28

Aug

2010

Eine weitere Lage Lehmputz


28.08.2010


Ich habe mir heute morgen einen interessanten Film von dem Hersteller unseres maschinenfähigen Kalkzement-Leichtputzes angeschaut. Wir benutzen diesen Putz um die Schornsteine (mittels der PFT G4) zu verputzen und somit ansehnlich zu gestalten. Im Mittelpunkt des Films stand ein "neues" Produkt welches durch "Firmenübergreifenden Technologietransfer" entstanden ist. Besonders gut fand ich an dem Film die Darlegung worin denn der Grund für den Algen- und Pilzbefall moderner Fassaden bestehe.

Früher waren die Außenwände nicht gedämmt, somit ist die Wärme aus dem Innenraum nach Außen gelangt und hat die Trocknung der Außenwände beschleunigt. Es konnte sich kein Wasser halten, also war auch die Algenbildung nicht möglich (oder zumindest stark gehemmt). Heutzutage dämmt sich jeder zu tode, die Wärme bleibt drinnen, also mussten (so glaubte Mensch) die Außenoberflächen Hydrophob ausgelegt werden. Weil sich dort aber das Tauwasser besonders lange hält (es gibt keine von Innen nach außen dringende Wärme und die Oberfläche ist Wasserabweisend) kam es zu Algenbildung. Um dem entgegenzutreten wurden Biozide in die Außenfassade eingearbeitet. Diese Biozide waschen aber im Laufe der Zeit aus und gelangen über das Regenwasser in Bäche und Flüsse und letztendlich in unser Trinkwasser.

Also haben sich die Firmen zusammengesetzt und einen Putz entwickelt welcher in der Lage ist Tauwasser aufzunehmen um somit die Algen- und Pilzbildung an der Außenwand zu unterbinden ohne auf Biozide zurückgreifen zu müssen. Das ist eine löbliche Initiative und allen Wassertrinkern wird es zugute kommen.

Besonders interessant ist natürlich, dass besonders Feuchtigkeitregulierende Baustoffe bereits seit Jahrtausenden von Menschen eingesetzt werden in der Form von Kalkputz. Im Gegensatz zu allen anderen, modern-hydrophoben Baustoffen sind diese aber auch nahezu CO2-Neutral, biologisch abbaubar und fungiziös. Ich werde, vermutlich mein Leben lang, mit Genuß (aber auch Sorge) beobachten, wie die Industrie (demnächst mit Nano-technologie und gentechnisch veränderten Mikroben) versucht diese Eigenschaften in 'moderne' Zementputze zu zwingen. Mal sehen ob das klappt ...

Kollateralschäden an der Lehmwand vom Zementmörtel spritzen

Lehm Marsch!

Auf der Baustelle haben wir heute mal wieder Lehm gespritzt. Da wir unsere normale Förderschnecke vorgestern festgefahren hatten, mussten wir diese im Schraubstock wieder korrekt einstellen. Leider war noch immer Zementmörtel in der Schnecke und wir musste die Maschine 4-5 Mal bis zur Auslösung der Sicherung anfahren damit sie sich wieder freiarbeiten konnte.

Zwei Mal müssen wir noch vereinzelt Lehm spritzen

Ich war vorne an der Spritze und Nicole an der Maschine, wie sonst auch. Im Gegensatz zu den vorherigen Sitzungen hatte ich aber genug mit mir selbst zu kämpfen (senkrecht stehen ging, aber wehe ich machte eine Drehbewegung, dann tat der Fuß weh), deshalb musste Nicole ihre eigene Technik entwickeln wie sie den Lehm in den Sammelbehälter der Putzmaschine bekam. Nach einer Weile hatten wir alles eingespielt und haben es tatsächlich geschafft in einem sechstündigen Marathonlauf das gesamte untere Stockwerk mit einer Lage Lehmputz zu versehen. Viele Felder sind nun abgeschlossen und der nächste Rundgang wird um einiges schneller sein.

Vereinzelt sehen die Wände quasi fertig aus

Keanus Zimmer bekommt Lehm

Als wir unten fertig waren, hatten wir noch immer eine Schubkarre mit Lehmputz und der Schlauch der PFT G4 war auch noch mit Lehm gefüllt. Also gingen wir ins OG und spritzten eine erste Lage Lehmputz auf Keanus Außenwand. Es ist wunderbar einfach im OG, denn die Deckenhöhe ist dort nur ca. 210cm - also leicht für mich zu erreichen mit meinen 190cm Körperlänge.

Lehmputz an Keanus Zimmerwand im OG