttelplatte, Wurfsieb und der Putzmaschine PFT G4?
Doch bevor das beantwortet werden konnte, mussten noch einige Vorbereitungen getroffen und einige andere Arbeiten, die noch nicht abgeschlossen waren, zu Ende gebracht werden …
Ersatz-Deckenbalken
Sicherlich erinnert ihr euch noch an die versetzten Deckenbalken im Fachwerk oberhalb von Nicoles Zimmer? Wir hatten lange gegrübelt was wir an dieser Stelle unernehmen könnten, damit wir die neuen KVH-Balken links und rechts anlegen könnten und uns dann spontan dafür entschieden
Diesmal ging es darum die entstandenen Lücken wieder zu befüllen, schließlich soll es ja wie ein durchgehendes Fachwerk aussehen, etwas den Schall von oben aufnehmen und den seitlich angebrachten Konstruktionsvollhölzern halt bieten (besser gesagt als Abstandshalter dienen).
Es ging ja nur um zwei Balkenstummel aber die wollen erst einmal gefunden werden in unserer (nicht sonderlich zugänglichen) Sammlung an Holz. Ein Kandidat hatten wir dabei, der eine besondere Behandlung brauchte. Der Anschlussbalken hatte einen Versatz den wir verdecken wollten. Das Problem: der Schnitt war zu tief für die Makita 5103R (100mm Schnittiefe) und so musste das etwas gröbere Schnitzwerkzeug zum Einsatz kommen.
Ein Meisterwerk ist es sicherlich nicht geworden, es ist auch letztendlich nur "Verblendwerk" - aber dafür ordentliches. Die Balkenstummel wurden von beiden Seiten mit den bekannten Schlüsselschrauben gesichert.
Aufräumarbeiten
An den wärmeren der vergangenen Tage habe ich damit begonnen unseren Hof großflächig abzuspülen um ihn so für die Rüttelarbeiten vorzubereiten. Heute machten Keanu und ich dann quasi den Rest. Die Fläche stellte sich auch als groß genug heraus für die Lehmgewinnung aus Altlehm.
Doch sechs der insgesamt elf Beutel mit Lehm aus Abrissarbeiten standen noch in der kleinen Scheune und die war so oder so in einem chaotischen Zustand. Ich wollte also die Beutel da raus haben um Platz zu machen für die Innendämmung des Hauses und weil wir den Altlehm auf dem Hof "bereinigen" wollten.
In der Scheune standen: die Putzmaschine PFT G4 mit insgesamt 30m Putzschlauch, zwei abgerissene Eichentreppen aus dem Haus, sechs Bigbags mit Lehm (es ist wohl fair anzunehmen, dass einer eine Tonne wiegt), 40 Baustützen und nochmal 15 Holzbalken verschiedener Stärke. Die vier Stahlträger habe ich einfach da gelassen :-D .
Der größte Teil der Baustützen ist übrigens noch gültiges Zahlungsmittel für die Holzbalken der Zimmerleute. Wir wollten also pfleglich damit umgehen und haben sie im oberen Teil der Scheune gelagert.
Nachdem wir uns einige Zeit am Lagern der Baustützen abgemüht hatten und auch sonst alles umgelagert war, konnten wir eine frisch gereinigte Scheune präsentieren. Dabei ist mir (bevor ich den Boden abgespritzt hatte) aufgefallen, dass am Bodenschweller zu linken Wand hin der Beton feucht war - da wird wohl auch nochmal was gemacht werden müssen *seufz* .
Man kann an den Schleifspuren erkennen, dass der letzte Bigbag nicht mehr gut auf der Palette lag :-) .
Machbarkeitsstudie: Lehmmörtel aus Altlehm gewinnen
Unser Ziel: aus elf prall gefüllten Bigbags mit Lehm aus Abrissarbeiten, möglichst viel Lehm für die Putzmaschine gewinnen um damit die Deckenkonstruktion zu befüllen. Warum Lehm anstatt einer Schüttung? Zum einen passt es natürlich gut in das Gesamtkonzept herein, der Lehm ist vorhanden und obendrein noch wesentlich günstiger als eine Schüttung jeglicher Art. Lehm hat auch hier wunderbare Eigenschaften: es ist schwer und nimmt somit Schwingungen auf, es ist gut zu verarbeiten (wie fast immer) und es hat Feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften.
Dann mal los …
Wir begannen mit der Aufstellung aller Gerätschaften und machten zuerst einen Probedurchlauf, wobei eine Schubkarre mit gesäuberten Lehmputz produziert wurde.
Der Ablauf hat sich während der Arbeiten mehrmals verändert weil noch nicht klar war wie es am effizientesten ist.
Zuerst wurde der Altlehm auf den Boden geworfen und sofort gerüttelt und dann gesiebt. War nicht sehr effizient, da die Schichtdicke zu groß war. Der Rüttler konnte nicht effizient arbeiten.
Das erstmalige Sieben, gefolgt von einem Rütteldurchgang und das ganze zweimal war schon besser. Die Ausbeute war auch gut. Aber es ging noch schneller.
Wir beginnen damit die größten Lehmklumpen (Faustgröße) auszusortieren und der Rest wird zweimal gesiebt (einmal durchwerfen und das was vorner herunterfällt gleich nochmal sieben). Was dann noch heruntergefallen ist wird beiseite geschoben und dünn auf dem Hof verteilt. Wenn wir genug beisammen haben, werfen wir die großen Klumpen mit auf das Feld und rütteln eine Zeitlang. Der Rest wird nochmal zweimal gesiebt.
Wir glauben damit den besten Ablauf gefunden zu haben. Die Ausbeute ist gut, der Ausschuss sieht wirklich wie Müll aus und die Rüttelplatte kann gezielt und effizient eingesetzt werden.
Im oberen Bild oben links ist der gesäuberte Lehm, rechts das Feld für die Rüttelplatte. Im unteren Bild ist der Ausschuss zu sehen: Steine, Stöcker, Zementputz und dergleichen. Im Ausschuss ist natürlich auch der besonders feste Lehm enthalten für den es einfach nicht lohnt einen weiteren Rüttel-/Siebedurchgang anzustreben.
Doch die Krönung war der Bigbag voller Lehmputz, den wir nun jetzt genau so einsetzen können. Keine Feuchtigkeit bedeutet, dass wir die PFT G4 mit Schaufelrad betreiben können!
Ein Test-Durchlauf mit Altlehm
Bevor wir einen Bigbag Altlehm siebten, wollten wir natürlich prüfen ob das Konzept überhaupt aufgeht. Es war also wichtig für uns zu sehen ob die PFT G4 mit dem gewonnenen Lehm umgehen kann; produziert sie einen brauchbaren Lehm für die Deckenfüllung?
Also schaufelten wir die gesamte Schubkarre in den Trichter, was wohl Macht der Gewohnheit war. Nicole wurde dann klar, dass wir die Maschine nicht von Hand befüllen müssen, sondern das Zellenrad benutzen können. Also haben wir den Trichter wieder ausgeleert, das Zellenrad eingebaut, die Abdeckung drauf und haben dann mit der Schaufel die Maschine befüllt.
Und die Belohnung war eine wunderbare Lehmmischung am anderen Ende des kurzen Putzschlauches. Das Prinzip funktioniert, die Putzmaschine akzeptiert den gesiebten Lehm und wir bekommen eine perfekte Füllung für die Zwischendecke. Challenge accepted and defeated!
Sonstiges
Am Ende des Tages war ein Bigbag mit Altlehm gesiebt und der Hof gereinigt für die nächsten Durchgänge …
und der Nachwuchs hat sich während des Tages ein schönes Leben gemacht. Da das letzte Plantschbecken löchrig war musste das Prinzip des Schlauchboots etwas "angepasst" werden an die aktuellen Bedürfnisse.